Mittwoch, 22. März 2006

Arbeit, Outback und Top End

Ich blieb also zurueck von Neuseeland ein paar Tage in Melbourne und wohnte dort in verschiedenen Hostels. Das Coffee Palace war fuer ein paar Tage mein Zuhause, aber irgendwie fuehlte ich mich dort nicht Zuhause. Komische Stimmung dort, was mir auch alle erzaehlten, die schon was laenger da waren: „Vor zwei Wochen war hier noch Party und jetzt ist nichts mehr los.“ So in der Art. Ausserdem stank es auf dem Flur bestialisch nach Exkrementen oder auf Gutdeutsch SCHEISSE! Es war angblich nur ein komischer Lack, den sie auf die Wand gesprueht hatten. Kann man nicht vorher testen, wie der riecht und vor allem wie lange? Leider kam ich aber auch nicht weg, denn ohne Erfolg versuchte ich ein Auto zu kaufen. Moeglichst billig, denn ich wollte eigentlich bloss nach Griffith um Geld zu verdienen. Also meldete ich mich einfach mal auf eine Anzeige fuer einen Ford Falcon fuer 600 Dollar. Probefahren kostet ja nichts. Laufen tat die Moehre zwar, schaltete aber nicht in den dritten Gang und hatte weder Rego (Zulassung) noch Road Worthy Certificate (TUEV). Ein Mechaniker, den ich solange nervte bis er schliesslich rauskam und einen Blick auf das Auto warf, konnte mir direkt auf Anhieb Dinge im Wert von 800 Dollar aufzaehlen, die getan werden muessten, um das Ding wieder verkehrssicher zu machen. Und das, so betonte er, sei bloss das, was er auf Anhieb sehen koenne. Also dachte ich mir: „Haende weg!“

Dann tat sich ploetzlich die Moeglichkeit auf mit Claudia und Dine, die ich in Neuseeland kennen gelernt hatte, die Great Ocean Road noch mal zu erkunden. Ich war ja zwar schon da gewesen ganz am Anfang meiner Australienreise, aber da das Wetter damals sehr grau und trueb war und ich irgendwie keinen Bock mehr hatte erfolglos Autoanzeigen abzutelefonieren, kam ich mit. Der Mietwagen kam ausserdem auch nicht teuer zu dritt und ich kam mit dem beiden ueberein, dass wir einfach abends irgendwo halten und auf Wiesen im Schlafsack pennen. Also war das ganze im Endeffekt sogar billiger als im Hostel zu wohnen. Da wir erst nachmittags losfuhren, gingen wir in Torquay, dem Tor zur Great Ocean Road nur noch kurz einkaufen (Kaenguruhsteaks) und suchten uns einen oeffentlichen Barbequeplatz von denen es in Australien genuegend gibt, da Barbie der australische Nationalsport ist und die Aussies sich fuer so etwas wie die Grillweltmeister halten, auch wenn sie es meist ohne Stil mit einem Gasgrill betreiben. Auf jeden Fall assen wir an dem Abend unser erstes Kaenguruhsteak, aber irgendwie war es auch nach drei Stunden braten nicht ganz durch, da der Grill sich nicht wirklich fuer uns erwaermen konnte oder vielleicht nicht wollte. Dann fuhren wir noch ein Stueck weiter und zwar nach Anglesea, wenn mich nicht alles taeuscht. Dort schlugen wir uns auf der Suche nach einem Schlafplatz ein bisschen in den Busch und kamen ploetzlich auf eine Ebene, wo munter grosse und kleine Kaenguruhs umhersprangen. „Schoen“, dachten wir uns und schlugen unser Lager auf. Zum Glueck wurde es weder kalt noch regnete es. Ein himmlischer Sternenhimmel lag ueber uns und ich fragte mich, wie er wohl im Outback aussehen mag, wo in einem Umkreis von ungefaehr 1000 km kaum ein kuenstliches Licht die Atmosphaere erhellt.

Von der Sonne geweckt, machten wir uns am naechsten Morgen auf den Weg zurueck zum Auto und fuhren die malerische Great Ocean Road entlang. Es ist wirklich erstaunlich wie sehr eine Landschaft durch Regen und damit einhergehende schlechte Lichtverhaeltnisse an Schoenheit verlieren kann. Denn im Gegensatz zu meinem ersten Besuch an der Great Ocean Road, war ich diesmal wirklich beeindruckt von der tollen Steilkueste und in der Sonne glitzernden Straenden. Die Felsen der Steilkueste schimmern in tausenden verschiedenen Gold-gelb-ocker-Toenen. Unsere Tour brachte uns natuerlich auch zu den beruehmten Twelve Apostles (keine Ahnung ob sie auch beruehmt sind, wenn man nicht in Australien war; die Aussies haben ein Talent dafuer aus jeder Muecke einen Elefanten zu machen und die meisten Fish & Chips-Buden und Co. tragen den Praefix „world-famous“). Dass das mit den Twelve Apostles sowieso eine glatte Luege ist, hatte ich glaub ich schon mal nach meinem ersten Besuch an diesen weltberuehmten Beruehmtheiten zu elektronischem Papier gebracht. Aber trotzdem noch mal: Es sind nur noch elf, weil eine dieser den Meeresgewalten seit Jahrmillionen trotzenden Steinsaeule gerade in unserem Fliegenschiss der Zeit meinte kollabieren zu muessen. Haette sie mir nicht wenigstens den Gefallen tun und genau dann kollabieren koennen, wenn ICH davor stehe?! Ich stelle mir das als ein Spektakel vor, das man gesehen haben muss. Der Moment in dem die den Felsen bildende Atomstruktur an einer Stelle durch die staendig auf ihn einwirkende Brandung so sehr geschwaecht wird, dass sie der ebenfalls staendig auf ihn einwirkenden Erdanziehungskraft nichts mehr entgegenzusetzen hat. Das zu beobachten ist mein Traum! Naja, ich uebertreibe.

