East Coast
Es gibt viel zu erzaehlen! Nachdem wir die Orangenpflueckerei satt hatten, sind wir mit unserem Sven (so heisst jetzt unser Auto, Fear and Loathing-Gucker wissen wovon ich spreche) ueber den Sturt Highway Richtung Sydney gefahren. Die Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn wir sind jeder mit etwa 1.100 Dollar wieder gefahren.
Da Canberra auf dem Weg liegt, wenn man von Mildura nach Sydney faehrt, sollte die australische Hauptstadt also unser naechstes Ziel sein. Das bedeutet 700 km ueber den Highway durch die Einoede zu fahren. Die australische Einoede ist aber ueberraschend schoen. Es gibt links und rechts der Strasse einfach nichts ausser einer Menge kniehoher Buesche, ab und zu mal einer Kuhherde und Farmhauesern. Alle 100 km kommt eine Kleinstadt und das wars. Nach Einbruch der Dunkelheit waren wir fast in Canberra und stellten uns zum Uebernachten auf einen Rastplatz kurz davor.
Am naechsten Tag stellten wir dann fest, dass wir Sven ganz schoen an seine Grenzen getrieben hatten. Die Zapfsaeule zeigte naemlich stolze 71 Liter an, also muss der Tank nach gefahrenen 520 km fast restlos leer gewesen sein. Wir muessen uns immer an den Kilometern orientieren, da die Tankanzeige kaputt ist. Normalerweise machen wir deshalb sicherheitshalber nur 450 km und tanken. Ganz schoen leichtsinnig also, aber es ist ja gut gegangen.
In Canberra stand dann also ein wenig Kultur auf dem Programm. Wir waren schon so frueh morgens in der Stadt, dass die ganzen Gebaeude noch gar nicht auf hatten und wir erstmal fruehstuecken konnten. Wir besuchten zuerst das Parlament. Ein beeindruckender Komplex, der mehr pompoes als schoen ist und eher an einen riesigen Bunker oder vielleicht ein Gebaeude eines amerikanischen Geheimdienstes erinnert und in einen Huegel eingebettet ist. Ueberhaupt ist Canberra eine komische Stadt. Komplett am Reissbrett entworfen, ist sie voller riesiger Gruenflaechen und trotz nur 330.000 Einwohnern wahnsinnig gross. In der Mitte ist sie durch den Lake MacBurley Griffin geteilt – ebenfalls kuenstlich angelegt. Der Verkehr wird durch zwei riesige Kreisverkehre in die richtige Richtung gelenkt – ein Kreisverkehr auf jeder Seite vom See.
Aber zuerueck zum Parlament. Es beherbergt sowohl das Repraesentantenhaus als auch den Senat. Jedem Teil steht ein Fluegel zur Verfuegung. Zuerst kommt man in eine Halle mit sehr vielen marmornen Saeulen und gelangt ueber Treppen in die beiden Fluegel. Hier kann man uebrigens komplett selbstaendig herumlaufen und wird nicht gefuehrt wie z.B. im Reichstag. Das Parlament ist voller Tafeln mit Informationen zur Gruendung des australischen Staates, von denen wir uns die ein oder andere auch angeschaut haben. Alles in allem ist es aber nur ein Parlament wie jedes anderes – also etwas langweilig – und wir waren recht schnell wieder draussen.
Unsere naechste und letzte Station in Canberra war das National Museum of Australia. Vollgepackt mit Informationen ueber alle moeglichen Aspekt des australischen Lebens fanden wir, dass es sich angenehm von anderen Museen abhebt und alles andere als langweilig ist. Direkt am Anfang wurden wir angequatscht, ob wir eine Stadt der Zukunft am Computer gestalten wollen. Warum nicht dachten wir uns und schwuppdiwupp knieten wir vor Bildschirmen die wohl eher fuer Kinder gemacht sind und entwarfen bunte Flugobjekte, die wir alle in ein paar Jahren zur Fortbewegung nutzen werden. Danach gings ab in einen Raum mit einer grossen Leinwand und wir bekamen jeder 3D-Brillen, um unsere Autos direkt in Aktion zu erleben. Ganz nett gemacht das ganze, wenn auch die Grafik nicht wirklich auf dem neuesten Stand war. Die ganzen anderen Sachen im Museum begeisterten uns auch ziemlich. Die Informationstafeln waren kurz und was wir erfuhren war interessant. Die Themen waren die australische Landwirtschaft, Aboriginies, die Verbreitung verschiedener Tierarten, die Eroberung Australiens usw. usf. Uebrigens kann man sowohl das Parlament als auch das Museum voellig umsonst besuchen.
Aus dem Museum raus war es mal gerade 13 Uhr und wir entschieden uns Canberra zu verlassen, denn es gab nichts interessantes mehr zu sehen. Unsere naechste Station sollten die Blue Mountains sein. Um dorthin zu gelangen schlugen wir eine etwas abenteuerliche Strecke ein, denn eigentlich sind die Blue Mountains nur von der Ostkueste, also von Sydney zugaenglich. Da wir aber aus der anderen Richtung kamen, muteten wir Sven ein paar Unsealed Roads, also Schotterstrassen zu – alles wurde wie immer mit Bravour gemeistert.
Wir campten auf einem Rastplatz vor Katoomba, der groessten Stadt in den Blue Mountains und fast noch ein Vorort von Sydney. Da war es allerdings schweinekalt und zu allem Ueberfluss regnete es auch noch. Wir waren heilfroh, dass bei dem Auto noch zwei Schlafsaecke dabei waren, so dass jeder zwei hatte. Unsere Befuerchtung, dass wir umsonst in die Blue Mountains gefahren sind, weil man bei dem schlechten Wetter eh nichts sehen kann, erfuellte sich jedoch gluecklicherweise nicht und am naechsten Morgen war strahlender Sonnenschein.
Erster Stopp auf unserer Route war der Echo Point mit den Three Sisters, einer Felsformation. Warum der Point nun Echo Point heisst, konnten wir aber nicht rausfinden und so zogen wir ohne Echo wieder ab. Beeindruckender fanden wir da schon den Sublime Point. Da war ueberhaupt nichts los und wir hatten ihn ganz fuer uns alleine. Ein Wahnsinnsausblick! Ein gruenes Tal voller Eukalypten, eingerahmt von steilen Bergen ringsum, ueberall exotisches Vogelgezwitscher – atemberaubend! Dann kamen die Wentworth Falls. Das sind etwa 300 Meter hohe Wasserfaelle. Sah ganz schoen aus und wir kletterten am oberen, flacheren Teil ein wenig herum und gingen ein paar kleinen Wanderpfaden nach.
