05 - East Coast

Dienstag, 27. Dezember 2005

Die Kueste wieder runter

Ich hatte aufgehoert damit, dass unser letztes Wochenende in Home Hill vor der Tuer stand. Noch einmal also feiern mit all den Leuten, die fuer uns in den letzten zwei Monaten so etwas wie eine zweite Familie geworden sind. Ich kann euch sagen, wir haben es richtig krachen lassen! Der Sonntag war also ein richtig verpennter Tag, nachdem fast keiner vor 5 ins Bett gekommen ist. Da wir fuer Montag unseren Tauchgang am Yongala Shipwreck vor der Kueste der Nachbarstadt Ayr gebucht hatten, blieben wir die Nacht auf Montag auch noch in Home Hill. Bezahlt haben wir dafuer nicht, denn es kostet nur 95 Dollar, wenn man fuer eine Woche im Voraus zahlt, jedoch 20 Dollar pro Einzelnacht und unsere Woche war am Sonntag abgelaufen. Also haben wir uns einfach unauffaellig wieder in unsere Betten gelegt und keiner hat’s gemerkt oder es war einfach egal, denn das Hostel war eh nur noch halbvoll bzw. -leer.

Montagmorgen fuhren wir mit Sven also zum Strand von Ayr. Da Ayr etwas im Landesinneren liegt, sind es bis dahin noch mal gut 10 Kilometer. Dann sahen wir das Boot. Ein monstroeses Schlauchboot mit zwei riesigen 250 PS-Aussenbordern. Praedikat: Beeindruckend! Kurzes Briefing, Ausruestung geschnappt und im 4WD runter zum Strand. Dann ging es in einem Affenzahn raus aufs Meer. Gut 40 Minuten brauchten wir bis zum Schiffswrack. Wir legten unsere Ausruestung an und dann waren wir auch schon im Wasser. Da Fabi und ich nur ein Open Water-Tauchzertifikat (bis 18 Meter) haben, musste ein Dive Instructor mit uns runter, denn die Yongala liegt in 14-28 Metern Tiefe. Ausserdem herrscht dort eine starke Stroemung, weshalb man sich beim Abstieg staendig an einem Seil festhalten muss. Was wir dann sahen, uebertraf unsere Erwartungen. Das Wrack ist uebersaet mit Korallen und ein einziger riesiger Fischschwarm aus kleinen Fischchen schwimmt staendig um das Wrack herum. Einfach Wahnsinn durch diesen Schwarm durchzutauchen. Schwaerme von grossen Fischen gibt es natuerlich auch. Ausserdem sahen wir eine Seeschlange und streichelten sie auch. Anschliessend erzaehlte uns unser Dive Instructor, dass wir gerade die viertgiftigste Schlange der Erde gehaendelt haben. Oops! Eine riesengrosse Qualle mit enormen Tentakeln schwamm auch um das Wrack herum. Auf dem Weg zurueck nach oben mussten wir zwei Stopps bei 10 und 5 Metern einlegen. Das ist eine der Besonderheiten eines Tauchgangs tiefer als 18 Meter.

Dann war der erste Tauchgang vorueber und wir bekamen einen Snack. Der bekam mir anscheinend gar nicht gut, den ploetzlich fuehlte ich mich seekrank. Ich fragte einen der Guides was man dagegen machen kann und bekam zur Antwort: „Nix! Lass es einfach raus!“ Tat ich dann auch – acht Mal! Zum Glueck konnten wir bald wieder ins Wasser fuer den zweiten Tauchgang. Der war nicht minder beeindruckend wie der erste. Ausser den vielen Fischen und der Qualle sahen wir diesmal auch ein paar Riesenschildis. Einfach putzig diese Viecher. Und so langsam! Ein tolles Taucherlebnis, das zurueck an Land mit einem BBQ beendet wurde. Das hatte ich auch bitter noetig, denn in meinem Magen war nichts zurueck gelassen worden. Die drei anderen Taucher waren uebrigens alle Dive Instructor und erklaerten uns fuer verrueckt, dass wir einen der besten Tauchgaenge ueberhaupt schon so frueh machen. Aber wer weiss wie oft man in seinem Leben noch nach Ayr kommt…

Nachmittags sind wir dann nach Airlie Beach aufgebrochen und fuehlten uns auch direkt wieder heimisch in der Stadt, wo wir vor ein paar Monaten schon mal fuer eine Woche waren. Wieder uebernachteten wir im Auto auf demselben Parkplatz. Im Unterschied zu unserem letzten Aufenthalt, als wir dort eine Woche ungestoert von jeglichen City Rangern und mit etlichen anderen Backpacker uebernachten konnten, wurden wir an diesem Morgen unsanft geweckt und gebeten unseren Schlafplatz zu raeumen, sonst muessten wir loehnen – und zwar nicht zu knapp. Die „No Camping“-Schilder hatten wir natuerlich nicht gesehen.

Der eigentliche Zweck unseres Aufenthalts in Airlie war aber, dass wir zwei deutsche Maedels von dort bis Sydney mitnehmen wollten, die auch in Home Hill waren. Haetten wir doch bloss auf all die Leute gehoert, die uns die schlimmste Zeit unseres Lebens mit den beiden prophezeit hatten. Sie haben Recht behalten, es war der Horror und wir haben das ganze nur mit ganz viel Selbstmitleid und kaltem Effizienzstreben (es ist halt billiger, wenn man sich den Sprit mit 4 Leuten teilt) durchgehalten. Keine Ahnung mehr, wie oft wir am Rande davon waren, einfach abzuhauen. Naja, in Sydney wurden wir sie zum Glueck endlich los. Leider erst nach ueber zwei Wochen unendlicher Qualen.

Unser erster Zwischenstopp auf dem Weg nach Sueden war Noosa, wo wir uns fuer zwei Naechte auf dem Campingplatz einbuchten. Auf dem Weg nach Noosa hat Sven dann ungluecklicherweise drei Viertel seines Rechten Aussenspiegels (Ja, in Australien ist das auf der Fahrerseite) verloren, weil ich um ungefaehr 4 Uhr morgens nach einer unglaublich schlechten Nacht (wir mussten, da zu viert, sitzend schlafen) auf irgendeinem Rastplatz einige hundert Kilometer vor Noosa, meinte mal probieren zu muessen, wie es so ist beim Fahren ein kleines Nickerchen zu machen. Der Aussenspiegel wurde also Opfer eines Begrenzungspostens in der Mitte zwischen beiden Fahrbahnen (weiss der Teufel wer die Teile ZWISCHEN zwei Fahrbahnen setzt). Leichtes Gegenlenken kam leider zu spaet, denn ich war einen Bruchteil einer Sekunde vorher durch das Ruetteln der „Audible Lines“ wieder wach geworden. Naja, es haette schlimmer ausgehen koennen und so war es nur der Aussenspiegel. Aber zurueck zum Thema: Noosa war dann nicht nicht so der Knaller und so fuhren denn auch weiter nach Brisbane nach unseren zwei Tagen dort.

In Brisbane wohnten wir im Homestead ein wenig ausserhalb vom Zentrum. Einfach deshalb weil es billiger war und auch gar nicht mal schlecht. Man haette vom Toilettenboden essen koennen, so sauber war der. Versucht haben wir es dennoch nicht. Nachteil von diesem Hostel war nur, dass wir spaetestens um 11 Uhr das Gelaende raeumen mussten, da wohl irgendwelche Nachbarn staendig wegen Ruhestoerung Stress gemacht haben und versuchen das Hostel zu schliessen. Ergebnis war dann, dass alle direkt vor der Einfahrt zum Hostel auf der Strasse sassen. Denn damit hatte das Hostel ja nix mehr mit uns zu tun und koennte nicht belangt werden. Was total schrecklich klingt, entpuppte sich als gar nicht mal so schlecht, weil dadurch irgendwie alle versuchten das beste aus der Situation zu machen. Also ging die Party halt auf der Strasse weiter und spaeter in einem Nachbarhaus, wo gerade eine Hausparty im Gange war und so wurden wir Backpacker einfach hereingebeten. War wohl vorher etwas zu leer auf der Hausparty. In der Kueche, die auf dem Weg zum Klo lag, fand grad irgendeine Diskussion kommunistischer Ideen zwischen ein paar baertigen Marxisten statt, wie ich auf meinem Toilettengang feststellte. Das Haus war genial gebaut, da die Gerage komplett offen war zum Wohnzimmer. Wohngarage sozusagen. Ein paar Tage spaeter war dann im Nachbarhaus auf der anderen Seite vom Hostel eine weitere Hausparty, die aber nicht so der Knaller war. Also verdufteten wir schon bald. Brisbane an sich war eigentlich nur eine weitere Grossstadt und erinnerte uns sehr an Sydney, nur in klein. Erstaunlich war, dass es tagelang wie aus Eimern goss. Damit hatten wir nun nicht gerechnet.