Zurueck zum wesentlichen. Fuer den Abend fuhren wir ein wenig ins Landesinnere zu ein paar Seen, wo wir unser Lager fuer die Nacht aufschlagen wollten. Wir hatten uns das so einfach vorgestellt: „Wir fahren an den See und Campen dort.“ Pustekuchen! Alles mit Zaeunen abgesperrt und Privatgelaende. Sah ausserdem auch nicht so einladend aus, wie wir uns das vorgestellt hatten. Also versuchten wir unser Glueck an einem anderen, etwas kleineren See nicht weit weg. Die Situation aehnelte der zuvor an dem anderen See erlebten verblueffend. Irgendwie schafften wir es aber doch nah genug an den See zu gelangen und dort tatsaechlich nach einigem herumirren im Dunkel (so dunkel war es nicht, der Mond schien ja) eine geeignete flache Stelle windgeschuetzt hinter ein paar Bueschen auf einer Wiese zu finden. Perfekt! War zwar auch auf einem Privatgelaende, aber was solls! Es fuehrte sogar sehr einladend eine Leiter ueber den Zaun. Das einzige was uns ein bisschen Sorgen machte, war, dass dort ein Schild stand. An sich ja nichts Besorgnis erregendes, jedoch war dieses Schild uebersaet mit tausenden Einschusslochern. Wir hofften einfach, dass der einsame und verrueckt gewordene Farmer nicht in dieser einen Nacht aufkreuzen wuerde um seine Schiessuebungen zu veranstalten. Tat er aber doch! Nee Quatsch, nur Spass…

Am naechsten Tag machten wir noch einen kleinen Walk in einem Waldgebiet zu einem fast trockenen Wasserfall um anschliessend noch mal an die Kueste zu fahren, weil wir surfen wollten. Daraus wurde irgendwie nichts und wir begnuegten uns damit den Koennern zuzuschauen und dann faul am Strand zu liegen. Leider mussten wir dann auch schon aufbrechen um das Auto puenktlich zurueckzubringen. Wir checkten im Flinders Station Backpackers im Zentrum von Melbourne ein. Tolles Hostel uebrigens! Ohne wirklichen Erfolgsglauben rief ich auf der Suche nach einem Auto noch ein paar Nummern vom Schwarzen Brett an. Bei einer Nummer antwortete sogar jemand und nicht nur die Mailbox. Es war ein etwas unverstaendlich brabbelnder Schotte und ich verstand nicht wirklich was er mir mitteilen wollte. Dann klopfte er mir ploetzlich auf die Schulter. Was fuer ein Zufall! In persona war sein Akzent dann auch ganz gut verstaendlich und wir gingen hinunter auf eine kleine Probefahrt. Die Karre lief gut und ich wollte das Teil haben. Im Weg stand der Preis von veranschlagten 2.000 Dollar. Also sagte ich einfach, ich wuerd das Teil fuer 1.300 nehmen und er meinte, das klaenge nicht schlecht, er muesse das aber mit seiner Freundin absprechen. „Mist, haette ich mal noch weniger gesagt!“, dachte ich mir. Wir einigten uns schliesslich auf 1.400. Ein guter Preis dennoch, denke ich, und wir erledigten den Papierkram. Ruckzuck war das Auto meines. Uebrigens ein Toyota Camry Station Wagon von 1987, den ich Spencer nannte. Warum? Nun, in dem Auto war ein kleiner Plueschdrache, der mich an Poldi aus der TV-Serie „Hello Spencer“ erinnerte. Am naechsten Tag wollten Claudia und ich eigentlich nach Griffith aufbrechen um Arbeit zu finden. Aber es kam wieder alles anders. Stattdessen trafen wir Ebi und verbrachten den Abend Gitarre spielend und singend im Botanic Garden von Melbourne und pennten die Nacht einfach im Auto am St Kilda Beach.