Als letztes wollten wir die Red Hand Cave sehen. Wir hatten die Wahl entweder einen 7 km langen Wanderpfad in den Nationalpark hinein- und auch wieder hinauszulaufen oder mit dem Auto fuer eine geringe Gebuehr naeher dran zu fahren. Wir entschieden uns fuer letzteres und jagten Sven abermals ueber abenteuerliche Scotterpisten und durch einen Causeway, ein Stueck von Wasser ueberspuelte Strasse also. Nach einer ewig langen Fahrt ueber Stock und Stein kamen wir schliesslich am Parkplatz fuer die Cave an und gingen das letzte Stueck. Wir waren enttaeuscht. Die Red Hand Cave ist nicht etwa eine beeindruckende Hoehle mit tollen Aboriginiemalereien, sondern bloss ein hohler Fels mit ein paar Handabdruecken, die zum Teil schon ein paar tausend Jahre alt sind. Ganz nette Idee von den Aboriginies zwar, aber nichts was einen vom Hocker reisst. Ausserdem war das ganze hinter Metallgittern und verschmiertem Plexiglas. Besser gefiel uns da der Wanderpfad, den wir noch etwas weiter verfolgten. Eigentlich dachten wir, dass wir uns auf einem Rundweg befaenden, aber irgendwann wurden wir stutzig, weil er kein Ende nahm. Also fragten wir Leute, die wir vorher ueberholt hatten und natuerlich befanden wir uns auf dem 7 km Wanderweg. Also sind wir umgedreht und wieder zum Auto zurueck – zum Teil wandernd, zum Teil laufend und springend, weil wir mal ausprobieren wollten, wie sich die Aboriginies auf der Jagd im Wald so gefuehlt haben muessen. Dann fuhren wir nach Sydney rein und stellten unser Auto in einem ruhigen Vorort, naemlich Strathfield, ab.
In Sydney gingen wir dann mal wieder ins WTC und trafen ein paar von den Leuten wieder, die am Anfang in unserer Gruppe waren und immer noch in Sydney sind. Erstmal gingen wir ein wenig ins Internet, wenn auch nur kurz, weil wir mitten in der Stadt geparkt hatten und die Parkuhr uns die Haare vom Kopf gefressen haette, waeren wir laenger geblieben. Was folgte war eine megaverplante Aktion bei der wir ein wenig aus Sydney rausfuhren, um umsonst parken zu koennen und dann ein paar Kilometer laufen bzw. mit der Bahn fahren wollten, um noch mal ins Internet zu gehen und in einem Hostel zu duschen (war dringend noetig). Dumme Idee und nachdem wir schon zwei Kilometer gelatscht waren, drehten wir wieder um und gingen zum Auto zurueck. Wir beschlossen die autofeindliche Stadt Sydney zu verlassen und weiter nach Norden zu fahren. Erstmal verfuhren wir uns auf dem Weg zur Autobahn aber wieder hoffnungslos und irgendwann rief dann Doro an, die wir auch noch vom Anfang kennen und die zusammen mit Bea immer noch in Sydney festhaengt. Da die beiden eine Wohnung haben, fragten wir mal ganz nett nach einer Dusche und wurden direkt eingeladen doch ueber Nacht zu bleiben. Da sagten wir natuerlich nicht nein. Das Auto konnten wir auch noch umsonst in der Tiefgarage parken. Spaeter gingen wir in die Scubar, wo wir total ueberrascht wurden von einer megalangen Schlange. Achja, es war ja Montag… da soll in der Scubar ganz besonders die Post abgehn hatten wir gehoert. Wir waren gespannt und reihten uns ein. Laecherliche anderthalb Stunden spaeter waren wir auch schon drin – oder zumindest so halb, denn man konnte nicht sehr weit vordringen – so brechend voll war es. Mit Muehe erkaempften wir uns etwas zu trinken. Ein Striptease von irgendeiner betrunkenen „Freiwilligen“ wurde geboten, deshalb war es also so voll. Naja, wir hatten genug und gingen schon bald wieder.
Am naechsten Tag stand wieder Fahren auf dem Programm. Bis nach Coffs Harbour schafften wir es, wo wir in einem Wendehammer parkten zum Schlafen. Wir hatten beschlossen Sven ein bisschen zu pimpen und wollten ihm am naechsten Tag sowohl Window Tintings wie auch zwei Rallyestreifen verpassen. Das noetige Equipment hatten wir schon besorgt. Zuerst kamen die zwei schwarzen Streifen. Wir klebten alles sorgfaeltig mit Klebeband und Zeitungen ab und spruehten was das Zeug hielt. Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Als wir gerade fertig waren, hielt ein Auto neben uns und ein aelterer Mann stieg aus. Er stellte sich als Brian vor und erzaehlte uns seine komplette Lebensphilosophie. Brian arbeitet nicht fuer Geld, sondern nur fuer Essen, Schlafen und etwas Sprit fuer seinen Wagen. Ein echter Laberfuchs der Kerl, er hoerte gar nicht mehr auf und wir hoerten brav zu. Irgendwann fuhr er dann doch. Das erste Window Tinting nahmen wir spaeter an einer Tanke vor, da man dazu einen Abzieher braucht. Das erste Fenster war leider katastrophal und so verschoben wir die weiteren erstmal auf spaeter und fuhren weiter nach Nimbin.
Nimbin ist eine Stadt, wo sich in den Siebzigern nach der Hippiezeit die verbliebenen Hippies zusammengefunden haben und bis heute dort leben. Auf der Strasse wird man ueberall angequatsch, ob man was Gras kaufen moechte und es gibt eine Hemp Embassy, wo ueber die Marihuanaprohibition und -legalisierung informiert wird. Das ganze wird in Nimbin aehnlich wie in den Niederlanden von den Behoerden toleriert. Toll war die Stadt aber nicht, da dort ein paar viele abgefuckte Hippies rumlaufen und wir fuhren am naechsten Morgen weiter.
Naechtes Ziel war Hervey Bay, von wo man mit der Faehre nach Fraser Island kommt. In Surfers Paradise (trotz nur 5.000 Einwohnern eine schreckliche Touristenstadt mit Wolkenkratzerhotels) hatten wir uns naemlich einen kompletten Trip zusammengebucht. Das beinhaltet einen Four Wheel Drive auf Fraser Island, einen Sailing Trip bei den Whitsunday Islands, einen Diving Course auf Magnetic Island, einen Tag Schnorcheln im Reef bei Cairns und noch ein paar Naechte Free Accomodation in verschiedenen Hostels. Wir nahmen unsere erste Nacht in Hervey Bay direkt mal in Anspruch und buchten fuer den naechten Tag den Four Wheel Drive. Das Hostel war super und wir genossen mal wieder die Dusche.
Am naechsten Morgen hiess es frueh aufstehen und alle die mitfuhren versammelten sich um ein bisschen ueber die Gefahren und das Fahren auf Fraser Island zu erfahren. Die Gefahren heissen Dingoes, Washouts und tiefer Sand und wir lernten, wie wir damit umzugehen haben. Fahren durften wir beiden leider nicht, da das erst ab 21 Jahren erlaubt ist. Scheiss Versicherungen! Zwei Briten, Dean und Amy, waren die einzigen in unserer 10er-Gruppe, die fahren durften. Ausserdem waren da noch Laura und fuenf amerikanische Studentinnen (letztere waren zum Kotzen aber dazu spaeter mehr). Dann gings zum Campshed, wo wir unsere Autos mit Campingequipment beladen mussten. Dazu haben die Toyota Landcruiser ein so genanntes Hi-Top. Das heisst, das Dach ist abgesaegt und eine hoehere Haube draufgesetzt, wo Zelte, Kisten, Kocher, etc. reinpassen. Ausser uns waren noch zwei andere Autos mit jeweils zehn Leuten da. Wir beschlossen alle zusammenzubleiben auf Fraser.
