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Montag, 17. April 2006

Western Australia

Nach einem ereignislosen Flug (gut so!) traf ich also meine Eltern in Perth, der Hauptstadt Westaustraliens. Ungefaehr 2 Millionen Menschen leben in diesem groessten Staate Australiens, der ein Drittel der Landflaeche einnimmt, 1,5 Millionen davon leben in Perth und Umgebung, dem Suedwestzipfel Westaustraliens. Man kann sich also vorstellen, wie leer es im Rest sein muss. Circa 2,5 Millionen Quadratkilometer misst Westaustralien, d.h. einem Einwohner steht theoretisch etwas mehr als ein Quadratkilometer zur Verfuegung. Theoretisch, denn der groesste Teil der Landflaeche ist Wueste. Genau in dieser unfassbaren Leere liegt der Reiz Westaustraliens. Man faengt gerade erst an es touristisch zu erschliessen. Vieles ist also noch sehr naturbelassen und die tollsten Straende sind fast komplett leer. Perth nimmt sich dagegen noch sehr mondaen aus. Es ist zwar die abgelegenste Grossstadt der Welt, doch es gibt alles was es auch in anderen Staedten gibt. Eine sehr schoene Stadt ist Perth noch dazu, vielleicht sogar die schoenste Australiens.

Am ersten Abend gingen wir mal gepflegt essen. Fuer mich eine fast neue Erfahrung nach mehr als einem halben Jahr Backpackerfrass. Ich wollte mich ueberzeugen, dass der hochgelobte Barramundifisch, von dem alle Australier so schwaermen, tatsaechlich so toll schmeckt. Tut er! Gleichzeitig fuehrte ich meine Eltern in die australische Bierkultur ein und bestellte eine Runde VB.

Am zweiten Tag erkundeten wir die Stadt ein wenig und latschten Ewigkeiten durch irgendwelche Vororte auf der Suche nach dem Kings Park in Perth. Abends gingen wir schon wieder Essen und mein Gaumen kriegte sich kaum noch ein angesichts all dieser kulinarischen Hochgenuesse.

Am naechsten Morgen standen wir puenktlich beim Autoverleih vor der Tuer, weil wir unser Wohnmobil abholen wollten. Unser Auto war aber noch in der Werkstatt und musste auch noch ein paar Tage dort bleiben. Man bot uns ersatzweise einen Gelaendewagen an und wollte uns das Wohnmobil hinterherfahren, wenn es fertig waere. War aber gar nicht noetig, da wir eh erst die Ecke suedlich von Perth erkunden und danach noch mal zurueckkommen und die Westkueste noerdlich bereisen wollten. Das Geld fuer die Zeit ohne das bestellte Wohnmobil erstattete man uns auch noch zurueck. Fairer Deal! Und wir hatten einen Gelaendewagen. Das musste man natuerlich ausnutzen, denn schliesslich gibt es in Australien mehr als genug Schotterpisten. Leider nicht so sehr in der vergleichsweise stark besiedelten Suedwestecke, aber wir fanden doch noch was um die Allradqualitaeten unseres Fahrzeugs zu testen. Doch dazu spaeter.

Zuerst einmal fuhren wir in den Cape Leeuwin-Naturaliste-Nationalpark. Auf dem Weg dorthin gab es ein paar nette Ausblicke. Wir hatten einige Schwierigkeiten in der Dunkelheit einen Stellplatz auf einem der Campingplaetze in dem Nationalpark zu finden und schliesslich stellten wir uns einfach auf den Parkplatz zu einem Wasserfall. War eh keiner da. Unser Gelaendewagen hatte ein so genanntes Pop-Up-Roof, das heisst man kann das Dach hochstellen und der Innenraum erreicht eine bequeme Stehhoehe. Wir hatten alles was man zum Leben braucht. Kocher, Kuehltruhe, Spuele und Betten. Nur ein bisschen eng war es in der Kiste. Aber passte schon! Und fuer mich war es eh wie der pure Luxus, nachdem ich zuvor die meiste Zeit in Autos ohne auch nur eines der genannten Dinge gereist bin. Und ich habs ja auch ueberlebt!

Fuer den naechsten Tag stand eine Fahrt zum D’Entrecasteaux Nationalpark auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin machte unser Auto jedoch einige Schwierigkeiten. Irgendwas war mit der Elektronik oder so nicht in Ordnung, eine Lampe leuchtete staendig auf und man konnte dann kein Gas mehr geben. Wir konnten jedoch jedes Mal den Motor neustarten und der Fehler war fuers Erste behoben. Er tauchte jedoch in immer schnelleren Abstaenden auf. Wir hielten in einem Ort mit Werkstatt. Der Mechaniker wusste auch nicht weiter und meinte wir koennten einfach weiterfahren. Taten wir also und fuer den Rest des Tages tauchte der Fehler auch nicht mehr auf.