Am naechsten Tag kristallisierte sich dann irgendwie heraus, dass Ebi Downhillbiker ist und gerne zum Mt Buller, DEM Berg fuer Downhillbiking in Australien ueberhaupt, wollte und dieser fast auf direktem Wege nach Griffith liegt. Also Plan nochmals revidiert und zum Mt Buller gefahren. Dort kamen wir abends an und so pennten wir einfach draussen auf der Wiese. Ich kann euch sagen, es war arschkalt, denn Mt Buller liegt in etwa 1.600 Metern Hoehe. Am naechsten Morgen liehen wir uns ein Rad aus, Ebi hatte sein eigenes von Zuhause dabei. Krasse Teile die Dinger. Megafederung, Scheibenbremsen, Spezialleichtbaurahmen und weiss der Teufel was nicht alles. Also teilten Claudia und ich uns ein Rad, 6 Stunden Zeit hatten wir insgesamt. Ein Rad jeder konnten wir uns leider nicht leisten, da die Dinger ein kleines Vermoegen kosten und sich das natuerlich auch in den Leihgebuehren niederschlaegt. 112 Dollar musste jeder von uns hinlegen fuer wohlgemerkt EINEN Satz Rad, Helm, Schoner und Liftticket und das fuer 6 Stunden! Ohne Schoner wird man gar nicht auf die Strecke gelassen. Wahnsinn, was man alles tragen muss. Ich kam mir vor wie ein Ritter der Moderne. Ebi war noch krasser, da er sich erst ein Jahr zuvor so ungefaehr jeden Knochen einschliesslich Wirbelsaeule und Becken gebrochen hatte und deshalb seine selbst angefertigte Spezialruestung trug, die auch Becken, Wirbelsaeule und Oberschenkel schuetzt. Aber was fuer ein Spass mit dem Rad ueber Stock und Stein zu preschen. Die Federung schluckt einfach jeden Stein und das einzige was einem wirklich passieren kann, ist, dass es einen nach Vorne ueberschlaegt. Also versucht man einfach seinen Arsch soweit wie moeglich hinten und unten zu halten. Warum die Dinger dann noch Saettel haben, ist mir irgendwie schleierhaft, denn man „sitzt“ sowieso die ganze Zeit dahinter. Des Weiteren soll man ueber alles was im Weg liegt so schnell wie moeglich fahren, denn dann ist der Bodenkontakt geringer und es wird paradoxerweise einfacher mit mehr Speed. Es gab einen Track, der als „Very difficult“ und einen der als „Extremely difficult“ ausgezeichnet war. Also stuerzte ich mich erstmal den „Very difficult“ runter und schlug mich glaub ich ganz gut fuer meinen ersten Downhillversuch. Ebi meinte ich soll doch einfach mal den anderen ausprobieren. Ich bereute es zutiefst auf ihn gehoert zu haben. Der andere Track war gar nicht mit dem ersten zu Vergleichen. Es gab jede Menge Spruenge, riesige Felsen und all dieses Zeug, was einem beim zweiten Mal Downhill garantiert die Knochen bricht. Ich hatte gar nicht die Technik damit fertig zu werden und so schob ich den groessten Teil einfach, nachdem ich mich schon zweimal hingelegt hatte. Danach war ich erstmal am Ende und uebergab Claudia Rad und Ruestung. Als ich wieder dran war und gerade so richtig loslegen wollte, hatte ich leider etwas Pech und auf halber Strecke entschied sich der Vorderreifen dafuer das ihn in Form haltende O² auszustossen. Ihr koennt euch glaube ich nicht vorstellen, was es bedeutet ein Fahrrad in kompletter Montur den Berg wieder hochzuschieben und das bei einer affenartigen Hitze. Dann musste ich erstmal warten bis der Reifen gewechselt wurde und probierte eine Runde mit Ebis Rad. Das war aber nix fuer mich, da alles auf ihn eingestellt war und die Federung knueppelhart fuer mehr Speed optimiert war. So kam ich leider nicht mehr zu sehr vielen Fahrten und irgendwie bereute ich es ein bisschen soviel Geld gezahlt zu haben, auch wenn Downhillbiking wirklich viel Spass macht. Aber ich wollte ja eh Arbeiten gehen und 112 Dollar hat man nach einem Arbeitstag wieder drin. Halb so wild also. Abends fuhren wir auch tatsaechlich nach Griffith, waehrend Ebi in Mt Buller blieb.

Telefonisch hatten wir schon mit Cesar in Griffith abgeklaert, dass er am Sonntag fuer uns Arbeit hat. Cesars Nummer hatte ich von Fabi, der ja vorher in Griffith gearbeitet hatte und jede Menge Kohle gemacht hatte. Wegen dieser Empfehlung ($$$) wollte ich ja auch unbedingt dort hin. Naja, dass der Job nicht so toll werden wuerde, hatte ich schon vermutet, aber ich wollte einfach nur schon mal ein bisschen Geld verdienen, bevor wir ich mich nach was Besserem umschauen konnte. Was Besseres heisst zu OZJobs gehen und einen Job bei Casella ergattern. Und Claudia musste eh schon bald wieder weiter, weil sie noch an die Westkueste wollte. Wir pflueckten Weintrauben fuer 90 Cent pro Eimer und das fuer nur 4 Stunden. Danach war aller Wein gepflueckt. 30 Dollar hatten wir am Ende jeder verdient. Was fuer ein mieser Stundenlohn. Fuer die naechsten zwei Tage hatte Cesar aber einen besseren Job fuer uns. 12,50 pro Stunde und 8 Stunden pro Tag. Also 100 Dollar pro Tag, was ganz okay ist. Und dafuer mussten wir bloss im Garten von so einer reichen Trulla, die ihr Vermoegen mit Wein und Immobilien gemacht hat, ein paar Unkraeuter rupfen. Die Villa und der Garten sahen aus wie ein Palais von Louis XIV mit Schlossgarten und ich aeusserte die Vermutung, dass die Frau definitiv eine rektal eingefuehrte Holzlatte haben muss, so exakt geometrisch war alles gestaltet. Aber zumindest war die Arbeit einfach. Mittwochs schaffte ich es endlich zu OZJobs und bekam nach jeder Menge Papierkram und einem unglaublich trickreichen Einstellungstest, der bestaetigen sollte, dass ich auch hunderprozentig nicht komplett auf den Kopf gefallen bin, direkt einen Job bei Casella Wines fuer den naechsten Morgen. Perfekt, so hatte ich mir das vorgestellt! Uebernachten taten wir uebrigens am See 4 free, wo noch ungefaehr 20 andere Deutsche, die so ungefaehr alle bei Casella arbeiteten, campten. Hatte mir ja alles Fabi erzaehlt, also brauchte ich es noch nicht mal selbst rauszufinden. Praktisch!