Daraus wurde dann leider nichts, denn nach dem Gruppeneinkauf schafften es nur unser Team 3 und Team 2 zur Faehre. Team 1 fuhr an der Faehrstation vorbei, kam zu spaet und sah uns nur noch ablegen. Das heisst sie mussten sechs Stunden auf die naechste Faehre warten. Auf Fraser Island faehrt man fast nur auf Sand, denn es ist die groesste Sandinsel der Welt und hat mehr Sand als die komplette Sahara. Nur in den Staedten gibt es ein paar asphaltierte Strassen. Im Inland sind die Pisten meist sehr holprig und man kann nur langsam fahren, waehrend der Strand so was wie die Autobahn ist, wo es schneller voran geht. Man muss nur auf Washouts aufpassen. Das sind kleine Fluesse (Creeks), die ins Meer fliessen und an diesen Stellen den Sand wegwaschen, so dass tiefe Graeben entstehen. Es ging sehr lustig zu in der Karre. Vor jedem Schlagloch rief unser Fahrer Dean „Bump“ und dann flogen alle durch die Gegend und er lachte sich schlapp. Trotzdem schafften wir und auch unser Jeep es heile bis zum Norden der Insel, wo man einen Felsen erklimmen und von dort verschiedene Meerestiere beobachten konnte. Wir sahen in der Ferne die Fontänen von Walen und direkt unter uns Rochen, Schildkroeten und groessere Fische. Sehr beeindruckend.
Die Nacht sollten wir am Strand campen. Zusammen mit Team 2 schlugen wir unsere Zelte auf und schmissen die Kocher an um BBQ zu machen. Unser Kocher gab leider schon bald den Geist auf, weil der Schlauch riss. Also benutzten wir einfach den von Team 2. Dann wurde noch ein wenig gefeiert, aber alle gingen recht frueh ins Bett. Die Amerikanerinnen schon sehr frueh, weil sie „so scared of the dingoes“ waren, die irgendwann anfingen um unser Lager zu schleichen, aber eigentlich keinem was taten, uns noch nicht einmal nahe kamen. Da wahrscheinlich noch nicht jeder von Dingoes gehoert hat: Sie sehen einem Hund sehr aehnlich, sehen aber sehr mager aus und sind natuerlich wild und nicht domestiziert, weshalb sie unter Umstaenden Menschen angreifen koennten.
Der naechste Tag begann mit der Besichtigung einer Creek, die man hinauf und hinunter laufen, schwimmen oder was auch immer kann. Die Amis spruehten sich die ganze Zeit wie die Bekloppten mit Insektenspray ein, dabei gab es ueberhaupt keine Insekten. Wir schuettelten nur den Kopf. Spaeter sahen wir ein Shipwreck, wovon am Strand von Fraser mehrere liegen. Anscheinend eine gefaehrliche Gegend um mit dem Schiff zu fahren. Spaeter kamen wir zum Lake Wabby. Der begeisterte uns besonders, da man dort eine riesige Duene hinab direkt ins Wasser laufen oder wahlweise auch rollen kann. Sehr spassig. Nachmittags fuhren wir zum Campingplatz der Central Station, um dort die Nacht zu verbringen. Dort trafen wir auch das verschollene Team 1 wieder. Nach ein paar dicken Portionen Nudeln mit Sauce, starteten wir die Party und ignorierten die Schilder, die jeglichen Laerm nach 21 Uhr verboten. Die Briten starteten ihre Drinking Games und jeder machte irgendwann mal mit. Am naechsten Morgen wurde uns dann die Rechnung praesentiert und jeder musste 20 Dollar Strafe abdruecken. Aber der Spass wars wert!
Am letzten Tag standen eigentlich ein Rain Forest Walk und der Lake MacKenzie auf dem Programm. Wir schafften leider nur den See, weil die Amis unbedingt shoppen wollten. Der See war aber wirklich toll. Weisser Sand und absolut klares Wasser und dort blieben wir auch bis wir wieder zum Hafen mussten um unsere Faehre zu kriegen. Alles in allem ein toller Trip! Am Abend hauten wir uns All-u-can-eat-Pizza rein und gingen satt und zufrieden zu Bett.
Nach diesem ersten Trip aus unserem Paket wollten wir eigentlich erstmal wieder etwas arbeiten. Dazu kam es dann nicht, da in der Gegend um Childers und Bundaberg, wo normalerweise viel Fruit Picking ist, die Saison erst zwei bis drei Wochen spaeter starten sollte. Also entschlossen wir uns nach Airlie Beach weiterzufahren und unseren Sailing Trip in Anspruch zu nehmen. Airlie ist eine sehr schoene und trotz vieler Touristen (vor allem Backpacker) kleine und beschauliche Stadt. Dort trafen wir Franzi und Kora und auch Alex und Marcus wieder, die wir alle in Sydney kennengelernt hatten. Unser Sailing Trip sollte erst am Sonntag sein und so hatten wir noch ein paar Tage Zeit, die wir meist an einer kuenstlichen Lagune verbrachten – quasi ein kostenloses Freibad. Das ist noetig, da jetzt mit steigenden Temperaturen die Stinger Season beginnt, das heisst die Quallen nehmen die Kuesten in beschlag und man sollte besser nicht mehr im Meer baden. Gut weggehen kann man in Airlie auch wie wir feststellten. Alles in allem erinnerte uns die Stadt etwas an Cala Ratjada.
Unser Auto hatten wir die ganze Zeit einfach auf dem kostenlosen Parkplatz am Strand stehen, wo Camping zwar ausdruecklich verboten ist, was wir aber geflissentlich ignorierten. Toiletten, Duschen und Waschgelegenheiten gab es sogar auch. Franzi und Kora mit ihrem nicht ganz unauffaelligen rosa Campervan wurden zwar irgendwann von einem Cityranger mitten in der Nacht weggescheucht, aber unsere Karre erweckte keinerlei Aufmerksamkeit und wir hatten keine Probleme. Ausserdem hatten wir die restlichen Fenster getintet, so dass wir auch gar nicht mehr zu sehen waren.
Dann war auch schon bald Sonntag und die Segeltour ging los. Wir bekamen morgens einen Anruf, dass unser Schiff leider einen Motorschaden hatte und ein Austauschboot fuer uns vorgesehen war, das aber erst 5 Stunden spaeter starten sollte und dafuer natuerlich auch spaeter zurueckkehren wuerde. Kein Problem, so hatten wir noch etwas mehr Zeit. Mit unserer Gruppe hatten wir leider ein bisschen Pech. Zwar waren alle nett und man konnte gut quatschen, aber alle waren entweder Studenten oder normale Urlauber. Eigentlich ja egal, aber es ist einfach etwas schade, wenn nach dem Trip alle wieder nach Hause fahren. Wir haetten gern ein paar andere Backpacker kennengelernt.