Als letztes Etappenziel auf unserem Weg nach Sydney stand Byron Bay, das Backpacker-Mekka der Ostkueste, welches wir auf unserem Weg nach Norden ja komplett ausgelassen hatten, auf dem Plan. Dort ankommen sollten wir mit einiger Verspaetung, denn Sven liess uns das erste Mal nach 10.000 weitgehend reibungslosen Kilometern ernsthaft im Stich. Nach nur wenigen Kilometern Fahrt erlitt sein Herz mitten auf einer viel befahrenen Kreuzung Brisbanes einen Stillstand. Wiederbelebungsversuche durch einen direkt herbeigeschafften Devilibrator (Jumpstarter) blieben ergebnislos. Die Karre sprang nicht mehr an. Nachdem wir alle Werkstaetten in der Umgebung abgeklappert hatten (waren alle so beschaeftigt, dass wir ein paar Tage haetten warten muessen), blieb uns nichts anderes uebrig als den RACQ (ADAC) zu rufen. Allein das Kommen und Gucken kostete schon mal 88 Oecken, denn wir waren leider zu geizig gewesen, um uns eine Mitgliedschaft zu holen. Schuld am Herzaussetzer war der Distributor, erzaehlte uns Mechaniker I. Der Coil (fragt mich nicht was das ist) sei es nicht, der sei neu. Er rief uns dann ein weiteres RACQ-Fahrzeug von der Rapid Parts Abteilung mit dem passenden Ersatzteil. Der Wechsel sollte 300 Dollar kosten. Mechaniker II von Rapid Parts kam auch schon bald und meinte es koennte sowohl der Coil wie auch der Distributor sein. Koenne man nicht so genau sagen. Er bot uns an, erstmal den Coil zu wechseln und zu sehen was passiert. Wenns daran nicht laege, wuerd er ihn wieder ausbauen und einen neuen Dizzy einsetzen. Der Coil war ausserdem billiger, also sagten wir JA. Zwei Minuten spaeter erwachte Svens Herz zu neuem Leben und zwar besser als je zuvor. Die Sache war also klar, es lag am Coil! Problem geloest, gezahlt und ab nach Byron.

Wir wussten, dass es dort voll sein wuerde, denn es war ja Weihnachten. Leider nahm der Campingplatz, auf dem wir bleiben wollten, keine Reservierungen an und so kam es, dass wir fuer die erste Nacht keinen Schlafplatz hatten und mal wieder im Auto auf der Strasse pennen mussten. Morgens um halb 7 wurden wir auch hier wieder unsanft durch einen Ranger geweckt. War aber halb so wild, da wir eh um die Zeit aufstehen wollten, um direkt morgens einen frei gewordenen Zeltplatz zu ergattern. Klappte denn auch wie gewuenscht und wir bauten unser Zelt auf. Auf einem kleinen Cruise durch die Stadt bekamen diesmal WIR fast einen Herzinfarkt, denn Svens Herz stoppte erneut. War ein bisschen ausserhalb und so riefen wir mal wieder den ADAC, der hier jetzt NRMA heisst, weil wir in New South Wales und nicht mehr in Queensland waren. Also noch mal fuers Kommen loehnen (auch der Tarif ist hier anders, diesmal erleichterte man uns um 77 Dollar). Sven musste abgeschleppt werden und zur naechsten Werkstatt gebracht werden. Mit ein bisschen Galgenhumor dachten wir uns, dass man ja alles mal mitgemacht haben muss. Bis nachmittags wuerde Sven wieder fit sein. War denn auch so und mit einem neuen Dizzy schlug sein Herz wieder.

Der Campingplatz auf dem wir in Byron waren, ist eigentlich eher ein Hostel, auf dessen Gelaende man auch campen kann. Heisst uebrigens Arts Factory Lodge und liegt zwar ein bisschen ausserhalb vom Stadtzentrum, was aber kein Problem darstellt, da nachts bis 4 Uhr morgens alle 5 Minuten ein Bus von der Stadt zum Hostel und zurueck verkehrt. Die Arts Factory ist ein Musterbeispiel fuer die Organisation von Aktivitaeten wie Volleyball oder Pool Competitions, etc. pp. Die Stimmung im Hostel und in Byron ist durch die nahgelegene Hippie-Hochburg Nimbin ein bisschen alternativ. Was das genau heisst, kann sich jeder selbst ausmalen. Byron ist ein prima Pflaster zum Ausgehen und faul am Strand liegen. Und natuerlich zum Surfen! Wir wollten es natuerlich auch mal ausprobieren und dachten uns es waere vielleicht besser einen kleinen eintaegigen Surfkurs zu belegen um die Technik vermittelt zu bekommen. Vier Stunden fuer 40 Dollar war das guenstigste Angebot. Niemals den guenstigsten Surfkurs in Byron nehmen! Der Surflehrer war ein absoluter Freak. Verwirrt bis zum geht nicht mehr und ein Gerard Depardieu-Verschnitt. Sah genauso so aus und bewegte sich auch so. Das Surfen klappte zwar direkt im ersten Anlauf, was aber nichts heisst, da die Boards RIESIG waren (9 Feet oder 3 Meter lang). Naja, die Technik wie man sich aufschwingt und steht zeigte er uns zwar, aber nach ungefaehr einer Stunde im Wasser verschwand er und wir plantschten die naechsten zwei Stunden allein dort rum. Spass gemacht hats trotzdem. Der groesste Spass blieb aber Gerard zuzuschauen.

Weihnachten in Byron war irgendwie komisch. Trotz allergroesster Muehe kommt bei ueber 30 Grad (auch nachts) einfach nicht so die Weihnachtsstimmung auf. So sassen wir den Abend zusammen und lauschten den Klaengen von Bongos und Didgeridoos.

Am letzten Tag in Byron trafen wir dann Eduardo aus Brasilien wieder, der gerade mit zwei Maedels aus Amiland aus Surfer’s Paradise kam. Da sie als erstes nach Nimbin wollte, aenderten wir unsere Plaene kurzfristig und kamen auch noch mit, bevor wir abends nach Sydney aufbrachen. Eigentlich wollten wir ja nicht noch mal nach Nimbin, da uns das Oertchen, das wir vor ein paar Monaten auf unserem Weg nach Norden schon einmal besucht hatten, nicht so zuesagt hatte. Aber irgendwie hatten wir auch keinen Bock auf Strand und so reisten wir also ein zweites Mal in der Zeit zurueck nach ’69. Diesmal fanden wir die Stadt viel einladender vor. Die Strassen waren voll mit Touris und Hippies und es herrschte eine freundliche Stimmung. Nach ein paar Stuendchen gings wieder zurueck. Noch schnell unser Essen aus dem Hostelkuehlschrank geschnappt und dann gings ab in Richtung Sydney. Wir wollten deshalb bei Nacht fahren, da es einfach kuehler ist und man so ausserdem eine Uebernachtung im Hostel spart. In irgendeiner Stadt auf dem Weg nahmen wir einen kleinen Mitternachtssnack. Ich kaufte mir den ekeligsten Hot Dog, der je hergestellt wurde.

Donnerstag, 15. Dezember 2005

Harmonious Home Hill

Es gibt viel Neues zu erzaehlen. Also stellt euch schon mal auf einen langen Text ein. Here you go...