Am naechsten Morgen fuhr ich also zu Casella und keiner konnte mir sagen wo denn mein mir von OZJobs zugeteilter Supervisor ist, bzw. niemand kannte ihn ueberhaupt. Aber ich hatte Glueck und ein anderer Supervisor, den ich fragte, meinte ich koennte einfach bei ihm arbeiten, es fehle noch jemand. Klar, dass ich nicht nein sagte. Ich musste abwechselnd zwei Stunden leere Flaschen aufs Fliessband stellen und zwei Stunden Weinkartons auf Paletten stapeln. Insgesamt 8 Stunden pro Tag und das fuer ein Schweinegeld (bis zu 32 Dollar pro Stunde in der Sonntagnachtschicht). Einfach nur geil, auch wenn unser Supervisor ein echtes Arschloch ist. Bei mir am Band waren auch noch Maik und Nicole aus Ossieland und wir teilten uns danach die Spritkosten. Am Ende wurde Casella immer chaotischer, das heisst chaotischer als es dort eh schon zugeht. Dass die Firma ueberhaupt noch am Leben ist, erstaunte uns zutiefst, denn es wurden ganze Horden von Leuten angestellt zum Nichtstun bzw. zum so tun als ob man was tut. Ausserdem lief am Ende irgendwie ueberhaupt nix mehr an unserer Bottling Line, weil staendig irgendwelche Maschinen versagten und wir nur noch improvisierten um ueberhaupt ein paar Flaschen zu produzieren. Zum Teil standen wir 8 Stunden lang fast ausschliesslich gelangweilt rum. Das ist uebrigens viel schlimmer, als einfach seine Arbeit zu machen, weil die Zeit naemlich ungefaehr tausend Mal langsamer vergeht. Wein muss wohl ein gutes Geschaeft sein. Am See mit den ganzen Leuten war es ganz nett, auch wenn einen die Muecken zu Tode stachen, sobald man es zwischen Sonnenuntergang und -aufgang wagte draussen rumzulaufen. So gingen wir meistens frueh zu Bett. Die Arbeit war eh anstrengend genug. Nach zweieinhalb Wochen hatte ich genug und die Arbeit bei Casella war eh beendet, da alle Casual Worker rausgeschmissen wurde und nur noch die Festangestellten behalten wurden, denn die Weinhochsaison lief aus.

Mein hollaendischer Kumpel Simon war gerade wieder von Hillston nach Griffith zurueckgekommen und ich konnte ihn ueberzeugen mit mir nach Adelaide und durchs Outback nach Darwin zu fahren. Ausserdem meldete sich noch Elli aus Deutschland auf mein Liftoffer im Hostel in Griffith und wir nahmen sie bis nach Adelaide mit. Montags fuhren wir los und bis Dienstagabend waren Simon und ich in Pt Augusta, von wo es nur noch entweder nach Western Australia, ins Northern Territory oder zurueck nach Adelaide geht. Das heisst, noerdlich und westlich kommt erstmal lange Zeit NIX.

Statt direkt am naechsten Tag loszufahren hatten wir aber die fixe Idee, Simon, da er keinen Fuehrerschein hat, einen Learner’s Permit zu verschaffen. Das heisst er darf legal in Australien Auto fahren, wenn ich oder eine andere Person mit Fuehrerschein neben ihm sitzt. Ich wollte naemlich nicht die ganze Strecke alleine fahren muessen. Wir hatten schon in Griffith im Staate New South Wales nachgefragt und es schien alles total einfach zu sein: „I’ve got a German driver’s licence. Is ist possible, that I teach him to drive?“ „Sure, what’s your point? He only needs a proof of residence in NSW. A receipt from a campsite or a hostel.“ “Aha, alles klar”, dachten wir uns und versuchten es in Pt Augusta, was jetzt aber im Staate South Australia liegt. Wir zahlten extra eine Nacht auf einem Campingplatz, damit wir eine Quittung zum Vorzeigen hatten. Die Trulla da meinte aber, eine Quittung vom Campingplatz reicht nicht aus, denn man muesse Permanent Resident sein, was man nach ihrer Ansicht ist, wenn man mindestens ein Jahr im selben Staat wohnt. Es ist hervorzuheben, dass das ihre eigene Meinung war, die sie durch kein Gesetz untermauern konnte. Ihre Argumentation war also alles andere als logisch, aber sie hatte sich ihre Meinung gebildet und war nicht davon abzubringen. Kurz bevor sie ob unserer Penetranz (wir fuehlten uns im Recht) anfing zu weinen, entschieden wir uns dazu aufzugeben. Zumindest was Pt Augusta angeht.

70 Kilometer suedlich liegt naemlich Whyalla, wo es ebenfalls eine Motor Registry gibt. Dort wollten wir als naechstes unser Glueck versuchen. Das komische in Australien ist naemlich, dass nicht nur jeder Staat seine eigenen Gesetze hat (was meiner Meinung nach alles sehr kompliziert macht), sondern dass total viel auch von der Amtsperson abhaengt, mit der man zu tun hat. Die eine ist total strikt und die andere setzt sich einfach ueber ein paar Gesetze hinweg und erledigt alles fuer einen ohne grosse Buerokratie. Manchmal glaube ich, die Australier machen sich ihre eigenen Gesetze, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Das macht zwar alles irgendwie komplizierter, aber man kann es sich halt auch zu Nutze machen. Das taten wir dann in Whyalla. „No Worries“, war die erste Reaktion auf unser Vorhaben. Residency wurde direkt akzeptiert und Simon musste zur theoretischen Pruefung und bestand im zweiten Anlauf. Wohlgemerkt nach ein bisschen Lesen in einem Heftchen dass man dafuer bekommt und nicht nach endlosem Studieren von zig Frageboegen wie in Deutschland. Eigentlich war alles geritzt und wir wollten direkt los, als den Leuten dort ploetzlich auffiel, dass Simon angegeben hatte Kontaktlinsen tragen zu muessen. Dafuer musste er zum Optiker um das auch wirklich bestaetigen zu lassen. Also wir ins naechste Einkaufszentrum zum Optiker. Eigentlich doch eine schnelle Sache so ein Augentest, aber wir mussten einen Termin ausmachen. Der frueheste war um 17:30 abends. Da hatte die Motor Registry aber schon zu und wir wollten auf keinen Fall eine Nacht in Whyalla verbringen muessen. Taten wir aber doch, weil sich einfach keine andere Moeglichkeit auftat. Also pennten wir auf einem Footballfield und holten am naechsten Morgen den Learner’s Permit ab. Endlich hatten wir es geschafft, nachdem wir schon das Gefuehl hatten, dass sich alles gegen unser Vorhaben verschworen hatte. Aber wir hatten es geschafft! Jetzt waren wir legal!