Leider war die ganze Zeit ziemliche Flaute und wir mussten mit dem Motor fahren. Zwar wurden zweimal die Segel aufgerichtet, aber wohl nur zu Showzwecken, denn dann standen wir so gut wie. Der erste Tag war leider fast direkt rum, da wir ja erst so spaet gestartet waren. Wir fuhren nur noch ins naechste Resort – vorgeblich um ein Footy Final zu gucken – in Wirklichkeit jedoch um zu saufen. Spaeter ging die Party noch auf dem Schiff weiter. Am zweiten Tag standen Schnorcheln und der Whitehaven Beach auf dem Plan. Das Schnorcheln war toll und gab uns schon mal einen Vorgeschmack auf unseren Scuba Diving Course. Unglaublich, was fuer bunte Fische es gibt und wie schoen Korallen sein koennen. Whitehaven Beach ist ein riesig langer Strand mit dem feinsten und weissesten Sand den ich je gesehen habe. Wir spielten ein wenig mit dem Fussball rum und bei jedem Schritt quietschte der Sand unter den Fuessen. Am dritten und letzten Tag fuhren wir zu einem kleineren und weniger schoenen Strand, wo uns irgendwelche mutierten Riesenfliegen penetrierten und ein paar grosse Echsen unterwegs waren. Das Essen an Bord war uebrigens ueber jeglichen Zweifel erhaben und sowohl gut als auch reichlich.
Nachmittags liefen wir wieder im Hafen ein und wir wurden von der Crew eingeladen doch abends in die Beaches Bar zu kommen, weil es dort fuer uns ein paar kostenlose Jugs gaebe. Die meisten konnten gar nicht kommen, da sie direkt mit dem Bus weiterfuhren, aber wir zwei gingen natuerlich hin. Ausser uns war nur noch Jeff da und von der Crew war nix zu sehen und somit natuerlich auch nix von Freibier. Etwas enttaeuscht zogen wir bald wieder ab. Im Hostel hatten wir zum Glueck ein paar nette Zimmergenossen und so wurde der Abend doch noch ganz gut. Spaeter kamen auch noch Alex und Marcus hinzu.
Am naechsten Morgen hiess es Abschied nehmen von Airlie Beach, wir hatten von Alex und Marcus eine Telefonnummer von einem Working Hostel etwa 200 km weiter noerdlich in Home Hill bei Ayr bekommen und entschieden uns dort zu arbeiten. Das ganze laeuft so, dass man sich in diesen Hostels einmietet und die einem Arbeit verschaffen, da sie die Kontakte zu den Farmern halten. Wir hatten vorher schon angerufen und uns angekuendigt. Als wir dann da waren, hatten wir erstmal Probleme jemanden zu finden, der fuer den Check-In zustaendig ist. Es lief nur so ein abgelumpter Alkoholiker mit seiner Bierdose rum, der sich uns als Nugget vorstellte und irgendwie so halb zustaendig ist, aber meinte wir sollten auf Shelley warten, die wuerde das machen. Nun ja, wir fuhren erstmal nach Ayr um uns die Baeuche bei Subway vollzuschlagen. Zurueck im Hostel warteten wir… und warteten… und warteten… Und nichts tat sich! Wir hatten schon gehoert, dass Shelley an dem Tag wohl krank war. Komisch dass dieser Nugget nichts davon wusste, wo er anscheinend doch ihr Mann ist. Irgendwann hatten wir die Schnauze voll und wollten in ein anderes Hostel in der Stadt gehen. Gerade waren wir draussen, trafen wir Nugget und er sagte uns ploetzlich, dass er uns eingebucht haette und wir am naechsten Tag arbeiten koennten. So blieben wir also doch. Im Hostel sind natuerlich zum groessten Teil… Deutsche. Wie eigentlich ueberall in Australien. Die meisten Backpacker sind Deutsche. Des Weiteren gibt’s hier noch ein paar Aussies, Englaender, Hollaender, Schweden, einen Italiener, einen Brasilianer und eine Finnin. Ausserdem auch jede Menge Suedkoreaner und Japaner, die fast alle nur miserabel Englisch koennen, aber trotzdem alle nett sind. Ein bunter Haufen!
Die Arbeit am naechsten Tag war gut. Wir mussten Wassermelonen picken und in Kisten einpacken. Dazu faehrt ein Trecker mit Anhaenger und Fliessband am Feld entlang und alle laufen nebenher und picken die Melonen um sie aufs Fliessband zu legen. Obwohl die Dinger so schwer sind, war das erstaunlich einfach. Drei weitere Leute sind auf dem Trailer und packen die Melonen in Kisten. Der Farmer ist anscheinend ein viel gefragter Mann, denn sein Handy klingelt alle paar Minuten und fast immer sieht man ihn mit dem Hoerer am Ohr. Das verschafft uns immer mal wieder ein paar Pausen. Ueberhaupt geht es auf der Farm locker zu und die Pausen sind immer etwas laenger. Zum Glueck sind wir jetzt fest auf dieser Farm und werden dort voraussichtlich auch ein paar Wochen bleiben.
Wie es auch zugehen kann, sahen wir naemlich an unserem zweiten Arbeitstag, wo wir voruebergehend auf eine andere Farm mussten. Zuerst mussten wir Auberginen picken. Nicht so schlimm! Wir hatten aber wohl nur Glueck, dass das Feld schlecht war und es fast nix zu picken gab, denn wir haben schon regelrechte Horrorgeschichten von anderen Pickern gehoert, die komplett zerstochen und mit Rueckenschmerzen zurueckkamen. Die Farmer sind die absoluten Holzkoepfe. Denn als wir mit den Auberginen auf dem Trailer zurueckfuhren, hat die Haelfte der Kisten den Abflug gemacht. An einer Stelle musste der Trecker durch eine tiefe Senke. Beim Rausfahren sind dann die Kisten, die auf Rollen gelagert sind, nach hinten rausgeschossen und die Auberginen lagen im Staub. Mussten wir natuerlich wieder einsammeln. Wir dachten schon wir wuerden dafuer verantwortlich gemacht, aber die Farmer verloren kein Wort darueber, weil sie wohl wussten, dass es ihre eigene Dummheit war.
Dann wurden wir zu den Chilis gebracht. Absolut aetzend, sag ich euch. Man ist die ganze Zeit gebueckt oder muss sich auf die Erde setzen und die Zeit vergeht soooo langsam. Unertraeglich. Verdient haben wir aber trotzdem ganz gut. Samstag und Sonntag hatten wir frei und das heisst Party!!! Freitagabend feierten wir den Geburtstag von einer Deutschen und Samstagabend gings mit dem Taxi nach Ayr in den Nightclub. Obwohl in Home Hill absolut tote Hose ist und die Buergersteige 24/7 hochgeklappt sind, laesst es sich hier gut aushalten. Hier werden wir jetzt wohl erstmal ein paar Wochen bleiben bis wir weiterfahren nach Magnetic Island.