Zurueck zum Nationalpark. Dort gibt es jede Menge Sandduenen und wir wollten mal schauen wie sich die Kiste so auf Sand faehrt. Also 4WD rein und auf ins Abenteuer. Der Track wurde immer schmaler, der Sand immer weicher und kurz vor dem Ende mussten wir sogar aufgeben und die Nacht in den Duenen verbringen, weil das Auto stecken blieb und wir nur noch rueckwaerts konnten. Ein Stueckchen weiter noch und wir waeren am Strand gewesen, aber in den Duenen war es eh windgeschuetzt und auch nicht so kalt. Am naechsten Morgen fuhren wir den Track wieder zurueck und blieben noch einmal stecken. Zum Glueck war ich der Fahrer und so mussten meine Eltern schieben. Eigentlich durfte ich zwar gar nicht fahren, weil das aus Versicherungsgruenden erst ab 21 Jahren geht, aber da auf australischen Strassen eh fast nix los ist, machte ich es trotzdem. Muss man halt was vorsichtig fahren. Schliesslich waren wir wieder auf befestigter Strasse und fuhren nach Perth zurueck, wo wir unser Wohnmobil in Empfang nehmen konnten. Darin hatten wir mehr Platz und noch mehr Luxus. Allerdings leider keinen Allradantrieb und den haetten wir noerdlich von Perth sehr gut gebrauchen koennen, wie sich noch herausstellen sollte.

Wir fuhren nur noch ein kurzes Stueck weiter hinter Perth und blieben auf einem Campingplatz in Gingin. Die Dusche war nach zwei Tagen ohne groessere Koerperpflege wohlverdient. Leider war es uns nicht moeglich die Tischplatte auszumachen und so war das Abendessen ein kleines Kunststueck. Wir riefen am folgenden Tage also bei der Mietwagenfirma an und erfuhren, dass sie hinter dem Fahrersitz verstaut ist. Da hatten wir als einziges nicht geguckt. Wieso sagt einem so was auch keiner?

Wir fuhren weiter zu den Pinnacles. Das sind zapfenfoermige Gebilde, die einfach so frech aus dem sandigen Boden herausschauen. Tausende und abertausende gibt es auf einer stattlichen Flaeche und das ganze sieht sehr beeindruckend aus, wenn man mittendrin steht. Ratet mal wie die Pinnacles entstanden sind… E-R-O-S-I-O-N! Natuerlich! Eigentlich alles in Australien um das sich Touristen versammeln ist durch Erosion entstanden. Das kommt wohl dadurch, dass die Naturgewalten wie Wind und Brandung in Australien nach Herzenslust wueten koennen, da es ja nicht so viel ueppige Vegetation gibt. Es gab also weiche und haertere Gesteinsschichten. Die weichen wurden im Laufe der Jahrmillionen weggetragen und die harten ueberdauerten etwas laenger bis heute.

Wir fuhren weiter nach Dongara-Port Denison, einem netten Kuestendorf. Dort versorgten wir uns mit lebenswichtigen Grundnahrungsmitteln wie zum Beispiel Bier. Unsere Wahl fiel auf Emu Bitter, das in Westaustralien gebraut wird. Man muss sich ja den Lokalgewohnheiten anpassen! Ausserdem wars auch billiger als die Konkurrenz.

Der naechste Tag brachte uns in den Kalbarri Nationalpark (so betonen wie die kanadische Stadt Calgary). Dort gibt es einige Gesteinsformationen am Meer, die anzuschauen es sich lohnt. Eine davon erinnerte in ihrer Farbgebung laut Reisefuehrer an Vanille- und Schokoladensauce auf Erdbeereis oder so aehnlich. Also da muss jemand Hunger gehabt haben, dachte ich mir! Mehr an Erdbeereis erinnerte da schon ein See, den wir auf dem Weg nach Kalbarri gesehen haben. Komplett rosa-rot gefaerbt lag er da. Wieso ist ein See rosa-rot, fragt ihr euch? Ganz einfach: In dem See leben Algen, die den ganzen Tag nix besseres zu tun haben, als Beta-Carotin zu produzieren. Also faerbt der See sich rosa-rot. Die Farbstoffindustrie hat natuerlich auch laengst Wind davon bekommen und wahrscheinlich trinkt ihr in eurem Orangen- oder Karottensaft Beta-Carotin aus diesem See.

Im Kalbarri NP schauten wir uns auch noch zwei sehr beeindruckende Schluchten am Murchison River an. Das entschaedigte dafuer, dass die Hauptattraktion, der Loop Walk wegen Ueberflutung gesperrt war. Da konnten wir uns schon mal daran gewoehnen, was uns in den naechsten Wochen noch bevorstehen sollte. Ausserdem sass auf der Zufahrtsstrasse ein kleiner Dornteufel, eine Echse mit Dornen ueberall am Koerper. Sieht gefaehrlich aus, ist aber harmlos.