Endlich konnten wir also unseren Outbacktrip starten. Direkt bei der ersten Moeglichkeit, d.h. auf einem Rastplatz, zeigte ich Simon dann die Bedienung von Kupplung, Gas und Bremse und ernannte mich zum Fahrlehrer. Ganz schoen stressiger Job, glaube ich. Aber mit der Zeit klappte es immer besser und da auf dem einzigen Highway durchs Outback eh nicht viel los ist, erfordert das Fahren auch keine grossartigen Kenntnisse. Auf jeden Fall war es eine Erleichterung mit einem zweiten Fahrer, denn alleine jeden Tag acht Stunden am Steuer zu sitzen, schlaucht ganz schoen.

Unser erster Stop war Coober Pedy. Das liegt ungefaehr auf halbem Wege zwischen Pt Augusta und Alice Springs. Dafuer dass mitten in einer der unwirtlichsten Gegenden der Erde, eine stattliche Anzahl von Leuten wohnt, muss es einen guten Grund geben und der heisst Opale ($$$). Rund um Coober Pedy sieht es ungefaehr so aus, als haette ein uebergrosser Maulwurf gewuetet. In Wirklichkeit sind es aber alles Bohrungen um Opale zu finden. Das besondere an Coober Pedy selbst ist, dass die meisten Leute unter der Erde leben, da es draussen erstens schweineheiss bzw. in Winternaechten saukalt wird und es dort ausserdem vor an Penetranz durch nichts zu ueberbietenden Fliegen nur so wimmelt. Unter der Erde herrschen staendig Temperaturen von 19-24 Grad und es gibt komischerweise keine Fliegen dort, auch wenn die Tueren die ganze Zeit offen stehen. Wir schauten uns kurz eine Untergrundkirche an und fuhren dann ein Stueck auf dem Highway zurueck zum Underground Camping. Dort kriegt man einen ganz normalen Campingplatz, bloss dass er halt unter der Erde liegt. Zum Schlafen einfach nur bombig, denn es ist unter der Erde so still und dunkel und kuehl… optimal halt. Allerdings schallt es gewaltig und wenn jemand spricht oder eventuell einen Furz laesst hoert man es ueberall in der Campinghoehle. Zum Glueck war ausser uns aber nur noch ein aelteres amerikanisches Paeaerchen dort, das schon alle Staaten der USA, Kanadas und Mexikos bereist haben und nun das gleiche mit Australien vorhaben. Spaeter kamen noch ein Australier und eine Deutsche hinzu, die aber in ihrem Auto pennten, und wir tranken ein paar Bierchen zusammen. Am naechsten Tag trafen wir die beiden wieder auf dem Weg zum Uluru oder auch bekannt als Ayers Rock.

Zuvor jedoch dachten wir schon wir koennten ein paar Tage Aufenthalt in Coober Pedy einplanen, denn der Motor vom Auto wurde ploetzlich kochend heiss auf dem weg vom Camping zur Stadt und wir mussten anhalten zum Abkuehlen. Wir fragten bei der Visitor Info nach einer Werkstatt und bekamen eine auf Kuehler spezialisierte genannt. Also hingefahren und der Mechaniker meinte es koennte das Thermostat kaputt sein. Er testete also alles, Thermostat war okay, Wasserpumpe auch. Dann spuelte er das ganze Kuehlsystem mit Hochdruck durch und fuellte Kuehlmittel nach. Es war also einfach nur verstopft gewesen und wir konnten mit zwei Stunden Verspaetung und um bloss 45 Dollar aermer weiterfahren. Der Mechaniker war echt korrekt und erklaerte alles was er tat und der Preis war mehr als in Ordnung. Danach blieb die Nadel der Temperaturanzeige schoen in der Mitte stehen, wo sie hingehoert.