Da Canberra auf dem Weg liegt, wenn man von Mildura nach Sydney faehrt, sollte die australische Hauptstadt also unser naechstes Ziel sein. Das bedeutet 700 km ueber den Highway durch die Einoede zu fahren. Die australische Einoede ist aber ueberraschend schoen. Es gibt links und rechts der Strasse einfach nichts ausser einer Menge kniehoher Buesche, ab und zu mal einer Kuhherde und Farmhauesern. Alle 100 km kommt eine Kleinstadt und das wars. Nach Einbruch der Dunkelheit waren wir fast in Canberra und stellten uns zum Uebernachten auf einen Rastplatz kurz davor.
Am naechsten Tag stellten wir dann fest, dass wir Sven ganz schoen an seine Grenzen getrieben hatten. Die Zapfsaeule zeigte naemlich stolze 71 Liter an, also muss der Tank nach gefahrenen 520 km fast restlos leer gewesen sein. Wir muessen uns immer an den Kilometern orientieren, da die Tankanzeige kaputt ist. Normalerweise machen wir deshalb sicherheitshalber nur 450 km und tanken. Ganz schoen leichtsinnig also, aber es ist ja gut gegangen.
In Canberra stand dann also ein wenig Kultur auf dem Programm. Wir waren schon so frueh morgens in der Stadt, dass die ganzen Gebaeude noch gar nicht auf hatten und wir erstmal fruehstuecken konnten. Wir besuchten zuerst das Parlament. Ein beeindruckender Komplex, der mehr pompoes als schoen ist und eher an einen riesigen Bunker oder vielleicht ein Gebaeude eines amerikanischen Geheimdienstes erinnert und in einen Huegel eingebettet ist. Ueberhaupt ist Canberra eine komische Stadt. Komplett am Reissbrett entworfen, ist sie voller riesiger Gruenflaechen und trotz nur 330.000 Einwohnern wahnsinnig gross. In der Mitte ist sie durch den Lake MacBurley Griffin geteilt – ebenfalls kuenstlich angelegt. Der Verkehr wird durch zwei riesige Kreisverkehre in die richtige Richtung gelenkt – ein Kreisverkehr auf jeder Seite vom See.
Aber zuerueck zum Parlament. Es beherbergt sowohl das Repraesentantenhaus als auch den Senat. Jedem Teil steht ein Fluegel zur Verfuegung. Zuerst kommt man in eine Halle mit sehr vielen marmornen Saeulen und gelangt ueber Treppen in die beiden Fluegel. Hier kann man uebrigens komplett selbstaendig herumlaufen und wird nicht gefuehrt wie z.B. im Reichstag. Das Parlament ist voller Tafeln mit Informationen zur Gruendung des australischen Staates, von denen wir uns die ein oder andere auch angeschaut haben. Alles in allem ist es aber nur ein Parlament wie jedes anderes – also etwas langweilig – und wir waren recht schnell wieder draussen.
Unsere naechste und letzte Station in Canberra war das National Museum of Australia. Vollgepackt mit Informationen ueber alle moeglichen Aspekt des australischen Lebens fanden wir, dass es sich angenehm von anderen Museen abhebt und alles andere als langweilig ist. Direkt am Anfang wurden wir angequatscht, ob wir eine Stadt der Zukunft am Computer gestalten wollen. Warum nicht dachten wir uns und schwuppdiwupp knieten wir vor Bildschirmen die wohl eher fuer Kinder gemacht sind und entwarfen bunte Flugobjekte, die wir alle in ein paar Jahren zur Fortbewegung nutzen werden. Danach gings ab in einen Raum mit einer grossen Leinwand und wir bekamen jeder 3D-Brillen, um unsere Autos direkt in Aktion zu erleben. Ganz nett gemacht das ganze, wenn auch die Grafik nicht wirklich auf dem neuesten Stand war. Die ganzen anderen Sachen im Museum begeisterten uns auch ziemlich. Die Informationstafeln waren kurz und was wir erfuhren war interessant. Die Themen waren die australische Landwirtschaft, Aboriginies, die Verbreitung verschiedener Tierarten, die Eroberung Australiens usw. usf. Uebrigens kann man sowohl das Parlament als auch das Museum voellig umsonst besuchen.
Aus dem Museum raus war es mal gerade 13 Uhr und wir entschieden uns Canberra zu verlassen, denn es gab nichts interessantes mehr zu sehen. Unsere naechste Station sollten die Blue Mountains sein. Um dorthin zu gelangen schlugen wir eine etwas abenteuerliche Strecke ein, denn eigentlich sind die Blue Mountains nur von der Ostkueste, also von Sydney zugaenglich. Da wir aber aus der anderen Richtung kamen, muteten wir Sven ein paar Unsealed Roads, also Schotterstrassen zu – alles wurde wie immer mit Bravour gemeistert.
Wir campten auf einem Rastplatz vor Katoomba, der groessten Stadt in den Blue Mountains und fast noch ein Vorort von Sydney. Da war es allerdings schweinekalt und zu allem Ueberfluss regnete es auch noch. Wir waren heilfroh, dass bei dem Auto noch zwei Schlafsaecke dabei waren, so dass jeder zwei hatte. Unsere Befuerchtung, dass wir umsonst in die Blue Mountains gefahren sind, weil man bei dem schlechten Wetter eh nichts sehen kann, erfuellte sich jedoch gluecklicherweise nicht und am naechsten Morgen war strahlender Sonnenschein.
Erster Stopp auf unserer Route war der Echo Point mit den Three Sisters, einer Felsformation. Warum der Point nun Echo Point heisst, konnten wir aber nicht rausfinden und so zogen wir ohne Echo wieder ab. Beeindruckender fanden wir da schon den Sublime Point. Da war ueberhaupt nichts los und wir hatten ihn ganz fuer uns alleine. Ein Wahnsinnsausblick! Ein gruenes Tal voller Eukalypten, eingerahmt von steilen Bergen ringsum, ueberall exotisches Vogelgezwitscher – atemberaubend! Dann kamen die Wentworth Falls. Das sind etwa 300 Meter hohe Wasserfaelle. Sah ganz schoen aus und wir kletterten am oberen, flacheren Teil ein wenig herum und gingen ein paar kleinen Wanderpfaden nach.