Unser naechstes Tagesziel hiess Denham in der Shark Bay. Auf dem Weg dorthin hielten wir bei den Stromatolithen. Das sind die uralten Ueberreste vom ersten Nachweis des Lebens auf der Erde. 3,5 Millarden Jahre alt und unglaublich unscheinbar. Stromatolithen sind Fossilien, die entstehen, wenn die dort lebenden Cyanobakterien absterben. Das besondere in der Shark Bay ist nun, dass diese ersten so wahnsinnig alt sind und dass dort tatsaechlich auch immer noch Cyanobakterien leben. Schon seit 3,5 Millarden Jahren eben. Dies ist einer von drei Orten auf der Welt und der einzige davon der wirklich zugaenglich ist. Cyanobakterien tun den ganzen Tag nix anderes als Kohlendioxid-Molekuele ein- und Sauerstoff wieder auszuatmen. Das ganze unter Lichteinfluss. Wie hiess das denn noch mal gleich? Na? Ja, Photosynthese! Dank dieser kleinen Viecher, die fuer 2 Milliarden Jahre die Welt beherrschten, haben wir heutzutage genug Sauerstoff zum Atmen. Dass die Cyanobakterien ihr kleines Wunderwerk auch heute noch in der Shark Bay vollbringen koennen, liegt an dem enorm salzhaltigen Wasser dort, das sie vor anderen Lebewesen schuetzt, die ihnen gefaehrlich werden koennten.

Nachmittags kamen wir in Denham an, wo es nicht sehr gemuetlich war, denn ein Zyklon war im Anmarsch und brachte Regen und Sturm mit sich. Auch daran konnten wir uns schon mal gewoehnen.

Monkey Mia hiess unser naechstes Ziel. Das war nicht mehr weit weg von Denham und so blieb es erstmal bei dem fiesen Wetter. Erst der zweite Tag in Monkey Mia brachte wieder Sonne und angenehme Temperaturen (wirklich kalt wurde es aber nie). Monkey Mia ist ein Resort direkt am Strand, wo die Delphine hinkommen und sich von vielen Touristen bewundern lassen. Die Ranger geben ihnen regelmaessig ein wenig Fisch, um sie auch weiterhin zum kommen zu ermuntern. Aber niemals so viel, als dass sie satt wuerden, denn sie sollen weiterhin ihren Fisch selber fangen. Jedenfalls wird das behauptet und ich hoffe es stimmt.

Nach zwei Tagen in Monkey Mia fuhren wir nach Carnarvon. Dazu gibt’s nicht viel zu erzaehlen, eigentlich war es nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Coral Bay, wo wir danach hinkamen. Coral Bay ist ein Resort am suedlichen Ningaloo Reef, wo man Schnorcheln kann. Am Strand laufen die Krabben entlang und verbuddeln sich im Sand. Leider ist das Reef an dieser Stelle schon ziemlich tot weil manche Leute meinen Fische muesse man immer fuettern und Brot in Massen in das Wasser schmissen. Das ueberschuessige Brot erstickte die Korallen. Trotzdem konnte man beim Schnorcheln einige bunte Fische und Rochen sehen.

Danach fuhren wir nach Exmouth, wo mein Vater und ich tauchen wollten. Das hatten wir ihm zum Geburtstag geschenkt. Wir hatten noch Glueck mit dem Tauchen, denn die ersten Wolken zogen bereits auf und es sah nicht gut aus. Aber wir hatten noch gutes Wetter, wenn auch die See bereits etwas rau war. Wir gingen auf zwei Tauchgaenge an verschiedenen Stellen im Ningaloo Reef. Dabei sah ich eine grosse Schildkroete und einen riesigen Rochen. Ein paar (ungefaehrliche) Quallen waren auch unterwegs und natuerlich jede Menge bunter Fische und viele, viele Korallen.

Eigentlich hatten wir geplant noch weiter auf der Halbinsel am Ningaloo Reef herumzufahren und im Cape Range NP zu schnorcheln. Daraus wurde leider nichts, denn als wir angesichts des immer staerkeren Windes an der Rezeption nach dem Wetter fragten, erfuhren wir, dass der Campingplatz evakuiert wuerde und wir in der Stadthalle schlafen muessten, vorausgesetzt wir blieben. In den Cape Range NP wuerde keiner mehr hineingelassen, denn es war erneut ein Zyklon im Anmarsch, diesmal Stufe 4. Also packten wir alles zusammen, tankten zu opportunistisch erhoehten Preisen das Auto voll und machten uns davon gen Osten. Wir fuhren durch stroemenden Regen ins Landesinnere nach Tom Price, dem Tor zum Karijini NP.