Der letzte Stand war, dass wir in Home Hill ein paar Wochen arbeiten wollten. Am Anfang wollten wir vielleicht 3-4 Wochen bleiben. Daraus sind dann zwei Monate geworden und Home Hill ist inzwischen so was wie ein zweites Zuhause fuer uns. Ich war geschockt, als ich feststellen musste, dass ich noch nie so lange an einem Stueck in einem anderen Ort als Huerth gelebt habe. Das Hostel in dem wir sind, ist zwar etwas dreckig und heruntergekommen, die Familie, die es leitet ist durchgehend alkoholabhaengig und zumindest der Mann ist ein unfaehiger immerdichter Vollspack, aber okay, man kann sich mit allem anfreunden. Zum Glueck hat bei den beiden die Frau die Hosen an und damit auch das Sagen im Hostel. So laeuft alles recht organisert ab, wenn sie da ist. Aber wehe sie hat mal ein paar Tage Urlaub, wie es schon vorgekommen ist. Kinder haben die beiden auch, aber keiner kann genau sagen, wie viele, da staendig wieder neue auftauchen. Schaetzungen belaufen sich auf 7-8. Die Leute in Home Hill sind alle etwas gestoert, aber mit den Leuten im Hostel kann man einfach so viel Spass haben, dass wir es bis jetzt sehr gut ausgehalten haben. Es ist anders als in anderen Hostels, wo Leute staendig kommen und gehen. Hier bleiben die meisten mehrere Wochen oder gar Monate und man kennt jeden. Freundschaften entstehen und bleiben bestehen. Eine Zeit lang war hier eine wahre Deutscheninvasion, was wohl jedes Jahr so ist, weil einfach unglaublich viele Deutsche direkt nach dem Abi in Australien sind und alle zur gleichen Zeit an die Ostkueste kommen.

Dazu kommt, dass die Arbeit absolut gut auszuhalten war. Die ersten paar Wochen waren Fabi und ich noch auf der gleichen Farm und haben Wassermelonen gepickt, was wohl einer der besten Harvest Jobs ist. Die Teile wiegen zwar locker 10 Kilo, aber die Arbeit ist trotzdem nicht zu hart und die Zeit vergeht schnell. Das ganze laeuft so ab, dass ein Traktor mit Trailer die Reihen entlang faehrt. Auf dem Trailer sind ueblicherweise 6-8 Boxen, in die jeweils eine halbe Tonne Wassermelonen passt. Also pickt man pro Trailer 3-4 Tonnen. An dem Trailer ist ein Fliessband befestigt, das ins Feld hineinreicht und auf das die Wassermelonen gelegt werden. Ein paar Leute stehen auf dem Trailer und nehmen die Wassermelonen vom Fliessband um sie in die Kisten zu legen. Da Wassermelonen bekanntlich recht gross sind, fuellt sich der Trailer in vielleicht 15-25 Minuten, abhaengig davon, wie viele Melonen auf dem Feld liegen. Pro Tag haben wir bis zu 40 Tonnen gepickt.

Mit der Zeit bekommt man ein Gefuehl dafuer, welche Wassermelonen gut sind und welche nicht. Das ist naemlich gar nicht so einfach, weil die Dinger am Anfang erstmal alle gleich aussehen. Erst spaeter bemerkt man, was den Unterschied ausmacht und wie man die guten von den schlechten unterscheidet. Ein wichtiges Indiz ist der Klang, wenn man mit der flachen Hand auf die Wassermelone schlaegt. Klingt die Melone hohl, ist sie das hoechstwahrscheinlich auch. Weg damit also. Ist der Ton scharf und klar, geht das Teil in die Nahrungskette ueber. Weil das Klopfen auf die Melone irgendwie gut und professionell aussieht (man muss den Boss ja denken lassen, man wuesste was man tut), macht man es auch ziemlich oft. Ich glaube, dass ich deshalb wohl nie wieder in den Supermarkt gehen und eine Melone einfach so kaufen kann. Erstmal muss sie auf Herz und Nieren geprueft werden. Die Melonen, die man Zuhause kaufen kann, sind uebrigens absolut scheisse im Vergleich zu einer richtig frischen direkt vom Feld. Ausserdem habe ich noch nie so grosse Wassermelonen bei uns im Supermarkt gesehen, wie wir sie hier gepickt haben. Das Unternehmen fuer das wir gearbeitet haben, heisst Bee Mart, hat jede Menge Farmen an der ganzen Ostkueste vom Burdekin bis runter nach Bundaberg und macht pro Jahr zig Millionen an Umsatz. Farmer zu sein, heisst in Australien nicht am Hungertuch zu nagen, sondern Multimillionaer zu sein.

Wie das so ist, gibt es natuerlich Farmer, die nur das Beste fuer ihre Arbeiter wollen und solche, die doch eher ausnutzen. Ich hatte auf jeden Fall Glueck, denn ich konnte die komplette Zeit fuer Bee Mart arbeiten und der Chef ist einfach cool drauf. Die Pausen werden alle etwas laenger ausgelegt. Es wird nicht in einem moerderischen Tempo ueber das Feld geheizt, sondern alles steady-steady gemacht. Und die Bezahlung stimmt immer. Ein paar Tage war ich auch auf einer anderen Farm, weil es noch ein paar Tage brauchte bis die Melonen reif waren und dort war es der absolute Horror. Honeydew Melons und Paprika musste ich ernten und besonders letzteres killt einem total den Ruecken und ist einfach wahnsinnig oede. Man steht neun Stunden in gebueckter Haltung vor dem Fliessband und kann sich einfach kaum mehr krumm machen, der Traktor legt ein wahnsinniges Tempo vor und der Chef ist ein hektisches Arschloch. Zum Glueck war ich dort nach zwei Tagen wieder weg.

Nachdem die Wassermelonen nach etwa vier Wochen beendet waren, waren die Pumpkins an der Reihe. Erstmal war ich total ueberrascht, wie viele verschiedene Sorten es gibt, kennt man doch von Zuhause eigentlich nur die grossen, orangenen Halloween-Pumpkins. Es gibt aber auch noch grau-blaue, orange-blaue (Blue Jap Pumpkins) und Butternut-Pumpkins. Letztere sehen eigentlich gar nicht mehr wie ein Pumpkin aus, sondern eher wie eine ueberdimensionierte Erdnuss. Zumindest schmecken aber alle nach Pumpkin.

Fabi war dann spaeter auf einer anderen Farm, wo er sich dumm und daemlich verdient hat, weil er garantiert 6 Tage die Woche jeweils 9 Stunden arbeiten konnte. Ich war weiterhin bei Bee Mart und auch ganz gluecklich damit, auch wenn ich nicht ganz so viel arbeiten konnte. Uebrigens gibt es in Queensland einen Mindestlohn von $14,90 pro Stunde, wovon nach Steuern $12,45 uebrig bleiben. Meistens arbeitet man um die acht Stunden pro Tag, so dass man am Ende des Tages mit 100 Dollar nach Hause geht.

Bei Bee Mart sind natuerlich auch nicht alle nett und so hatten wir am Anfang so was wie einen Halb-Chef mit dem lustigen Namen Steve Lemon (looks like a melon), der uns das Leben schwer gemacht hat. Eigentlich hatte der Typ nix zu sagen, aber da er seine eigene Crew hatte, kam er sich ganz toll vor und meinte alles bestimmen zu koennen. So hat er uns mal fuer ein paar Tage ohne irgendeinen ersichtlichen Grund aus der Crew geschmissen bis uns der richtige Chef wieder eingesetzt hat. Andere Leute hat er auch nach Belieben rausgeschmissen. Eigentlich ist der Typ aber ne arme Wurst, da er keine Freunde hat und von keinem gemocht wird. Keiner aber wirklich keiner mag ihn und alle machen sich ueber die Witzfigur lustig. Vielleicht sollte er sich mal fragen wovon das kommt... Seine ganze Geschichte zu erzaehlen wuerde hier zu weit fuehren, aber auf jeden Fall endete seine Zeit bei Bee Mart auf so einer Art Betriebsfeier, wo wir BBQ auf einer der Farmen hatten und er meinte sich mit dem Chef anlegen und sogar handgreiflich werden zu muessen. Damit war seine Zeit dann abgelaufen und er ward nicht mehr gesehen.