Wir trafen also die beiden vom letzten Abend irgendwo auf der Strecke wieder und fuhren gemeinsam nach Yulara auf den Campingplatz. Yulara ist ein Resort, das eigens fuer die Besuchermassen am Uluru gebaut wurde. Am naechsten Morgen fuhren wir extra frueh los, denn schliesslich wollten wir den Sonnenaufgang am Uluru sehen. Wurde leider nix draus, denn es regnete in Stroemen. Ich meine, die Sonne ging zwar schon auf, aber natuerlich hatte das ganze keinen Spektakeleffekt. Wir entschieden uns um den Uluru herumzulaufen. Das sind gut 10 km und wir wateten durch knoecheltiefes Wasser. Vom Uluru stroemten ueberall kleine Rinnsale. Schon komisch, da ist man mitten in der Wueste in einer Gegend wo man keinen Regen erwarten wuerde und was tut es, es regnet wie aus Eimern. So erstaunlich ist es aber gar nicht, wenn man bedenkt, dass der Uluru bloss knapp 200 km suedlich vom suedlichen Wendekreis liegt und die Gegend darueber anfaengt tropisch zu werden und hier ausserdem gerade Wet Season ist. Man stellt es sich halt nur anders vor, denn man denkt an rote Wueste, wenn man an den Uluru denkt. Wir fuehlten uns also zwar etwas um den Sonnenaufgang betrogen, aber zumindest hatten wir den Uluru anders gesehen, als die meisten Besucher. Wir fuhren anschliessend noch zu Kata Tjuta, was auch The Olgas genannt wird. Weniger bekannt, aber trotzdem imposant. Imposanter sogar als der Uluru, fand ich. Alles in allem sind aber alles nur grosse Felsen in der Wueste, wenn man es von einem westlich-nuechternen Standpunkt betrachtet. Was das alles fuer die Ureinwohner Australiens bedeutet, bekommt man nur in sehr vagen Andeutungen im Cultural Centre am Uluru vermittelt. Keine Frage, etwas magisches hat der Uluru schon, vermutlich, weil er so allein in der Wueste steht, aber das steht in keinem Verhaeltnis mit dem ganzen Buhei, das um ihn veranstaltet wird. Und ausserdem sieht man auf dem Weg zum Uluru mehrere Felsen, die sehr aehnlich aussehen und gaenzlich unbekannt sind. So z.B. Mt Connor. Wir hatten unseren Spass damit zu mutmassen, dass die Aboriginals sicherlich bloss als Ablenkung Uluru als heilig verehren und stattdessen ihre Zeremonien unbehelligt an Mt Connor abhalten.

Es war uebrigens am 26. Oktober 1985, dass der Uluru und das ihn umgebende Gebiet wieder in die Haende der Ureinwohner uebergeben wurde. Es gehoert also ihnen und kann nur deshalb als Nationalpark genutzt werden, weil die Ureinwohner es an den Staat zurueckleasen. Heute gibt es vor allem im Northern Territory, aber auch in den anderen Staaten ueberall riesige Selbstverwaltungsgebiete von Aboriginals, die noch traditionell (d.h. sie benutzen trotzdem auch moderne Technik) leben wollen und koennen. Man braucht sogar eine Erlaubnis, wenn man als nicht dem dort lebenden Stamm Angehoeriger diese Gebiete bereisen will. Ich weiss nicht genau, wie weit die Rechte der Aboriginals in diesen Gebieten reichen, aber es sind anscheinend Staaten im Staate, die zum grossen Teil ihre eigenen Gesetze haben (muss so sein, denn manche Braeuche aus der Aboriginal-Kultur wuerden mit unserer westlichen Moralvorstellung und Gesetzgebung kollidieren) und tatsaechlich ein weitgehend unbehelligtes Leben erlauben. Vielleicht interessiert es aber auch einfach nur keine Sau, was dort abgeht, denn die Gebiete bestehen zum groessten Teil aus Einoede. Die australischen Ureinwohner haben jedoch Techniken dort alles zum Leben zu finden, was sie brauchen, waehrend jeder Westler nach ein paar Stunden verdursten wuerde. Das Konzept mit den Selbstverwaltungsgebieten scheint also ganz gut zu funktionieren. Leider gibt es auch die Schattenseite, die man vor allem in Alice Springs aber auch ganz krass in Darwin, Katherine und Coober Pedy zu sehen bekommt. Dort kommt es regelmaessig zu Schlaegereien unter den Aboriginals (bzw. unter den verschiedenen Staemmen) und man sieht hunderte Aboriginals total besoffen und zerstoert auf der Strasse und in Parks hocken. Bei Schlaegereien kommt dann die Polizei und sperrt ein paar von ihnen in wie Hundekaefige aussehende Aufbauten auf ihren Fahrzeugen ein um sie ein paar Stunden spaeter wieder freizulassen. Was soll man sonst tun? Keine Ahnung wieso genau diese Aboriginals so zerstoert sind, aber es wurden jedenfalls in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, als man z.B. Kinder einfach ihren Familien und Dorfgemeinschaften entrissen hat und versucht hat sie auf die westliche Kultur umzuerziehen. Die meisten dieser Lost Generation wissen nicht wer ihre Eltern oder Familien sind. Wahrscheinlich sind es zum grossen Teil diese Aboriginals, die heute auf der Strasse leben, einen anbetteln und nur Saufen oder sonst was konsumieren. Zerstoert ist fuer diese Menschen das passende Wort, denn sie koennen sich noch nicht mal mehr normal artikulieren, wenn sie um Geld betteln und lallen auch sonst nur rum. Eine traurige Geschichte und man kann nur hoffen, dass mit den naechsten Generationen das Problem mehr und mehr verschwindet, dass also die Kinder sich entweder fuer ein Leben in einer Stammesgemeinschaft entscheiden oder fuer ein Leben in der westlichen Gesellschaft. Man sieht durchaus auch Aboriginals, die sich sehr erfolgreich angepasst haben und ganz normal mit ein paar Kumpels in den Pub oder in Clubs kommen und froehlich aussehen. Von aussen betrachtet sieht das Problem mit den Aboriginals immer sehr einfach zu loesen aus und man tendiert dazu Australier als rassistisch abzustempeln, wenn sie ihre Abneigung gegen Aboriginals aeussern, aber wenn man hier ist merkt man, dass es anscheinend keine Loesung gibt. Die Abneigung kommt daher, dass natuerlich die Aboriginals auf der Strasse die sind, die man am meisten sieht. Die besoffenen, bettelnden Ureinwohner, die vom Staat viel Geld bekommen und das meiste fuer Alkohol ausgeben und die Staedte wie eine riesige Versammlung von Pennern erscheinen lassen. Die anderen Aboriginals sieht man kaum. Wie gesagt nur sehr wenige, die angepasst leben und die anderen leben zurueckgezogen in ihren Gemeinschaften. Jede Diskussion ueber Aboriginals kommt irgendwann an den Punkt, wo man einfach nicht mehr weiterweiss. Was soll man mit diesen zerstoerten Menschen tun? Die einzige Moeglichkeit ist, sie irgendwie versuchen zu uebersehen und das passiert auch. Man laeuft einfach an ihnen vorbei und beachtet sie nicht. Wahrscheinlich ist diese Ratlosigkeit auch der Grund dafuer, dass Australier nur sehr ungern ueber das Problem sprechen und es zu ignorieren scheinen.