Leider wurde auch aus unserem Plan im Karijini NP ein paar Tage auf Erkundungen zu gehen nichts, denn alles war aufgrund des starken Regens gesperrt und wuerde es auch noch fuer lange Zeit bleiben. So fuhren wir direkt weiter in Richtung Broome. Wir stoppten nur noch einmal am Sandfire Roadhouse. So weit noerdlich war das Wetter bereits wieder sonnig und heiss. Wir waren also bereits frueh in Broome und machen die restliche Zeit noch Urlaub im tropischen Paradies. Heute fliege ich ueber Darwin nach Cairns an die Ostkueste und meine Eltern zurueck ins graue und kalte Deutschland.

Mittwoch, 22. März 2006

Arbeit, Outback und Top End

Ich blieb also zurueck von Neuseeland ein paar Tage in Melbourne und wohnte dort in verschiedenen Hostels. Das Coffee Palace war fuer ein paar Tage mein Zuhause, aber irgendwie fuehlte ich mich dort nicht Zuhause. Komische Stimmung dort, was mir auch alle erzaehlten, die schon was laenger da waren: „Vor zwei Wochen war hier noch Party und jetzt ist nichts mehr los.“ So in der Art. Ausserdem stank es auf dem Flur bestialisch nach Exkrementen oder auf Gutdeutsch SCHEISSE! Es war angblich nur ein komischer Lack, den sie auf die Wand gesprueht hatten. Kann man nicht vorher testen, wie der riecht und vor allem wie lange? Leider kam ich aber auch nicht weg, denn ohne Erfolg versuchte ich ein Auto zu kaufen. Moeglichst billig, denn ich wollte eigentlich bloss nach Griffith um Geld zu verdienen. Also meldete ich mich einfach mal auf eine Anzeige fuer einen Ford Falcon fuer 600 Dollar. Probefahren kostet ja nichts. Laufen tat die Moehre zwar, schaltete aber nicht in den dritten Gang und hatte weder Rego (Zulassung) noch Road Worthy Certificate (TUEV). Ein Mechaniker, den ich solange nervte bis er schliesslich rauskam und einen Blick auf das Auto warf, konnte mir direkt auf Anhieb Dinge im Wert von 800 Dollar aufzaehlen, die getan werden muessten, um das Ding wieder verkehrssicher zu machen. Und das, so betonte er, sei bloss das, was er auf Anhieb sehen koenne. Also dachte ich mir: „Haende weg!“

Dann tat sich ploetzlich die Moeglichkeit auf mit Claudia und Dine, die ich in Neuseeland kennen gelernt hatte, die Great Ocean Road noch mal zu erkunden. Ich war ja zwar schon da gewesen ganz am Anfang meiner Australienreise, aber da das Wetter damals sehr grau und trueb war und ich irgendwie keinen Bock mehr hatte erfolglos Autoanzeigen abzutelefonieren, kam ich mit. Der Mietwagen kam ausserdem auch nicht teuer zu dritt und ich kam mit dem beiden ueberein, dass wir einfach abends irgendwo halten und auf Wiesen im Schlafsack pennen. Also war das ganze im Endeffekt sogar billiger als im Hostel zu wohnen. Da wir erst nachmittags losfuhren, gingen wir in Torquay, dem Tor zur Great Ocean Road nur noch kurz einkaufen (Kaenguruhsteaks) und suchten uns einen oeffentlichen Barbequeplatz von denen es in Australien genuegend gibt, da Barbie der australische Nationalsport ist und die Aussies sich fuer so etwas wie die Grillweltmeister halten, auch wenn sie es meist ohne Stil mit einem Gasgrill betreiben. Auf jeden Fall assen wir an dem Abend unser erstes Kaenguruhsteak, aber irgendwie war es auch nach drei Stunden braten nicht ganz durch, da der Grill sich nicht wirklich fuer uns erwaermen konnte oder vielleicht nicht wollte. Dann fuhren wir noch ein Stueck weiter und zwar nach Anglesea, wenn mich nicht alles taeuscht. Dort schlugen wir uns auf der Suche nach einem Schlafplatz ein bisschen in den Busch und kamen ploetzlich auf eine Ebene, wo munter grosse und kleine Kaenguruhs umhersprangen. „Schoen“, dachten wir uns und schlugen unser Lager auf. Zum Glueck wurde es weder kalt noch regnete es. Ein himmlischer Sternenhimmel lag ueber uns und ich fragte mich, wie er wohl im Outback aussehen mag, wo in einem Umkreis von ungefaehr 1000 km kaum ein kuenstliches Licht die Atmosphaere erhellt.