Eigentlich waren Fabi und ich schon weg aus Home Hill, aber es hat uns wieder hier hin gezogen. Nach sieben Wochen harter Arbeit sind wir naemlich zusammen mit Eduardo aus Brasilien nach Magnetic Island gefahren um unseren Tauchkurs zu machen. Wir wohnten dort im X Base Backpackers und es war eine absolute Enttaeuschung. Das Hostel ist zwar sauber und wunderschoen direkt am Strand gelegen, aber dort herrscht absolut tote Hose. Mag vielleicht auch daran liegen, dass BYO Alkohol (also das Mitbringen von eigenem Alkohol) verboten ist und dieser nur an der Bar fuer ein Vermoegen erworben werden kann. Wir hatten mit Parties gerechnet und wurden einfach nur enttaeuscht, den es war absolut nix los, obwohl das Hostel voll war. Auf jeden Fall war aber der Tauchkurs sein Geld wert und wir duerfen uns nun certified Open Water Divers nennen. Zuerst kam der theoretische Teil und wir mussten lernen, worauf man beim Tauchen achten muss. Das ist naemlich mehr als man denkt. Da der Druck im Wasser mit jeden 10 Metern Tiefe um eine komplette Atmosphaere zunimmt, verbraucht man in 10 Metern Tiefe zweimal soviel Luft wie normal, in 20 Metern dreimal soviel usw. usf. Ausserdem sammelt sich Stickstoff im Koerper an und der muss abgebaut werden, bevor man wieder tauchen geht, sonst wird es irgendwann zuviel und es kann gefaehrlich werden. Dafuer gibt es spezielle Tabellen, die man erstmal verstehen muss. Eigentlich alles ganz einfach, aber man muss es halt einmal lernen. Dann waren wir zwei Tage im Swimming Pool um verschiedene Notsituationen kennen zu lernen, bevor wir an den beiden naechsten Tagen ins Meer durften, um die gleichen Sachen noch mal zu wiederholen und natuerlich um ein bisschen rumzutauchen. Das Reef vor Magnetic ist nicht besonders toll, aber ich wuerde sagen es ist optimal um das Tauchen zu lernen. Man kann naemlich direkt vom Strand ins Reef rausschwimmen. Das macht die ganze Sache deutlich billiger, als wenn man auf ein Schiff geht und rausfaehrt aufs Meer zum Great Barrier Reef.

Abgesehen von unserem Hostel ist Magnetic Island absolut einen Besuch wert. Es gibt dort viele kleine Buchten, wo fast niemand ist und das Wasser ist so warm wie in der Badewanne. Zwar ist eigentlich im Moment Quallensaison in Australien und es wird an jedem Strand davor gewarnt ins Wasser zu gehen, aber bis jetzt haben wir noch keine einzige gesehen und man kann mit ein bisschen Vorsicht ins schwimmen.

Da Fabi und Eduardo beide einen Motorradfuehrerschein haben, haben sie sich zwei Enduros gemietet und damit die Insel erkundet. Ich war da ohne passende Lizenz natuerlich in den Arsch gekniffen, aber ich dachte mir, dass das eine gute Gelegenheit ist, ein Fahrrad zu mieten. Also sind die beiden an einem Tag mit dem Mopeds rumgeheizt und ich bin ihnen mit dem Fahrrad davon gefahren. Naja, nicht ganz, aber jedenfalls war ich schneller als die beiden dachten und wir haben uns an verschiedenen Straenden getroffen und die Insel erkundet. Am Ende des Tages war ich dann uebels am Arsch, da es ein paar sehr steile Strassen mit bis zu 14% Steigung gibt. Die einzige Motivation, die einen da hoch bringt, ist dass man am anderen Ende ja auch wieder runterfahren kann. So habe ich an dem Tag etwa 40-50 Kilometer auf Maggie zurueckgelegt und bin schon um 7 Uhr ins Bett gegangen um bis zum naechsten Morgen durchzupennen, weil ich einfach nicht mehr konnte.

Nach 6 Tagen auf Maggie sind Fabi und ich in Richtung Cairns aufgebrochen, waehrend Eduardo zurueck nach Home Hill gefahren ist. Auf dem Weg nach Cairns hat uns unser Auto das erste Mal im Stich gelassen. Genauer war es der linke Vorderreifen, der ploetzlich meinte ganz stark ausatmen und das Zeitliche segnen zu muessen. Also erstmal kurz geflucht, ausgestiegen, Wagenheber, Schluessel und Ersatzrad gekrallt und den Reifen gewechselt. 15 Minuten spaeter waren wir wieder unterwegs. Noch kurz an der naechsten Tanke gehalten, Luftdruck gecheckt, alles klar. No Worries... dachten wir, denn der Ersatzreifen hatte bloederweise 40 Kilometer weiter die gleiche dumme Idee. Damit hatten wir also ein Problem und das Fluchen war auch schon etwas lauter und heftiger. Zum Glueck kam grad ein Polizeiauto vorbei, das wir direkt mal rangewunken haben um zu fragen, was wir tun koennen. RACQ (ADAC in Queensland) anrufen war die Antwort. Hatten wir eigentlich gar keinen Bock drauf, weil das ja sicher Geld kostet. Trotzdem haben wir uns die Nummer geben lassen - wir hatten ja keine andere Wahl. Die beiden Polizisten meinten dann noch wir koennten unser Auto doch sicher noch ganz vorsichtig hundert Meter weiterfahren, da sei ein Pub, wo wir uns ausruhen und was essen koennten. Also erstmal dorthin geschlichen und dem Wirt unser Problem geschildert. Irgendwie mussten wir schon im Gefuehl gehabt haben, dass es in Australien fuer fast alles immer eine pragmatische Loesung gibt. Ein Gast hatte naemlich mitgehoert und meinte: „You’re lucky guys. I’ve got a spare tyre for a Falcon on the back of my truck.” Wir waren erstmal perplex und wollten wissen, was er denn dafuer haben will. „Nix!“ Naja, stimmt nicht ganz, er wollte unsere Felge im Tausch fuer seine. Der Reifen sei Schrott meinte er und muesse eh gewechselt werden, aber er sollte uns wohl aus dem Trouble und bis nach Cairns bringen. War dann auch so und am naechsten Tag kauften wir zwei neue Vorderreifen.

In Cairns blieben wir dann erstmal fuer drei Tage. Die erste Nacht verbrachten wir im YHA Hostel, das zwar sauber und alles war, aber wie das Base etwas unpersoenlich und ausserdem zu teuer. Also zogen wir am naechsten Tag ins Asylum. Der Name hoert sich zwar nicht so toll an, aber das Hostel sagte uns in allen Punkten zu und wir fuehlten uns sogar ein bisschen an unser Hostel in Home Hill erinnert. Wir hatten noch einen Voucher fuer eine Schnorcheltour im Great Barrier Reef. Also fuhren wir am zweiten Tag mit dem Schiff raus und checkten das Reef erstmal mit dem Schnorchel aus. Uns wurde schnell klar, dass uns das Schnorcheln nicht reichen wuerde und so mieteten wir uns fuer ein paar Extrakroeten Taucherausruestung und gingen auf Tauchgang. Wir wurden belohnt mit einer grandiosen Sichtweite, vielen Fischen und Riesenschildkroeten. Einfach beeindruckend.

Am dritten Tag fuhren wir noch weiter nach Norden zum Cape Tribulation, immer weiter hinein in die Tropen. Wir waren absolut hin und weg von der Schoenheit der Natur. Die Strecke fuehrt direkt durch den Dschungel und recht und links von einem haengen die Lianen. In Cape Trib angekommen, gingen wir direkt zum Strand. Dort war es so ruhig, man kann es sich nicht vorstellen. Wir pennten beide direkt weg und als wir aufwachten, mussten wir wieder zurueckfahren. Eigentlich wollten wir auf einen Campingplatz direkt am Strand kurz davor, doch als wir da waren sahen wir die Schilder dass man einen Permit braucht und um den noch zu bekommen war es zu spaet. Da wir nun schon auf Fraser mit der Ernsthaftigkeit der Bussgelder in Nationalparks Bekanntschaft gemacht hatten, wollten wir es nicht riskieren und fuhren weiter bis nach Port Douglas um dort auf einem Parkplatz am Strand zu pennen. Der Platz war optimal. Ebenfalls direkt am Strand und wir nahmen uns vor am naechsten Morgen um 4 Uhr aufzustehen um den Sonnenaufgang zu beobachten. Daraus wurde leider nix, denn als wir uns gerade schlafen gelegt hatten, kam ein City Ranger vorbei und meinte wir muessten da weg und wenn wir am selben Tag noch mal in Douglas Shire aufgegriffen wuerden, wuerds teuer. Da wir am naechsten Tag in die Atherton Tablelands wollten, fuhren wir sofort dorthin weiter und schliefen auf einem Parkplatz am Wasserfall. Diesmal ungestoert. Leider war das Wetter am naechsten Tag absolut beschissen, was um diese Zeit im Norden nicht selten ist, denn im Dezember beginnt die Regenzeit. So beschlossen wir recht schnell den Atherton Tablelands den Ruecken zu kehren und nach Cairns zurueck zu fahren. Dort hatten wir noch eine kostenlose Uebernachtung in einem Hostel.