Als letztes wollten wir die Red Hand Cave sehen. Wir hatten die Wahl entweder einen 7 km langen Wanderpfad in den Nationalpark hinein- und auch wieder hinauszulaufen oder mit dem Auto fuer eine geringe Gebuehr naeher dran zu fahren. Wir entschieden uns fuer letzteres und jagten Sven abermals ueber abenteuerliche Scotterpisten und durch einen Causeway, ein Stueck von Wasser ueberspuelte Strasse also. Nach einer ewig langen Fahrt ueber Stock und Stein kamen wir schliesslich am Parkplatz fuer die Cave an und gingen das letzte Stueck. Wir waren enttaeuscht. Die Red Hand Cave ist nicht etwa eine beeindruckende Hoehle mit tollen Aboriginiemalereien, sondern bloss ein hohler Fels mit ein paar Handabdruecken, die zum Teil schon ein paar tausend Jahre alt sind. Ganz nette Idee von den Aboriginies zwar, aber nichts was einen vom Hocker reisst. Ausserdem war das ganze hinter Metallgittern und verschmiertem Plexiglas. Besser gefiel uns da der Wanderpfad, den wir noch etwas weiter verfolgten. Eigentlich dachten wir, dass wir uns auf einem Rundweg befaenden, aber irgendwann wurden wir stutzig, weil er kein Ende nahm. Also fragten wir Leute, die wir vorher ueberholt hatten und natuerlich befanden wir uns auf dem 7 km Wanderweg. Also sind wir umgedreht und wieder zum Auto zurueck – zum Teil wandernd, zum Teil laufend und springend, weil wir mal ausprobieren wollten, wie sich die Aboriginies auf der Jagd im Wald so gefuehlt haben muessen. Dann fuhren wir nach Sydney rein und stellten unser Auto in einem ruhigen Vorort, naemlich Strathfield, ab.
In Sydney gingen wir dann mal wieder ins WTC und trafen ein paar von den Leuten wieder, die am Anfang in unserer Gruppe waren und immer noch in Sydney sind. Erstmal gingen wir ein wenig ins Internet, wenn auch nur kurz, weil wir mitten in der Stadt geparkt hatten und die Parkuhr uns die Haare vom Kopf gefressen haette, waeren wir laenger geblieben. Was folgte war eine megaverplante Aktion bei der wir ein wenig aus Sydney rausfuhren, um umsonst parken zu koennen und dann ein paar Kilometer laufen bzw. mit der Bahn fahren wollten, um noch mal ins Internet zu gehen und in einem Hostel zu duschen (war dringend noetig). Dumme Idee und nachdem wir schon zwei Kilometer gelatscht waren, drehten wir wieder um und gingen zum Auto zurueck. Wir beschlossen die autofeindliche Stadt Sydney zu verlassen und weiter nach Norden zu fahren. Erstmal verfuhren wir uns auf dem Weg zur Autobahn aber wieder hoffnungslos und irgendwann rief dann Doro an, die wir auch noch vom Anfang kennen und die zusammen mit Bea immer noch in Sydney festhaengt. Da die beiden eine Wohnung haben, fragten wir mal ganz nett nach einer Dusche und wurden direkt eingeladen doch ueber Nacht zu bleiben. Da sagten wir natuerlich nicht nein. Das Auto konnten wir auch noch umsonst in der Tiefgarage parken. Spaeter gingen wir in die Scubar, wo wir total ueberrascht wurden von einer megalangen Schlange. Achja, es war ja Montag… da soll in der Scubar ganz besonders die Post abgehn hatten wir gehoert. Wir waren gespannt und reihten uns ein. Laecherliche anderthalb Stunden spaeter waren wir auch schon drin – oder zumindest so halb, denn man konnte nicht sehr weit vordringen – so brechend voll war es. Mit Muehe erkaempften wir uns etwas zu trinken. Ein Striptease von irgendeiner betrunkenen „Freiwilligen“ wurde geboten, deshalb war es also so voll. Naja, wir hatten genug und gingen schon bald wieder.
Am naechsten Tag stand wieder Fahren auf dem Programm. Bis nach Coffs Harbour schafften wir es, wo wir in einem Wendehammer parkten zum Schlafen. Wir hatten beschlossen Sven ein bisschen zu pimpen und wollten ihm am naechsten Tag sowohl Window Tintings wie auch zwei Rallyestreifen verpassen. Das noetige Equipment hatten wir schon besorgt. Zuerst kamen die zwei schwarzen Streifen. Wir klebten alles sorgfaeltig mit Klebeband und Zeitungen ab und spruehten was das Zeug hielt. Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Als wir gerade fertig waren, hielt ein Auto neben uns und ein aelterer Mann stieg aus. Er stellte sich als Brian vor und erzaehlte uns seine komplette Lebensphilosophie. Brian arbeitet nicht fuer Geld, sondern nur fuer Essen, Schlafen und etwas Sprit fuer seinen Wagen. Ein echter Laberfuchs der Kerl, er hoerte gar nicht mehr auf und wir hoerten brav zu. Irgendwann fuhr er dann doch. Das erste Window Tinting nahmen wir spaeter an einer Tanke vor, da man dazu einen Abzieher braucht. Das erste Fenster war leider katastrophal und so verschoben wir die weiteren erstmal auf spaeter und fuhren weiter nach Nimbin.
Nimbin ist eine Stadt, wo sich in den Siebzigern nach der Hippiezeit die verbliebenen Hippies zusammengefunden haben und bis heute dort leben. Auf der Strasse wird man ueberall angequatsch, ob man was Gras kaufen moechte und es gibt eine Hemp Embassy, wo ueber die Marihuanaprohibition und -legalisierung informiert wird. Das ganze wird in Nimbin aehnlich wie in den Niederlanden von den Behoerden toleriert. Toll war die Stadt aber nicht, da dort ein paar viele abgefuckte Hippies rumlaufen und wir fuhren am naechsten Morgen weiter.
Naechtes Ziel war Hervey Bay, von wo man mit der Faehre nach Fraser Island kommt. In Surfers Paradise (trotz nur 5.000 Einwohnern eine schreckliche Touristenstadt mit Wolkenkratzerhotels) hatten wir uns naemlich einen kompletten Trip zusammengebucht. Das beinhaltet einen Four Wheel Drive auf Fraser Island, einen Sailing Trip bei den Whitsunday Islands, einen Diving Course auf Magnetic Island, einen Tag Schnorcheln im Reef bei Cairns und noch ein paar Naechte Free Accomodation in verschiedenen Hostels. Wir nahmen unsere erste Nacht in Hervey Bay direkt mal in Anspruch und buchten fuer den naechten Tag den Four Wheel Drive. Das Hostel war super und wir genossen mal wieder die Dusche.
Am naechsten Morgen hiess es frueh aufstehen und alle die mitfuhren versammelten sich um ein bisschen ueber die Gefahren und das Fahren auf Fraser Island zu erfahren. Die Gefahren heissen Dingoes, Washouts und tiefer Sand und wir lernten, wie wir damit umzugehen haben. Fahren durften wir beiden leider nicht, da das erst ab 21 Jahren erlaubt ist. Scheiss Versicherungen! Zwei Briten, Dean und Amy, waren die einzigen in unserer 10er-Gruppe, die fahren durften. Ausserdem waren da noch Laura und fuenf amerikanische Studentinnen (letztere waren zum Kotzen aber dazu spaeter mehr). Dann gings zum Campshed, wo wir unsere Autos mit Campingequipment beladen mussten. Dazu haben die Toyota Landcruiser ein so genanntes Hi-Top. Das heisst, das Dach ist abgesaegt und eine hoehere Haube draufgesetzt, wo Zelte, Kisten, Kocher, etc. reinpassen. Ausser uns waren noch zwei andere Autos mit jeweils zehn Leuten da. Wir beschlossen alle zusammenzubleiben auf Fraser.