Von der Sonne geweckt, machten wir uns am naechsten Morgen auf den Weg zurueck zum Auto und fuhren die malerische Great Ocean Road entlang. Es ist wirklich erstaunlich wie sehr eine Landschaft durch Regen und damit einhergehende schlechte Lichtverhaeltnisse an Schoenheit verlieren kann. Denn im Gegensatz zu meinem ersten Besuch an der Great Ocean Road, war ich diesmal wirklich beeindruckt von der tollen Steilkueste und in der Sonne glitzernden Straenden. Die Felsen der Steilkueste schimmern in tausenden verschiedenen Gold-gelb-ocker-Toenen. Unsere Tour brachte uns natuerlich auch zu den beruehmten Twelve Apostles (keine Ahnung ob sie auch beruehmt sind, wenn man nicht in Australien war; die Aussies haben ein Talent dafuer aus jeder Muecke einen Elefanten zu machen und die meisten Fish & Chips-Buden und Co. tragen den Praefix „world-famous“). Dass das mit den Twelve Apostles sowieso eine glatte Luege ist, hatte ich glaub ich schon mal nach meinem ersten Besuch an diesen weltberuehmten Beruehmtheiten zu elektronischem Papier gebracht. Aber trotzdem noch mal: Es sind nur noch elf, weil eine dieser den Meeresgewalten seit Jahrmillionen trotzenden Steinsaeule gerade in unserem Fliegenschiss der Zeit meinte kollabieren zu muessen. Haette sie mir nicht wenigstens den Gefallen tun und genau dann kollabieren koennen, wenn ICH davor stehe?! Ich stelle mir das als ein Spektakel vor, das man gesehen haben muss. Der Moment in dem die den Felsen bildende Atomstruktur an einer Stelle durch die staendig auf ihn einwirkende Brandung so sehr geschwaecht wird, dass sie der ebenfalls staendig auf ihn einwirkenden Erdanziehungskraft nichts mehr entgegenzusetzen hat. Das zu beobachten ist mein Traum! Naja, ich uebertreibe.

Zurueck zum wesentlichen. Fuer den Abend fuhren wir ein wenig ins Landesinnere zu ein paar Seen, wo wir unser Lager fuer die Nacht aufschlagen wollten. Wir hatten uns das so einfach vorgestellt: „Wir fahren an den See und Campen dort.“ Pustekuchen! Alles mit Zaeunen abgesperrt und Privatgelaende. Sah ausserdem auch nicht so einladend aus, wie wir uns das vorgestellt hatten. Also versuchten wir unser Glueck an einem anderen, etwas kleineren See nicht weit weg. Die Situation aehnelte der zuvor an dem anderen See erlebten verblueffend. Irgendwie schafften wir es aber doch nah genug an den See zu gelangen und dort tatsaechlich nach einigem herumirren im Dunkel (so dunkel war es nicht, der Mond schien ja) eine geeignete flache Stelle windgeschuetzt hinter ein paar Bueschen auf einer Wiese zu finden. Perfekt! War zwar auch auf einem Privatgelaende, aber was solls! Es fuehrte sogar sehr einladend eine Leiter ueber den Zaun. Das einzige was uns ein bisschen Sorgen machte, war, dass dort ein Schild stand. An sich ja nichts Besorgnis erregendes, jedoch war dieses Schild uebersaet mit tausenden Einschusslochern. Wir hofften einfach, dass der einsame und verrueckt gewordene Farmer nicht in dieser einen Nacht aufkreuzen wuerde um seine Schiessuebungen zu veranstalten. Tat er aber doch! Nee Quatsch, nur Spass…

Am naechsten Tag machten wir noch einen kleinen Walk in einem Waldgebiet zu einem fast trockenen Wasserfall um anschliessend noch mal an die Kueste zu fahren, weil wir surfen wollten. Daraus wurde irgendwie nichts und wir begnuegten uns damit den Koennern zuzuschauen und dann faul am Strand zu liegen. Leider mussten wir dann auch schon aufbrechen um das Auto puenktlich zurueckzubringen. Wir checkten im Flinders Station Backpackers im Zentrum von Melbourne ein. Tolles Hostel uebrigens! Ohne wirklichen Erfolgsglauben rief ich auf der Suche nach einem Auto noch ein paar Nummern vom Schwarzen Brett an. Bei einer Nummer antwortete sogar jemand und nicht nur die Mailbox. Es war ein etwas unverstaendlich brabbelnder Schotte und ich verstand nicht wirklich was er mir mitteilen wollte. Dann klopfte er mir ploetzlich auf die Schulter. Was fuer ein Zufall! In persona war sein Akzent dann auch ganz gut verstaendlich und wir gingen hinunter auf eine kleine Probefahrt. Die Karre lief gut und ich wollte das Teil haben. Im Weg stand der Preis von veranschlagten 2.000 Dollar. Also sagte ich einfach, ich wuerd das Teil fuer 1.300 nehmen und er meinte, das klaenge nicht schlecht, er muesse das aber mit seiner Freundin absprechen. „Mist, haette ich mal noch weniger gesagt!“, dachte ich mir. Wir einigten uns schliesslich auf 1.400. Ein guter Preis dennoch, denke ich, und wir erledigten den Papierkram. Ruckzuck war das Auto meines. Uebrigens ein Toyota Camry Station Wagon von 1987, den ich Spencer nannte. Warum? Nun, in dem Auto war ein kleiner Plueschdrache, der mich an Poldi aus der TV-Serie „Hello Spencer“ erinnerte. Am naechsten Tag wollten Claudia und ich eigentlich nach Griffith aufbrechen um Arbeit zu finden. Aber es kam wieder alles anders. Stattdessen trafen wir Ebi und verbrachten den Abend Gitarre spielend und singend im Botanic Garden von Melbourne und pennten die Nacht einfach im Auto am St Kilda Beach.