Am naechsten Morgen mussten wir frueh los, denn wir hatten bevor wir nach Cape Trib gefahren waren, noch ein paar Touren gebucht. Und zwar White Water Rafting in Tully, Skydiving in Mission Beach und Tauchen am SS Yongala Shipwreck bei Ayr. An jenem Tag war White Water Rafting angesagt und wir mussten um 8 in der Bananenstadt Tully sein. Bananenbaeume sehen uebrigens total kuenstlich aus, wie eine Gummipalme. Wir wurde nach einer kurzen Einfuehrung vom Rafter’s Café in die Berge zum Tully River transportiert und mit zwei Kanadiern, einer Taiwanerin und zwei Britinnen in ein Raft gesteckt. Es ging behaebig los und wir waren etwas enttaeuscht. Die Rapids waren nicht so schnell wie wir sie uns vorgestellt hatten und nach jeder kritischen Stelle mussten wir erstmal warten bis alle Boote durch waren, da die Guides aus Sicherheitsgruenden auf Felsen klettern und mit Seilen nach Leuten werfen muessen, die ins Wasser fallen. Es fiel aber fast keiner und selbst wenn war das nicht schlimm. Das ganze kam uns also etwas uebertrieben vor und wir waren ein bisschen angenervt nach jedem Rapid 20 Minuten nur rumzusitzen und zu warten. Nach dem Mittagessen wurde es dann ein bisschen besser und am Ende des Tages fanden wir, dass es ganz okay, aber das Geld nicht ganz wert war. Fuer ein halbes Vermoegen haetten wir auch noch Fotos oder Videos vom Tag erwerben koennen, was wir als arme Backpacker natuerlich nicht taten. Anschliessend gings weiter nach Mission Beach.

Am naechsten Morgen wurden wir vom Bus zum Flughafen abgeholt. Ohne grosses Trara wurde uns kurz erklaert wie man am besten vom Himmel faellt. Noch schnell in die Sicherheitsgurte geschluepft und ab gings zum Flugzeug. Wir waren drei Leute und jeder natuerlich mit einem Begleiter, denn ohne Lizenz kann man nur Tandemspruenge machen. Mein Begleiter war auch aus Deutschland und macht schon seit 13 Jahren Tandemspruenge in Australien. Mit 6.500 Spruengen vertraute ich ihm, dass er uns auch diesmal sicher auf die Erde zurueckbringen wuerde. Die kleine Propellermaschine brachte uns innerhalb von 20 Minuten auf 14.000 Fuss (4.600 Meter), was das hoechste ist, das man im Tandem und ohne zusaetzlichen Sauerstoff springen kann. Oben angekommen, mussten wir uns jeder mit seinem Guide an die Tuer setzen und ab gings im freien Fall dem Erdboden entgegen. 60 Sekunden dauert der freie Fall bis bei 5.000 Fuss die Reissleine gezogen werden muss. Fantastisch! Die Aussicht ist der Wahnsinn und das Gefuehl das man dabei hat ist noch mal besser. Vor der Landung am Strand direkt vor unserem Hostel durfte ich noch ein bisschen den Parachute steuern und dann ist leider auch schon alles vorbei und man ist um 290 Dollar aermer. Aber es lohnt sich!

Die Kanadierin, die mit uns gesprungen war, wollte nach Airlie Beach, wie wir nach dem Sprung feststellten. Das lag in unsere Richtung, also nahmen wir sie kurzerhand bis nach Home Hill mit, von wo sie mit dem Bus weiterfahren konnte. So sind wir also wieder in Home Hill angekommen und beschlossen noch eine Woche hier zu arbeiten. Die ist inzwischen auch schon wieder rum und wir haben noch mal ein bisschen Geld verdient. Am Party-Samstag haben wir mit allen nochmal richtig einen drauf gemacht. Auf unserem Weg nach Sydney wollen wir noch ein paar Staedte Brisbane und Byron Bay besuchen, Surfen lernen und ein paar Leute aus Home Hill und von Fraser wiedertreffen. Zu Silvester werden fast alle Leute aus Home Hill in Sydney sein. Das Hostel ist seitdem wir weg waren, ziemlich leer geworden, aber der harte Kern war bis vor kurzem immer noch da. Doch je naeher Silvester rueckt, desto weniger Leute werden es und desto weniger Arbeit gibt es auch. Es ist wirklich komisch dieses Hostel so leer und auch vergleichsweise sauber zu sehen. Waren hier vorher 60 Leute sind es jetzt noch nicht mal mehr 30. Einigen Leuten wurde in der Nacht auf Dienstag die Lebensgrundlage genommen, denn der Fernseher und die Skybox fuer Pay-TV wurden gestohlen. Damit faellt der Simpsonsabend im Moment aus bis es einen neuen Fernseher gibt. Leider wird sich auch das Hostel ein wenig veraendern, denn die Tueren hatten bisher keine Schloesser und alles stand einfach immer offen, was ich immer sehr sympathisch fand.

Damit bin ich fuers erste am Ende angelangt. Macht’s alle gut und ich melde mich wieder, sobald es was Interessantes zu erzaehlen gibt.

Samstag, 15. Oktober 2005

East Coast

Es gibt viel zu erzaehlen! Nachdem wir die Orangenpflueckerei satt hatten, sind wir mit unserem Sven (so heisst jetzt unser Auto, Fear and Loathing-Gucker wissen wovon ich spreche) ueber den Sturt Highway Richtung Sydney gefahren. Die Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn wir sind jeder mit etwa 1.100 Dollar wieder gefahren.

Da Canberra auf dem Weg liegt, wenn man von Mildura nach Sydney faehrt, sollte die australische Hauptstadt also unser naechstes Ziel sein. Das bedeutet 700 km ueber den Highway durch die Einoede zu fahren. Die australische Einoede ist aber ueberraschend schoen. Es gibt links und rechts der Strasse einfach nichts ausser einer Menge kniehoher Buesche, ab und zu mal einer Kuhherde und Farmhauesern. Alle 100 km kommt eine Kleinstadt und das wars. Nach Einbruch der Dunkelheit waren wir fast in Canberra und stellten uns zum Uebernachten auf einen Rastplatz kurz davor.

Am naechsten Tag stellten wir dann fest, dass wir Sven ganz schoen an seine Grenzen getrieben hatten. Die Zapfsaeule zeigte naemlich stolze 71 Liter an, also muss der Tank nach gefahrenen 520 km fast restlos leer gewesen sein. Wir muessen uns immer an den Kilometern orientieren, da die Tankanzeige kaputt ist. Normalerweise machen wir deshalb sicherheitshalber nur 450 km und tanken. Ganz schoen leichtsinnig also, aber es ist ja gut gegangen.

In Canberra stand dann also ein wenig Kultur auf dem Programm. Wir waren schon so frueh morgens in der Stadt, dass die ganzen Gebaeude noch gar nicht auf hatten und wir erstmal fruehstuecken konnten. Wir besuchten zuerst das Parlament. Ein beeindruckender Komplex, der mehr pompoes als schoen ist und eher an einen riesigen Bunker oder vielleicht ein Gebaeude eines amerikanischen Geheimdienstes erinnert und in einen Huegel eingebettet ist. Ueberhaupt ist Canberra eine komische Stadt. Komplett am Reissbrett entworfen, ist sie voller riesiger Gruenflaechen und trotz nur 330.000 Einwohnern wahnsinnig gross. In der Mitte ist sie durch den Lake MacBurley Griffin geteilt – ebenfalls kuenstlich angelegt. Der Verkehr wird durch zwei riesige Kreisverkehre in die richtige Richtung gelenkt – ein Kreisverkehr auf jeder Seite vom See.

Aber zuerueck zum Parlament. Es beherbergt sowohl das Repraesentantenhaus als auch den Senat. Jedem Teil steht ein Fluegel zur Verfuegung. Zuerst kommt man in eine Halle mit sehr vielen marmornen Saeulen und gelangt ueber Treppen in die beiden Fluegel. Hier kann man uebrigens komplett selbstaendig herumlaufen und wird nicht gefuehrt wie z.B. im Reichstag. Das Parlament ist voller Tafeln mit Informationen zur Gruendung des australischen Staates, von denen wir uns die ein oder andere auch angeschaut haben. Alles in allem ist es aber nur ein Parlament wie jedes anderes – also etwas langweilig – und wir waren recht schnell wieder draussen.