Daraus wurde dann leider nichts, denn nach dem Gruppeneinkauf schafften es nur unser Team 3 und Team 2 zur Faehre. Team 1 fuhr an der Faehrstation vorbei, kam zu spaet und sah uns nur noch ablegen. Das heisst sie mussten sechs Stunden auf die naechste Faehre warten. Auf Fraser Island faehrt man fast nur auf Sand, denn es ist die groesste Sandinsel der Welt und hat mehr Sand als die komplette Sahara. Nur in den Staedten gibt es ein paar asphaltierte Strassen. Im Inland sind die Pisten meist sehr holprig und man kann nur langsam fahren, waehrend der Strand so was wie die Autobahn ist, wo es schneller voran geht. Man muss nur auf Washouts aufpassen. Das sind kleine Fluesse (Creeks), die ins Meer fliessen und an diesen Stellen den Sand wegwaschen, so dass tiefe Graeben entstehen. Es ging sehr lustig zu in der Karre. Vor jedem Schlagloch rief unser Fahrer Dean „Bump“ und dann flogen alle durch die Gegend und er lachte sich schlapp. Trotzdem schafften wir und auch unser Jeep es heile bis zum Norden der Insel, wo man einen Felsen erklimmen und von dort verschiedene Meerestiere beobachten konnte. Wir sahen in der Ferne die Fontänen von Walen und direkt unter uns Rochen, Schildkroeten und groessere Fische. Sehr beeindruckend.
Die Nacht sollten wir am Strand campen. Zusammen mit Team 2 schlugen wir unsere Zelte auf und schmissen die Kocher an um BBQ zu machen. Unser Kocher gab leider schon bald den Geist auf, weil der Schlauch riss. Also benutzten wir einfach den von Team 2. Dann wurde noch ein wenig gefeiert, aber alle gingen recht frueh ins Bett. Die Amerikanerinnen schon sehr frueh, weil sie „so scared of the dingoes“ waren, die irgendwann anfingen um unser Lager zu schleichen, aber eigentlich keinem was taten, uns noch nicht einmal nahe kamen. Da wahrscheinlich noch nicht jeder von Dingoes gehoert hat: Sie sehen einem Hund sehr aehnlich, sehen aber sehr mager aus und sind natuerlich wild und nicht domestiziert, weshalb sie unter Umstaenden Menschen angreifen koennten.
Der naechste Tag begann mit der Besichtigung einer Creek, die man hinauf und hinunter laufen, schwimmen oder was auch immer kann. Die Amis spruehten sich die ganze Zeit wie die Bekloppten mit Insektenspray ein, dabei gab es ueberhaupt keine Insekten. Wir schuettelten nur den Kopf. Spaeter sahen wir ein Shipwreck, wovon am Strand von Fraser mehrere liegen. Anscheinend eine gefaehrliche Gegend um mit dem Schiff zu fahren. Spaeter kamen wir zum Lake Wabby. Der begeisterte uns besonders, da man dort eine riesige Duene hinab direkt ins Wasser laufen oder wahlweise auch rollen kann. Sehr spassig. Nachmittags fuhren wir zum Campingplatz der Central Station, um dort die Nacht zu verbringen. Dort trafen wir auch das verschollene Team 1 wieder. Nach ein paar dicken Portionen Nudeln mit Sauce, starteten wir die Party und ignorierten die Schilder, die jeglichen Laerm nach 21 Uhr verboten. Die Briten starteten ihre Drinking Games und jeder machte irgendwann mal mit. Am naechsten Morgen wurde uns dann die Rechnung praesentiert und jeder musste 20 Dollar Strafe abdruecken. Aber der Spass wars wert!
Am letzten Tag standen eigentlich ein Rain Forest Walk und der Lake MacKenzie auf dem Programm. Wir schafften leider nur den See, weil die Amis unbedingt shoppen wollten. Der See war aber wirklich toll. Weisser Sand und absolut klares Wasser und dort blieben wir auch bis wir wieder zum Hafen mussten um unsere Faehre zu kriegen. Alles in allem ein toller Trip! Am Abend hauten wir uns All-u-can-eat-Pizza rein und gingen satt und zufrieden zu Bett.
Nach diesem ersten Trip aus unserem Paket wollten wir eigentlich erstmal wieder etwas arbeiten. Dazu kam es dann nicht, da in der Gegend um Childers und Bundaberg, wo normalerweise viel Fruit Picking ist, die Saison erst zwei bis drei Wochen spaeter starten sollte. Also entschlossen wir uns nach Airlie Beach weiterzufahren und unseren Sailing Trip in Anspruch zu nehmen. Airlie ist eine sehr schoene und trotz vieler Touristen (vor allem Backpacker) kleine und beschauliche Stadt. Dort trafen wir Franzi und Kora und auch Alex und Marcus wieder, die wir alle in Sydney kennengelernt hatten. Unser Sailing Trip sollte erst am Sonntag sein und so hatten wir noch ein paar Tage Zeit, die wir meist an einer kuenstlichen Lagune verbrachten – quasi ein kostenloses Freibad. Das ist noetig, da jetzt mit steigenden Temperaturen die Stinger Season beginnt, das heisst die Quallen nehmen die Kuesten in beschlag und man sollte besser nicht mehr im Meer baden. Gut weggehen kann man in Airlie auch wie wir feststellten. Alles in allem erinnerte uns die Stadt etwas an Cala Ratjada.
Unser Auto hatten wir die ganze Zeit einfach auf dem kostenlosen Parkplatz am Strand stehen, wo Camping zwar ausdruecklich verboten ist, was wir aber geflissentlich ignorierten. Toiletten, Duschen und Waschgelegenheiten gab es sogar auch. Franzi und Kora mit ihrem nicht ganz unauffaelligen rosa Campervan wurden zwar irgendwann von einem Cityranger mitten in der Nacht weggescheucht, aber unsere Karre erweckte keinerlei Aufmerksamkeit und wir hatten keine Probleme. Ausserdem hatten wir die restlichen Fenster getintet, so dass wir auch gar nicht mehr zu sehen waren.
Dann war auch schon bald Sonntag und die Segeltour ging los. Wir bekamen morgens einen Anruf, dass unser Schiff leider einen Motorschaden hatte und ein Austauschboot fuer uns vorgesehen war, das aber erst 5 Stunden spaeter starten sollte und dafuer natuerlich auch spaeter zurueckkehren wuerde. Kein Problem, so hatten wir noch etwas mehr Zeit. Mit unserer Gruppe hatten wir leider ein bisschen Pech. Zwar waren alle nett und man konnte gut quatschen, aber alle waren entweder Studenten oder normale Urlauber. Eigentlich ja egal, aber es ist einfach etwas schade, wenn nach dem Trip alle wieder nach Hause fahren. Wir haetten gern ein paar andere Backpacker kennengelernt.