Am naechsten Tag kristallisierte sich dann irgendwie heraus, dass Ebi Downhillbiker ist und gerne zum Mt Buller, DEM Berg fuer Downhillbiking in Australien ueberhaupt, wollte und dieser fast auf direktem Wege nach Griffith liegt. Also Plan nochmals revidiert und zum Mt Buller gefahren. Dort kamen wir abends an und so pennten wir einfach draussen auf der Wiese. Ich kann euch sagen, es war arschkalt, denn Mt Buller liegt in etwa 1.600 Metern Hoehe. Am naechsten Morgen liehen wir uns ein Rad aus, Ebi hatte sein eigenes von Zuhause dabei. Krasse Teile die Dinger. Megafederung, Scheibenbremsen, Spezialleichtbaurahmen und weiss der Teufel was nicht alles. Also teilten Claudia und ich uns ein Rad, 6 Stunden Zeit hatten wir insgesamt. Ein Rad jeder konnten wir uns leider nicht leisten, da die Dinger ein kleines Vermoegen kosten und sich das natuerlich auch in den Leihgebuehren niederschlaegt. 112 Dollar musste jeder von uns hinlegen fuer wohlgemerkt EINEN Satz Rad, Helm, Schoner und Liftticket und das fuer 6 Stunden! Ohne Schoner wird man gar nicht auf die Strecke gelassen. Wahnsinn, was man alles tragen muss. Ich kam mir vor wie ein Ritter der Moderne. Ebi war noch krasser, da er sich erst ein Jahr zuvor so ungefaehr jeden Knochen einschliesslich Wirbelsaeule und Becken gebrochen hatte und deshalb seine selbst angefertigte Spezialruestung trug, die auch Becken, Wirbelsaeule und Oberschenkel schuetzt. Aber was fuer ein Spass mit dem Rad ueber Stock und Stein zu preschen. Die Federung schluckt einfach jeden Stein und das einzige was einem wirklich passieren kann, ist, dass es einen nach Vorne ueberschlaegt. Also versucht man einfach seinen Arsch soweit wie moeglich hinten und unten zu halten. Warum die Dinger dann noch Saettel haben, ist mir irgendwie schleierhaft, denn man „sitzt“ sowieso die ganze Zeit dahinter. Des Weiteren soll man ueber alles was im Weg liegt so schnell wie moeglich fahren, denn dann ist der Bodenkontakt geringer und es wird paradoxerweise einfacher mit mehr Speed. Es gab einen Track, der als „Very difficult“ und einen der als „Extremely difficult“ ausgezeichnet war. Also stuerzte ich mich erstmal den „Very difficult“ runter und schlug mich glaub ich ganz gut fuer meinen ersten Downhillversuch. Ebi meinte ich soll doch einfach mal den anderen ausprobieren. Ich bereute es zutiefst auf ihn gehoert zu haben. Der andere Track war gar nicht mit dem ersten zu Vergleichen. Es gab jede Menge Spruenge, riesige Felsen und all dieses Zeug, was einem beim zweiten Mal Downhill garantiert die Knochen bricht. Ich hatte gar nicht die Technik damit fertig zu werden und so schob ich den groessten Teil einfach, nachdem ich mich schon zweimal hingelegt hatte. Danach war ich erstmal am Ende und uebergab Claudia Rad und Ruestung. Als ich wieder dran war und gerade so richtig loslegen wollte, hatte ich leider etwas Pech und auf halber Strecke entschied sich der Vorderreifen dafuer das ihn in Form haltende O² auszustossen. Ihr koennt euch glaube ich nicht vorstellen, was es bedeutet ein Fahrrad in kompletter Montur den Berg wieder hochzuschieben und das bei einer affenartigen Hitze. Dann musste ich erstmal warten bis der Reifen gewechselt wurde und probierte eine Runde mit Ebis Rad. Das war aber nix fuer mich, da alles auf ihn eingestellt war und die Federung knueppelhart fuer mehr Speed optimiert war. So kam ich leider nicht mehr zu sehr vielen Fahrten und irgendwie bereute ich es ein bisschen soviel Geld gezahlt zu haben, auch wenn Downhillbiking wirklich viel Spass macht. Aber ich wollte ja eh Arbeiten gehen und 112 Dollar hat man nach einem Arbeitstag wieder drin. Halb so wild also. Abends fuhren wir auch tatsaechlich nach Griffith, waehrend Ebi in Mt Buller blieb.