Wir fuhren also von Kata Tjuta wieder zurueck zum Stuart Highway, der Nord-Sued-Verbindung zwischen Port Augusta und Darwin. Kings Canyon liessen wir aus. Irgendwie hatten wir keinen Bock mehr darauf bloss noch ein paar mehr rote Felsen zu umlaufen und dafuer hunderte Kilometer Umweg zu fahren. An der Kreuzung zum Stuart Highway tankten wir wieder, weil dort die Spritpreise noch am humansten waren, denn generell liegen diese im Outback unverschaemt hoch. Okay, immer noch kein Vergleich mit Deutschland, aber wenn man einmal verwoehnt ist, kommen sie einem halt sehr hoch vor. Ich will also das Auto auftanken und wer kommt mir ploetzlich entgegen? Naja, die meisten wissen es ja schon von ihm… Fabi! Krasser Zufall, auch wenn wir wussten, dass wir gerade beide in der Gegend waren, uns aber mangels Handyempfang nicht vernuenftig absprechen konnten. War dann erstmal etwas perplex, als er mir erzaehlte, dass er und Olli sich gerade mit ihrem Mietwagen ueberschlagen haben. Zum Glueck ist aber nichts weiter passiert, ausser, dass das Auto nur noch Schrottwert hat. Also falls mal irgendjemand bei Regen zum Uluru faehrt: Aufpassen mit Aquaplaning! Die Strassen stehen zum Teil komplett unter Wasser, was man von Zuhause ja kaum oder gar nicht kennt. Da die beiden auf den Abschleppwagen warten mussten, verabredeten wir uns fuer spaeter auf ein paar Bier in Alice Springs. Dazu kam es dann erst um halb 12 aber war sehr lustig ein paar Geschichten auszutauschen.

Aus Alice brachen Simon und ich dann am naechsten Nachmittag auf und fuhren zu den Devil’s Marbles. Das sind Steinkugeln in der Wueste. Liegen einfach so da. Natuerlich hat sie keiner dort hingelegt, sondern sie sind wie so ziemlich alle bekannten Felsformationen durch Erosion entstanden. Sieht aber cool aus. Dort campten wir auch, weil wir erst im Dunkeln ankamen. Am naechsten Morgen betrachteten wir also die Teufelsperlen und fuhren weiter. Eigentlich fuhren wir den ganzen Tag bloss und hielten abends irgendwo auf einem Rastplatz kurz vor Katherine und verbrachten dort die Nacht. Jedoch nicht ohne vorher in einem wunderschoenen Pool mit eisblauem Wasser schwimmen gewesen zu sein. Einfach geil und darueber hingen jede Menge Riesenspinnen. Wir hofften einfach, dass sie keine aggresive Abneigung gegen Menschen hegen.

Dann ging es nach Katherine und ich kaufte mir ein Didgeridoo. Ich liess mich ueberzeugen, dass es Qualitaetsunterschiede gibt und gab 250 Oecken aus. Aber das Teil spielt sich echt gut. Damit man einen kontinuierlichen Ton erzeugen kann, muss man das so genannte Circular Breathing lernen. Das heisst, wenn einem die Luft in den Lungen ausgeht, blaest man die restliche Luft in die Backen und spielt mit dieser Luft weiter, waehrend man gleichzeitig durch die Nase einatmet. Klappt bei mir schon ganz gut und ist einfacher als es sich anhoert. Das schwierigste ist mit der Luft in den Backen zumindest ungefaehr den gleichen Ton wie mit der Luft aus der Lunge zu erzeugen. Wir fuhren danach mal wieder den ganzen Tag, denn unser Tagesziel hiess Kakadu Nationalpark, der schon auf der Hoehe von Darwin liegt. Dort campten wir eine Nacht auf einem mitten im Wald gelegenen Campingplatz. Sehr schoen. Leider kann man in der Wet Season nur sehr wenige Plaetze im Kakadu besuchen, da die meisten Gravel Roads wegen Ueberflutung gesperrt sind. Dafuer muss man sich nicht aergern, wenn man kein 4WD hat, denn die Gravel Roads sind auch fuer diese in der Wet Season unbefahrbar. Was gibt es also zu sehen im Kakadu Nationalpark? Auf jeden Fall viele Baeume und Natur. Wir machten ein paar kleinere Walkingstracks. Unter anderem einen, der uns zu einem Fluss fuehrte. Der Weg wurde weiter unten schon etwas nass und stand teilweise unter Wasser und dann standen wir ploetzlich direkt am Fluss. Das Krokodilwarnschild stand halb unter Wasser und wir machten lieber kehrt, denn Krokodile sind schliesslich auch an der Wasserkante zu finden. Keine Ahnung wie gross die Gefahr einer Krokodilattacke wirklich ist, aber ich will es lieber nicht ausprobieren und die Warnschilder stehen ja nicht umsonst ueberall. Komisch nur, dass der Walkingtrack dann nicht gesperrt war, wenn er so nah ans Wasser fuehrt bzw. ins Wasser hinein. Auf jeden Fall sind schon viele Menschen im Kakadu von Krokodilen zum Fruehstueck vernascht worden und ueberall wird mit „Extreme Danger“ gewarnt. Leider mussten wir im Visitor Center lernen, dass wir in der Wet Season wohl kaum Krokodile einfach so sehen koennten (ausser man geht ein paar Runden schwimmen), da das ihre Brutzeit ist und sie sich etwas zurueckziehen, was sie jedoch nicht weniger aggressiv macht. Die einzige Moeglichkeit war fuer 40 Dollar oder so auf eine Fuetterung von einem Boot aus zu gehen. War uns aber etwas zu teuer und auch zu touristisch, hatten wir doch bisher alle australischen Tiere einfach in freier Wildbahn gesehen. Auf dem Weg zum Uluru sahen wir naemlich, das hab ich vergessen zu erwaehnen, sowohl Kamele als auch Emus, die uns einfach frech ueber die Strasse liefen. Und Kaenguruhs und Koalas hatte ich vorher schon gesehen. Also begnuegten wir uns mit ein paar Walks und beeindruckenden Aboriginalmalereien. Irgendwie merkten wir ein bisschen, dass wir in letzter Zeit zu viele tolle Sachen gesehen hatten, denn wir waren ein bisschen muede jedes Mal wieder aus dem Auto zu steigen und irgendeinen Walk zu machen um irgendeine tolle Aussicht zu haben, die meistens gar nicht sooo toll war.