Unsere naechste und letzte Station in Canberra war das National Museum of Australia. Vollgepackt mit Informationen ueber alle moeglichen Aspekt des australischen Lebens fanden wir, dass es sich angenehm von anderen Museen abhebt und alles andere als langweilig ist. Direkt am Anfang wurden wir angequatscht, ob wir eine Stadt der Zukunft am Computer gestalten wollen. Warum nicht dachten wir uns und schwuppdiwupp knieten wir vor Bildschirmen die wohl eher fuer Kinder gemacht sind und entwarfen bunte Flugobjekte, die wir alle in ein paar Jahren zur Fortbewegung nutzen werden. Danach gings ab in einen Raum mit einer grossen Leinwand und wir bekamen jeder 3D-Brillen, um unsere Autos direkt in Aktion zu erleben. Ganz nett gemacht das ganze, wenn auch die Grafik nicht wirklich auf dem neuesten Stand war. Die ganzen anderen Sachen im Museum begeisterten uns auch ziemlich. Die Informationstafeln waren kurz und was wir erfuhren war interessant. Die Themen waren die australische Landwirtschaft, Aboriginies, die Verbreitung verschiedener Tierarten, die Eroberung Australiens usw. usf. Uebrigens kann man sowohl das Parlament als auch das Museum voellig umsonst besuchen.

Aus dem Museum raus war es mal gerade 13 Uhr und wir entschieden uns Canberra zu verlassen, denn es gab nichts interessantes mehr zu sehen. Unsere naechste Station sollten die Blue Mountains sein. Um dorthin zu gelangen schlugen wir eine etwas abenteuerliche Strecke ein, denn eigentlich sind die Blue Mountains nur von der Ostkueste, also von Sydney zugaenglich. Da wir aber aus der anderen Richtung kamen, muteten wir Sven ein paar Unsealed Roads, also Schotterstrassen zu – alles wurde wie immer mit Bravour gemeistert.

Wir campten auf einem Rastplatz vor Katoomba, der groessten Stadt in den Blue Mountains und fast noch ein Vorort von Sydney. Da war es allerdings schweinekalt und zu allem Ueberfluss regnete es auch noch. Wir waren heilfroh, dass bei dem Auto noch zwei Schlafsaecke dabei waren, so dass jeder zwei hatte. Unsere Befuerchtung, dass wir umsonst in die Blue Mountains gefahren sind, weil man bei dem schlechten Wetter eh nichts sehen kann, erfuellte sich jedoch gluecklicherweise nicht und am naechsten Morgen war strahlender Sonnenschein.

Erster Stopp auf unserer Route war der Echo Point mit den Three Sisters, einer Felsformation. Warum der Point nun Echo Point heisst, konnten wir aber nicht rausfinden und so zogen wir ohne Echo wieder ab. Beeindruckender fanden wir da schon den Sublime Point. Da war ueberhaupt nichts los und wir hatten ihn ganz fuer uns alleine. Ein Wahnsinnsausblick! Ein gruenes Tal voller Eukalypten, eingerahmt von steilen Bergen ringsum, ueberall exotisches Vogelgezwitscher – atemberaubend! Dann kamen die Wentworth Falls. Das sind etwa 300 Meter hohe Wasserfaelle. Sah ganz schoen aus und wir kletterten am oberen, flacheren Teil ein wenig herum und gingen ein paar kleinen Wanderpfaden nach.

Als letztes wollten wir die Red Hand Cave sehen. Wir hatten die Wahl entweder einen 7 km langen Wanderpfad in den Nationalpark hinein- und auch wieder hinauszulaufen oder mit dem Auto fuer eine geringe Gebuehr naeher dran zu fahren. Wir entschieden uns fuer letzteres und jagten Sven abermals ueber abenteuerliche Scotterpisten und durch einen Causeway, ein Stueck von Wasser ueberspuelte Strasse also. Nach einer ewig langen Fahrt ueber Stock und Stein kamen wir schliesslich am Parkplatz fuer die Cave an und gingen das letzte Stueck. Wir waren enttaeuscht. Die Red Hand Cave ist nicht etwa eine beeindruckende Hoehle mit tollen Aboriginiemalereien, sondern bloss ein hohler Fels mit ein paar Handabdruecken, die zum Teil schon ein paar tausend Jahre alt sind. Ganz nette Idee von den Aboriginies zwar, aber nichts was einen vom Hocker reisst. Ausserdem war das ganze hinter Metallgittern und verschmiertem Plexiglas. Besser gefiel uns da der Wanderpfad, den wir noch etwas weiter verfolgten. Eigentlich dachten wir, dass wir uns auf einem Rundweg befaenden, aber irgendwann wurden wir stutzig, weil er kein Ende nahm. Also fragten wir Leute, die wir vorher ueberholt hatten und natuerlich befanden wir uns auf dem 7 km Wanderweg. Also sind wir umgedreht und wieder zum Auto zurueck – zum Teil wandernd, zum Teil laufend und springend, weil wir mal ausprobieren wollten, wie sich die Aboriginies auf der Jagd im Wald so gefuehlt haben muessen. Dann fuhren wir nach Sydney rein und stellten unser Auto in einem ruhigen Vorort, naemlich Strathfield, ab.

In Sydney gingen wir dann mal wieder ins WTC und trafen ein paar von den Leuten wieder, die am Anfang in unserer Gruppe waren und immer noch in Sydney sind. Erstmal gingen wir ein wenig ins Internet, wenn auch nur kurz, weil wir mitten in der Stadt geparkt hatten und die Parkuhr uns die Haare vom Kopf gefressen haette, waeren wir laenger geblieben. Was folgte war eine megaverplante Aktion bei der wir ein wenig aus Sydney rausfuhren, um umsonst parken zu koennen und dann ein paar Kilometer laufen bzw. mit der Bahn fahren wollten, um noch mal ins Internet zu gehen und in einem Hostel zu duschen (war dringend noetig). Dumme Idee und nachdem wir schon zwei Kilometer gelatscht waren, drehten wir wieder um und gingen zum Auto zurueck. Wir beschlossen die autofeindliche Stadt Sydney zu verlassen und weiter nach Norden zu fahren. Erstmal verfuhren wir uns auf dem Weg zur Autobahn aber wieder hoffnungslos und irgendwann rief dann Doro an, die wir auch noch vom Anfang kennen und die zusammen mit Bea immer noch in Sydney festhaengt. Da die beiden eine Wohnung haben, fragten wir mal ganz nett nach einer Dusche und wurden direkt eingeladen doch ueber Nacht zu bleiben. Da sagten wir natuerlich nicht nein. Das Auto konnten wir auch noch umsonst in der Tiefgarage parken. Spaeter gingen wir in die Scubar, wo wir total ueberrascht wurden von einer megalangen Schlange. Achja, es war ja Montag… da soll in der Scubar ganz besonders die Post abgehn hatten wir gehoert. Wir waren gespannt und reihten uns ein. Laecherliche anderthalb Stunden spaeter waren wir auch schon drin – oder zumindest so halb, denn man konnte nicht sehr weit vordringen – so brechend voll war es. Mit Muehe erkaempften wir uns etwas zu trinken. Ein Striptease von irgendeiner betrunkenen „Freiwilligen“ wurde geboten, deshalb war es also so voll. Naja, wir hatten genug und gingen schon bald wieder.

Am naechsten Tag stand wieder Fahren auf dem Programm. Bis nach Coffs Harbour schafften wir es, wo wir in einem Wendehammer parkten zum Schlafen. Wir hatten beschlossen Sven ein bisschen zu pimpen und wollten ihm am naechsten Tag sowohl Window Tintings wie auch zwei Rallyestreifen verpassen. Das noetige Equipment hatten wir schon besorgt. Zuerst kamen die zwei schwarzen Streifen. Wir klebten alles sorgfaeltig mit Klebeband und Zeitungen ab und spruehten was das Zeug hielt. Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Als wir gerade fertig waren, hielt ein Auto neben uns und ein aelterer Mann stieg aus. Er stellte sich als Brian vor und erzaehlte uns seine komplette Lebensphilosophie. Brian arbeitet nicht fuer Geld, sondern nur fuer Essen, Schlafen und etwas Sprit fuer seinen Wagen. Ein echter Laberfuchs der Kerl, er hoerte gar nicht mehr auf und wir hoerten brav zu. Irgendwann fuhr er dann doch. Das erste Window Tinting nahmen wir spaeter an einer Tanke vor, da man dazu einen Abzieher braucht. Das erste Fenster war leider katastrophal und so verschoben wir die weiteren erstmal auf spaeter und fuhren weiter nach Nimbin.