Telefonisch hatten wir schon mit Cesar in Griffith abgeklaert, dass er am Sonntag fuer uns Arbeit hat. Cesars Nummer hatte ich von Fabi, der ja vorher in Griffith gearbeitet hatte und jede Menge Kohle gemacht hatte. Wegen dieser Empfehlung ($$$) wollte ich ja auch unbedingt dort hin. Naja, dass der Job nicht so toll werden wuerde, hatte ich schon vermutet, aber ich wollte einfach nur schon mal ein bisschen Geld verdienen, bevor wir ich mich nach was Besserem umschauen konnte. Was Besseres heisst zu OZJobs gehen und einen Job bei Casella ergattern. Und Claudia musste eh schon bald wieder weiter, weil sie noch an die Westkueste wollte. Wir pflueckten Weintrauben fuer 90 Cent pro Eimer und das fuer nur 4 Stunden. Danach war aller Wein gepflueckt. 30 Dollar hatten wir am Ende jeder verdient. Was fuer ein mieser Stundenlohn. Fuer die naechsten zwei Tage hatte Cesar aber einen besseren Job fuer uns. 12,50 pro Stunde und 8 Stunden pro Tag. Also 100 Dollar pro Tag, was ganz okay ist. Und dafuer mussten wir bloss im Garten von so einer reichen Trulla, die ihr Vermoegen mit Wein und Immobilien gemacht hat, ein paar Unkraeuter rupfen. Die Villa und der Garten sahen aus wie ein Palais von Louis XIV mit Schlossgarten und ich aeusserte die Vermutung, dass die Frau definitiv eine rektal eingefuehrte Holzlatte haben muss, so exakt geometrisch war alles gestaltet. Aber zumindest war die Arbeit einfach. Mittwochs schaffte ich es endlich zu OZJobs und bekam nach jeder Menge Papierkram und einem unglaublich trickreichen Einstellungstest, der bestaetigen sollte, dass ich auch hunderprozentig nicht komplett auf den Kopf gefallen bin, direkt einen Job bei Casella Wines fuer den naechsten Morgen. Perfekt, so hatte ich mir das vorgestellt! Uebernachten taten wir uebrigens am See 4 free, wo noch ungefaehr 20 andere Deutsche, die so ungefaehr alle bei Casella arbeiteten, campten. Hatte mir ja alles Fabi erzaehlt, also brauchte ich es noch nicht mal selbst rauszufinden. Praktisch!

Am naechsten Morgen fuhr ich also zu Casella und keiner konnte mir sagen wo denn mein mir von OZJobs zugeteilter Supervisor ist, bzw. niemand kannte ihn ueberhaupt. Aber ich hatte Glueck und ein anderer Supervisor, den ich fragte, meinte ich koennte einfach bei ihm arbeiten, es fehle noch jemand. Klar, dass ich nicht nein sagte. Ich musste abwechselnd zwei Stunden leere Flaschen aufs Fliessband stellen und zwei Stunden Weinkartons auf Paletten stapeln. Insgesamt 8 Stunden pro Tag und das fuer ein Schweinegeld (bis zu 32 Dollar pro Stunde in der Sonntagnachtschicht). Einfach nur geil, auch wenn unser Supervisor ein echtes Arschloch ist. Bei mir am Band waren auch noch Maik und Nicole aus Ossieland und wir teilten uns danach die Spritkosten. Am Ende wurde Casella immer chaotischer, das heisst chaotischer als es dort eh schon zugeht. Dass die Firma ueberhaupt noch am Leben ist, erstaunte uns zutiefst, denn es wurden ganze Horden von Leuten angestellt zum Nichtstun bzw. zum so tun als ob man was tut. Ausserdem lief am Ende irgendwie ueberhaupt nix mehr an unserer Bottling Line, weil staendig irgendwelche Maschinen versagten und wir nur noch improvisierten um ueberhaupt ein paar Flaschen zu produzieren. Zum Teil standen wir 8 Stunden lang fast ausschliesslich gelangweilt rum. Das ist uebrigens viel schlimmer, als einfach seine Arbeit zu machen, weil die Zeit naemlich ungefaehr tausend Mal langsamer vergeht. Wein muss wohl ein gutes Geschaeft sein. Am See mit den ganzen Leuten war es ganz nett, auch wenn einen die Muecken zu Tode stachen, sobald man es zwischen Sonnenuntergang und -aufgang wagte draussen rumzulaufen. So gingen wir meistens frueh zu Bett. Die Arbeit war eh anstrengend genug. Nach zweieinhalb Wochen hatte ich genug und die Arbeit bei Casella war eh beendet, da alle Casual Worker rausgeschmissen wurde und nur noch die Festangestellten behalten wurden, denn die Weinhochsaison lief aus.