Danach fuhren wir kurz in Richtung Darwin um mal wieder vernuenftiges Essen einzukaufen, hatten wir doch eine Woche lang mehr oder weniger nur von Dosenfutter gelebt. Fuer kuehles Bier haben wir uebrigens ueberall gesorgt, indem wir einfach Eis in den Esky getan haben. Zusammen mit dem Bier natuerlich. Zum Glueck steigen die Preise fuer Eis auch im Outback nicht exorbitant an, fuer Essen und Sprit jedoch schon. Dann fuhren wir den Highway wieder ein Stueck runter in den Litchfield Nationalpark. Der gefiel uns, obwohl weniger bekannt und viel kleiner, sehr viel besser. Wir uebernachteten erneut auf einem Campingplatz mitten im Wald, hatten tolles Essen, kuehles Bier und ausserdem einen Plunge Pool in Fussweite. Ein Traum! Der Plunge Pool ist ein natuerliches Wasserloch mit zwei Wasserfaellen und wir gingen etliche Male schwimmen. Im Litchfield gibt es im Gegensatz zum Kakadu nicht ueberall Krokodile. Spaeter fuhren wir zu den Wangi Falls und machten einen Walk drumherum. Alles in allem fanden wir den Litchfield viel besser als den Kakadu, weil die Sachen leichter zugaenglich sind und vor allem wohl, weil man dort Schwimmen kann. Das ist sehr wichtig, denn das Klima ist echt aetzend heiss und feucht. Nix trocknet vernuenftig und nachts ist es fast die ganze Zeit nur am plaestern. Also packt man jedes Mal Zelt und Schlafsaecke nass ein und das stinkt bekanntlich, vor allem wenn es gleichzeitig 35 Grad hat. Also kommt eine kleine Abkuehlung zu jeder Zeit gerade recht.

Jetzt waren wir also fast am Ende unserer Tour und wir fuhren nach Darwin rein. Dort quartierten wir uns in der Frogshollow Lodge ein und ich erstellte die Flyer fuer den Autoverkauf, denn fuer eine Woche spaeter hatte ich einen Flug nach Perth gebucht. Also 15 Zettel gedruckt und in jedem Hostel ans schwarze Brett gepinnt und vor Woolworths, Macces und anderen Plaetzen, wo Backpacker vorbeikommen aufgehangen. Erstmal meldete sich tagelang gar keiner auf den Flyer und ich lief rum und korrigierte den Preis ein bisschen nach unten. Ich wollte auf jeden Fall Gewinn machen mit der Karre und so fing ich natuerlich hoch an, denn niemand ist so doof und zahlt die angegebenen, teils horrenden, Preise. Hoffe ich jedenfalls! Und heute meldete sich tatsaechlich ein Australier, der sein eigenes Land bereist und kaufte mir die Karre fuer 1.600 Dollar ab. Da ich sie fuer 1.400 gekauft hatte, bin ich absolut zufrieden. Kaufpreis und kleinere Reparaturen hab ich auf jeden Fall wieder raus. Auf dem Zettel stand zwar 2.250 und vorher sogar 2.750, aber was solls. 1.600 Dollar haben oder nicht haben und ein Auto mehrere Wochen in einer Stadt einfach so rumstehen zu lassen, waehrend ich die Westkueste bereise… da wollte ich es lieber los sein. Morgen fliege ich also nach Perth, wo ich mich mit meinen Eltern treffe und wir reise zusammen im Wohnmobil die Westkueste hoch. Soll toll sein dort, nach dem zu urteilen, was alle einem erzaehlen. Nach der Westkueste werde ich wohl noch mal an die Ostkueste fliegen und ein bisschen arbeiten gehen, bevor ich Anfang Juni nach Hause komme. Simon sucht gerade nach Arbeit in Darwin, hat aber bisher noch nix gefunden.

David Down Under

August 2005 - Mai 2006
Kangaroo Road Sign
Neun Monate Work & Travel in Australien und Neuseeland. Alle, die an meinen Erlebnissen teilhaben wollen, finden hier kurze Berichte und Fotos über meine Reise ans andere Ende der Welt.

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