Leider war die ganze Zeit ziemliche Flaute und wir mussten mit dem Motor fahren. Zwar wurden zweimal die Segel aufgerichtet, aber wohl nur zu Showzwecken, denn dann standen wir so gut wie. Der erste Tag war leider fast direkt rum, da wir ja erst so spaet gestartet waren. Wir fuhren nur noch ins naechste Resort – vorgeblich um ein Footy Final zu gucken – in Wirklichkeit jedoch um zu saufen. Spaeter ging die Party noch auf dem Schiff weiter. Am zweiten Tag standen Schnorcheln und der Whitehaven Beach auf dem Plan. Das Schnorcheln war toll und gab uns schon mal einen Vorgeschmack auf unseren Scuba Diving Course. Unglaublich, was fuer bunte Fische es gibt und wie schoen Korallen sein koennen. Whitehaven Beach ist ein riesig langer Strand mit dem feinsten und weissesten Sand den ich je gesehen habe. Wir spielten ein wenig mit dem Fussball rum und bei jedem Schritt quietschte der Sand unter den Fuessen. Am dritten und letzten Tag fuhren wir zu einem kleineren und weniger schoenen Strand, wo uns irgendwelche mutierten Riesenfliegen penetrierten und ein paar grosse Echsen unterwegs waren. Das Essen an Bord war uebrigens ueber jeglichen Zweifel erhaben und sowohl gut als auch reichlich.
Nachmittags liefen wir wieder im Hafen ein und wir wurden von der Crew eingeladen doch abends in die Beaches Bar zu kommen, weil es dort fuer uns ein paar kostenlose Jugs gaebe. Die meisten konnten gar nicht kommen, da sie direkt mit dem Bus weiterfuhren, aber wir zwei gingen natuerlich hin. Ausser uns war nur noch Jeff da und von der Crew war nix zu sehen und somit natuerlich auch nix von Freibier. Etwas enttaeuscht zogen wir bald wieder ab. Im Hostel hatten wir zum Glueck ein paar nette Zimmergenossen und so wurde der Abend doch noch ganz gut. Spaeter kamen auch noch Alex und Marcus hinzu.
Am naechsten Morgen hiess es Abschied nehmen von Airlie Beach, wir hatten von Alex und Marcus eine Telefonnummer von einem Working Hostel etwa 200 km weiter noerdlich in Home Hill bei Ayr bekommen und entschieden uns dort zu arbeiten. Das ganze laeuft so, dass man sich in diesen Hostels einmietet und die einem Arbeit verschaffen, da sie die Kontakte zu den Farmern halten. Wir hatten vorher schon angerufen und uns angekuendigt. Als wir dann da waren, hatten wir erstmal Probleme jemanden zu finden, der fuer den Check-In zustaendig ist. Es lief nur so ein abgelumpter Alkoholiker mit seiner Bierdose rum, der sich uns als Nugget vorstellte und irgendwie so halb zustaendig ist, aber meinte wir sollten auf Shelley warten, die wuerde das machen. Nun ja, wir fuhren erstmal nach Ayr um uns die Baeuche bei Subway vollzuschlagen. Zurueck im Hostel warteten wir… und warteten… und warteten… Und nichts tat sich! Wir hatten schon gehoert, dass Shelley an dem Tag wohl krank war. Komisch dass dieser Nugget nichts davon wusste, wo er anscheinend doch ihr Mann ist. Irgendwann hatten wir die Schnauze voll und wollten in ein anderes Hostel in der Stadt gehen. Gerade waren wir draussen, trafen wir Nugget und er sagte uns ploetzlich, dass er uns eingebucht haette und wir am naechsten Tag arbeiten koennten. So blieben wir also doch. Im Hostel sind natuerlich zum groessten Teil… Deutsche. Wie eigentlich ueberall in Australien. Die meisten Backpacker sind Deutsche. Des Weiteren gibt’s hier noch ein paar Aussies, Englaender, Hollaender, Schweden, einen Italiener, einen Brasilianer und eine Finnin. Ausserdem auch jede Menge Suedkoreaner und Japaner, die fast alle nur miserabel Englisch koennen, aber trotzdem alle nett sind. Ein bunter Haufen!
Die Arbeit am naechsten Tag war gut. Wir mussten Wassermelonen picken und in Kisten einpacken. Dazu faehrt ein Trecker mit Anhaenger und Fliessband am Feld entlang und alle laufen nebenher und picken die Melonen um sie aufs Fliessband zu legen. Obwohl die Dinger so schwer sind, war das erstaunlich einfach. Drei weitere Leute sind auf dem Trailer und packen die Melonen in Kisten. Der Farmer ist anscheinend ein viel gefragter Mann, denn sein Handy klingelt alle paar Minuten und fast immer sieht man ihn mit dem Hoerer am Ohr. Das verschafft uns immer mal wieder ein paar Pausen. Ueberhaupt geht es auf der Farm locker zu und die Pausen sind immer etwas laenger. Zum Glueck sind wir jetzt fest auf dieser Farm und werden dort voraussichtlich auch ein paar Wochen bleiben.
Wie es auch zugehen kann, sahen wir naemlich an unserem zweiten Arbeitstag, wo wir voruebergehend auf eine andere Farm mussten. Zuerst mussten wir Auberginen picken. Nicht so schlimm! Wir hatten aber wohl nur Glueck, dass das Feld schlecht war und es fast nix zu picken gab, denn wir haben schon regelrechte Horrorgeschichten von anderen Pickern gehoert, die komplett zerstochen und mit Rueckenschmerzen zurueckkamen. Die Farmer sind die absoluten Holzkoepfe. Denn als wir mit den Auberginen auf dem Trailer zurueckfuhren, hat die Haelfte der Kisten den Abflug gemacht. An einer Stelle musste der Trecker durch eine tiefe Senke. Beim Rausfahren sind dann die Kisten, die auf Rollen gelagert sind, nach hinten rausgeschossen und die Auberginen lagen im Staub. Mussten wir natuerlich wieder einsammeln. Wir dachten schon wir wuerden dafuer verantwortlich gemacht, aber die Farmer verloren kein Wort darueber, weil sie wohl wussten, dass es ihre eigene Dummheit war.
Dann wurden wir zu den Chilis gebracht. Absolut aetzend, sag ich euch. Man ist die ganze Zeit gebueckt oder muss sich auf die Erde setzen und die Zeit vergeht soooo langsam. Unertraeglich. Verdient haben wir aber trotzdem ganz gut. Samstag und Sonntag hatten wir frei und das heisst Party!!! Freitagabend feierten wir den Geburtstag von einer Deutschen und Samstagabend gings mit dem Taxi nach Ayr in den Nightclub. Obwohl in Home Hill absolut tote Hose ist und die Buergersteige 24/7 hochgeklappt sind, laesst es sich hier gut aushalten. Hier werden wir jetzt wohl erstmal ein paar Wochen bleiben bis wir weiterfahren nach Magnetic Island.
DavidN - Sa, 15. Okt, 18:12
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