Nimbin ist eine Stadt, wo sich in den Siebzigern nach der Hippiezeit die verbliebenen Hippies zusammengefunden haben und bis heute dort leben. Auf der Strasse wird man ueberall angequatsch, ob man was Gras kaufen moechte und es gibt eine Hemp Embassy, wo ueber die Marihuanaprohibition und -legalisierung informiert wird. Das ganze wird in Nimbin aehnlich wie in den Niederlanden von den Behoerden toleriert. Toll war die Stadt aber nicht, da dort ein paar viele abgefuckte Hippies rumlaufen und wir fuhren am naechsten Morgen weiter.

Naechtes Ziel war Hervey Bay, von wo man mit der Faehre nach Fraser Island kommt. In Surfers Paradise (trotz nur 5.000 Einwohnern eine schreckliche Touristenstadt mit Wolkenkratzerhotels) hatten wir uns naemlich einen kompletten Trip zusammengebucht. Das beinhaltet einen Four Wheel Drive auf Fraser Island, einen Sailing Trip bei den Whitsunday Islands, einen Diving Course auf Magnetic Island, einen Tag Schnorcheln im Reef bei Cairns und noch ein paar Naechte Free Accomodation in verschiedenen Hostels. Wir nahmen unsere erste Nacht in Hervey Bay direkt mal in Anspruch und buchten fuer den naechten Tag den Four Wheel Drive. Das Hostel war super und wir genossen mal wieder die Dusche.

Am naechsten Morgen hiess es frueh aufstehen und alle die mitfuhren versammelten sich um ein bisschen ueber die Gefahren und das Fahren auf Fraser Island zu erfahren. Die Gefahren heissen Dingoes, Washouts und tiefer Sand und wir lernten, wie wir damit umzugehen haben. Fahren durften wir beiden leider nicht, da das erst ab 21 Jahren erlaubt ist. Scheiss Versicherungen! Zwei Briten, Dean und Amy, waren die einzigen in unserer 10er-Gruppe, die fahren durften. Ausserdem waren da noch Laura und fuenf amerikanische Studentinnen (letztere waren zum Kotzen aber dazu spaeter mehr). Dann gings zum Campshed, wo wir unsere Autos mit Campingequipment beladen mussten. Dazu haben die Toyota Landcruiser ein so genanntes Hi-Top. Das heisst, das Dach ist abgesaegt und eine hoehere Haube draufgesetzt, wo Zelte, Kisten, Kocher, etc. reinpassen. Ausser uns waren noch zwei andere Autos mit jeweils zehn Leuten da. Wir beschlossen alle zusammenzubleiben auf Fraser.

Daraus wurde dann leider nichts, denn nach dem Gruppeneinkauf schafften es nur unser Team 3 und Team 2 zur Faehre. Team 1 fuhr an der Faehrstation vorbei, kam zu spaet und sah uns nur noch ablegen. Das heisst sie mussten sechs Stunden auf die naechste Faehre warten. Auf Fraser Island faehrt man fast nur auf Sand, denn es ist die groesste Sandinsel der Welt und hat mehr Sand als die komplette Sahara. Nur in den Staedten gibt es ein paar asphaltierte Strassen. Im Inland sind die Pisten meist sehr holprig und man kann nur langsam fahren, waehrend der Strand so was wie die Autobahn ist, wo es schneller voran geht. Man muss nur auf Washouts aufpassen. Das sind kleine Fluesse (Creeks), die ins Meer fliessen und an diesen Stellen den Sand wegwaschen, so dass tiefe Graeben entstehen. Es ging sehr lustig zu in der Karre. Vor jedem Schlagloch rief unser Fahrer Dean „Bump“ und dann flogen alle durch die Gegend und er lachte sich schlapp. Trotzdem schafften wir und auch unser Jeep es heile bis zum Norden der Insel, wo man einen Felsen erklimmen und von dort verschiedene Meerestiere beobachten konnte. Wir sahen in der Ferne die Fontänen von Walen und direkt unter uns Rochen, Schildkroeten und groessere Fische. Sehr beeindruckend.

Die Nacht sollten wir am Strand campen. Zusammen mit Team 2 schlugen wir unsere Zelte auf und schmissen die Kocher an um BBQ zu machen. Unser Kocher gab leider schon bald den Geist auf, weil der Schlauch riss. Also benutzten wir einfach den von Team 2. Dann wurde noch ein wenig gefeiert, aber alle gingen recht frueh ins Bett. Die Amerikanerinnen schon sehr frueh, weil sie „so scared of the dingoes“ waren, die irgendwann anfingen um unser Lager zu schleichen, aber eigentlich keinem was taten, uns noch nicht einmal nahe kamen. Da wahrscheinlich noch nicht jeder von Dingoes gehoert hat: Sie sehen einem Hund sehr aehnlich, sehen aber sehr mager aus und sind natuerlich wild und nicht domestiziert, weshalb sie unter Umstaenden Menschen angreifen koennten.

Der naechste Tag begann mit der Besichtigung einer Creek, die man hinauf und hinunter laufen, schwimmen oder was auch immer kann. Die Amis spruehten sich die ganze Zeit wie die Bekloppten mit Insektenspray ein, dabei gab es ueberhaupt keine Insekten. Wir schuettelten nur den Kopf. Spaeter sahen wir ein Shipwreck, wovon am Strand von Fraser mehrere liegen. Anscheinend eine gefaehrliche Gegend um mit dem Schiff zu fahren. Spaeter kamen wir zum Lake Wabby. Der begeisterte uns besonders, da man dort eine riesige Duene hinab direkt ins Wasser laufen oder wahlweise auch rollen kann. Sehr spassig. Nachmittags fuhren wir zum Campingplatz der Central Station, um dort die Nacht zu verbringen. Dort trafen wir auch das verschollene Team 1 wieder. Nach ein paar dicken Portionen Nudeln mit Sauce, starteten wir die Party und ignorierten die Schilder, die jeglichen Laerm nach 21 Uhr verboten. Die Briten starteten ihre Drinking Games und jeder machte irgendwann mal mit. Am naechsten Morgen wurde uns dann die Rechnung praesentiert und jeder musste 20 Dollar Strafe abdruecken. Aber der Spass wars wert!

Am letzten Tag standen eigentlich ein Rain Forest Walk und der Lake MacKenzie auf dem Programm. Wir schafften leider nur den See, weil die Amis unbedingt shoppen wollten. Der See war aber wirklich toll. Weisser Sand und absolut klares Wasser und dort blieben wir auch bis wir wieder zum Hafen mussten um unsere Faehre zu kriegen. Alles in allem ein toller Trip! Am Abend hauten wir uns All-u-can-eat-Pizza rein und gingen satt und zufrieden zu Bett.

Nach diesem ersten Trip aus unserem Paket wollten wir eigentlich erstmal wieder etwas arbeiten. Dazu kam es dann nicht, da in der Gegend um Childers und Bundaberg, wo normalerweise viel Fruit Picking ist, die Saison erst zwei bis drei Wochen spaeter starten sollte. Also entschlossen wir uns nach Airlie Beach weiterzufahren und unseren Sailing Trip in Anspruch zu nehmen. Airlie ist eine sehr schoene und trotz vieler Touristen (vor allem Backpacker) kleine und beschauliche Stadt. Dort trafen wir Franzi und Kora und auch Alex und Marcus wieder, die wir alle in Sydney kennengelernt hatten. Unser Sailing Trip sollte erst am Sonntag sein und so hatten wir noch ein paar Tage Zeit, die wir meist an einer kuenstlichen Lagune verbrachten – quasi ein kostenloses Freibad. Das ist noetig, da jetzt mit steigenden Temperaturen die Stinger Season beginnt, das heisst die Quallen nehmen die Kuesten in beschlag und man sollte besser nicht mehr im Meer baden. Gut weggehen kann man in Airlie auch wie wir feststellten. Alles in allem erinnerte uns die Stadt etwas an Cala Ratjada.

Unser Auto hatten wir die ganze Zeit einfach auf dem kostenlosen Parkplatz am Strand stehen, wo Camping zwar ausdruecklich verboten ist, was wir aber geflissentlich ignorierten. Toiletten, Duschen und Waschgelegenheiten gab es sogar auch. Franzi und Kora mit ihrem nicht ganz unauffaelligen rosa Campervan wurden zwar irgendwann von einem Cityranger mitten in der Nacht weggescheucht, aber unsere Karre erweckte keinerlei Aufmerksamkeit und wir hatten keine Probleme. Ausserdem hatten wir die restlichen Fenster getintet, so dass wir auch gar nicht mehr zu sehen waren.

Dann war auch schon bald Sonntag und die Segeltour ging los. Wir bekamen morgens einen Anruf, dass unser Schiff leider einen Motorschaden hatte und ein Austauschboot fuer uns vorgesehen war, das aber erst 5 Stunden spaeter starten sollte und dafuer natuerlich auch spaeter zurueckkehren wuerde. Kein Problem, so hatten wir noch etwas mehr Zeit. Mit unserer Gruppe hatten wir leider ein bisschen Pech. Zwar waren alle nett und man konnte gut quatschen, aber alle waren entweder Studenten oder normale Urlauber. Eigentlich ja egal, aber es ist einfach etwas schade, wenn nach dem Trip alle wieder nach Hause fahren. Wir haetten gern ein paar andere Backpacker kennengelernt.

Leider war die ganze Zeit ziemliche Flaute und wir mussten mit dem Motor fahren. Zwar wurden zweimal die Segel aufgerichtet, aber wohl nur zu Showzwecken, denn dann standen wir so gut wie. Der erste Tag war leider fast direkt rum, da wir ja erst so spaet gestartet waren. Wir fuhren nur noch ins naechste Resort – vorgeblich um ein Footy Final zu gucken – in Wirklichkeit jedoch um zu saufen. Spaeter ging die Party noch auf dem Schiff weiter. Am zweiten Tag standen Schnorcheln und der Whitehaven Beach auf dem Plan. Das Schnorcheln war toll und gab uns schon mal einen Vorgeschmack auf unseren Scuba Diving Course. Unglaublich, was fuer bunte Fische es gibt und wie schoen Korallen sein koennen. Whitehaven Beach ist ein riesig langer Strand mit dem feinsten und weissesten Sand den ich je gesehen habe. Wir spielten ein wenig mit dem Fussball rum und bei jedem Schritt quietschte der Sand unter den Fuessen. Am dritten und letzten Tag fuhren wir zu einem kleineren und weniger schoenen Strand, wo uns irgendwelche mutierten Riesenfliegen penetrierten und ein paar grosse Echsen unterwegs waren. Das Essen an Bord war uebrigens ueber jeglichen Zweifel erhaben und sowohl gut als auch reichlich.

Nachmittags liefen wir wieder im Hafen ein und wir wurden von der Crew eingeladen doch abends in die Beaches Bar zu kommen, weil es dort fuer uns ein paar kostenlose Jugs gaebe. Die meisten konnten gar nicht kommen, da sie direkt mit dem Bus weiterfuhren, aber wir zwei gingen natuerlich hin. Ausser uns war nur noch Jeff da und von der Crew war nix zu sehen und somit natuerlich auch nix von Freibier. Etwas enttaeuscht zogen wir bald wieder ab. Im Hostel hatten wir zum Glueck ein paar nette Zimmergenossen und so wurde der Abend doch noch ganz gut. Spaeter kamen auch noch Alex und Marcus hinzu.

Am naechsten Morgen hiess es Abschied nehmen von Airlie Beach, wir hatten von Alex und Marcus eine Telefonnummer von einem Working Hostel etwa 200 km weiter noerdlich in Home Hill bei Ayr bekommen und entschieden uns dort zu arbeiten. Das ganze laeuft so, dass man sich in diesen Hostels einmietet und die einem Arbeit verschaffen, da sie die Kontakte zu den Farmern halten. Wir hatten vorher schon angerufen und uns angekuendigt. Als wir dann da waren, hatten wir erstmal Probleme jemanden zu finden, der fuer den Check-In zustaendig ist. Es lief nur so ein abgelumpter Alkoholiker mit seiner Bierdose rum, der sich uns als Nugget vorstellte und irgendwie so halb zustaendig ist, aber meinte wir sollten auf Shelley warten, die wuerde das machen. Nun ja, wir fuhren erstmal nach Ayr um uns die Baeuche bei Subway vollzuschlagen. Zurueck im Hostel warteten wir… und warteten… und warteten… Und nichts tat sich! Wir hatten schon gehoert, dass Shelley an dem Tag wohl krank war. Komisch dass dieser Nugget nichts davon wusste, wo er anscheinend doch ihr Mann ist. Irgendwann hatten wir die Schnauze voll und wollten in ein anderes Hostel in der Stadt gehen. Gerade waren wir draussen, trafen wir Nugget und er sagte uns ploetzlich, dass er uns eingebucht haette und wir am naechsten Tag arbeiten koennten. So blieben wir also doch. Im Hostel sind natuerlich zum groessten Teil… Deutsche. Wie eigentlich ueberall in Australien. Die meisten Backpacker sind Deutsche. Des Weiteren gibt’s hier noch ein paar Aussies, Englaender, Hollaender, Schweden, einen Italiener, einen Brasilianer und eine Finnin. Ausserdem auch jede Menge Suedkoreaner und Japaner, die fast alle nur miserabel Englisch koennen, aber trotzdem alle nett sind. Ein bunter Haufen!

Die Arbeit am naechsten Tag war gut. Wir mussten Wassermelonen picken und in Kisten einpacken. Dazu faehrt ein Trecker mit Anhaenger und Fliessband am Feld entlang und alle laufen nebenher und picken die Melonen um sie aufs Fliessband zu legen. Obwohl die Dinger so schwer sind, war das erstaunlich einfach. Drei weitere Leute sind auf dem Trailer und packen die Melonen in Kisten. Der Farmer ist anscheinend ein viel gefragter Mann, denn sein Handy klingelt alle paar Minuten und fast immer sieht man ihn mit dem Hoerer am Ohr. Das verschafft uns immer mal wieder ein paar Pausen. Ueberhaupt geht es auf der Farm locker zu und die Pausen sind immer etwas laenger. Zum Glueck sind wir jetzt fest auf dieser Farm und werden dort voraussichtlich auch ein paar Wochen bleiben.

Wie es auch zugehen kann, sahen wir naemlich an unserem zweiten Arbeitstag, wo wir voruebergehend auf eine andere Farm mussten. Zuerst mussten wir Auberginen picken. Nicht so schlimm! Wir hatten aber wohl nur Glueck, dass das Feld schlecht war und es fast nix zu picken gab, denn wir haben schon regelrechte Horrorgeschichten von anderen Pickern gehoert, die komplett zerstochen und mit Rueckenschmerzen zurueckkamen. Die Farmer sind die absoluten Holzkoepfe. Denn als wir mit den Auberginen auf dem Trailer zurueckfuhren, hat die Haelfte der Kisten den Abflug gemacht. An einer Stelle musste der Trecker durch eine tiefe Senke. Beim Rausfahren sind dann die Kisten, die auf Rollen gelagert sind, nach hinten rausgeschossen und die Auberginen lagen im Staub. Mussten wir natuerlich wieder einsammeln. Wir dachten schon wir wuerden dafuer verantwortlich gemacht, aber die Farmer verloren kein Wort darueber, weil sie wohl wussten, dass es ihre eigene Dummheit war.

Dann wurden wir zu den Chilis gebracht. Absolut aetzend, sag ich euch. Man ist die ganze Zeit gebueckt oder muss sich auf die Erde setzen und die Zeit vergeht soooo langsam. Unertraeglich. Verdient haben wir aber trotzdem ganz gut. Samstag und Sonntag hatten wir frei und das heisst Party!!! Freitagabend feierten wir den Geburtstag von einer Deutschen und Samstagabend gings mit dem Taxi nach Ayr in den Nightclub. Obwohl in Home Hill absolut tote Hose ist und die Buergersteige 24/7 hochgeklappt sind, laesst es sich hier gut aushalten. Hier werden wir jetzt wohl erstmal ein paar Wochen bleiben bis wir weiterfahren nach Magnetic Island.

David Down Under

August 2005 - Mai 2006
Kangaroo Road Sign
Neun Monate Work & Travel in Australien und Neuseeland. Alle, die an meinen Erlebnissen teilhaben wollen, finden hier kurze Berichte und Fotos über meine Reise ans andere Ende der Welt.

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