Mein hollaendischer Kumpel Simon war gerade wieder von Hillston nach Griffith zurueckgekommen und ich konnte ihn ueberzeugen mit mir nach Adelaide und durchs Outback nach Darwin zu fahren. Ausserdem meldete sich noch Elli aus Deutschland auf mein Liftoffer im Hostel in Griffith und wir nahmen sie bis nach Adelaide mit. Montags fuhren wir los und bis Dienstagabend waren Simon und ich in Pt Augusta, von wo es nur noch entweder nach Western Australia, ins Northern Territory oder zurueck nach Adelaide geht. Das heisst, noerdlich und westlich kommt erstmal lange Zeit NIX.

Statt direkt am naechsten Tag loszufahren hatten wir aber die fixe Idee, Simon, da er keinen Fuehrerschein hat, einen Learner’s Permit zu verschaffen. Das heisst er darf legal in Australien Auto fahren, wenn ich oder eine andere Person mit Fuehrerschein neben ihm sitzt. Ich wollte naemlich nicht die ganze Strecke alleine fahren muessen. Wir hatten schon in Griffith im Staate New South Wales nachgefragt und es schien alles total einfach zu sein: „I’ve got a German driver’s licence. Is ist possible, that I teach him to drive?“ „Sure, what’s your point? He only needs a proof of residence in NSW. A receipt from a campsite or a hostel.“ “Aha, alles klar”, dachten wir uns und versuchten es in Pt Augusta, was jetzt aber im Staate South Australia liegt. Wir zahlten extra eine Nacht auf einem Campingplatz, damit wir eine Quittung zum Vorzeigen hatten. Die Trulla da meinte aber, eine Quittung vom Campingplatz reicht nicht aus, denn man muesse Permanent Resident sein, was man nach ihrer Ansicht ist, wenn man mindestens ein Jahr im selben Staat wohnt. Es ist hervorzuheben, dass das ihre eigene Meinung war, die sie durch kein Gesetz untermauern konnte. Ihre Argumentation war also alles andere als logisch, aber sie hatte sich ihre Meinung gebildet und war nicht davon abzubringen. Kurz bevor sie ob unserer Penetranz (wir fuehlten uns im Recht) anfing zu weinen, entschieden wir uns dazu aufzugeben. Zumindest was Pt Augusta angeht.

70 Kilometer suedlich liegt naemlich Whyalla, wo es ebenfalls eine Motor Registry gibt. Dort wollten wir als naechstes unser Glueck versuchen. Das komische in Australien ist naemlich, dass nicht nur jeder Staat seine eigenen Gesetze hat (was meiner Meinung nach alles sehr kompliziert macht), sondern dass total viel auch von der Amtsperson abhaengt, mit der man zu tun hat. Die eine ist total strikt und die andere setzt sich einfach ueber ein paar Gesetze hinweg und erledigt alles fuer einen ohne grosse Buerokratie. Manchmal glaube ich, die Australier machen sich ihre eigenen Gesetze, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Das macht zwar alles irgendwie komplizierter, aber man kann es sich halt auch zu Nutze machen. Das taten wir dann in Whyalla. „No Worries“, war die erste Reaktion auf unser Vorhaben. Residency wurde direkt akzeptiert und Simon musste zur theoretischen Pruefung und bestand im zweiten Anlauf. Wohlgemerkt nach ein bisschen Lesen in einem Heftchen dass man dafuer bekommt und nicht nach endlosem Studieren von zig Frageboegen wie in Deutschland. Eigentlich war alles geritzt und wir wollten direkt los, als den Leuten dort ploetzlich auffiel, dass Simon angegeben hatte Kontaktlinsen tragen zu muessen. Dafuer musste er zum Optiker um das auch wirklich bestaetigen zu lassen. Also wir ins naechste Einkaufszentrum zum Optiker. Eigentlich doch eine schnelle Sache so ein Augentest, aber wir mussten einen Termin ausmachen. Der frueheste war um 17:30 abends. Da hatte die Motor Registry aber schon zu und wir wollten auf keinen Fall eine Nacht in Whyalla verbringen muessen. Taten wir aber doch, weil sich einfach keine andere Moeglichkeit auftat. Also pennten wir auf einem Footballfield und holten am naechsten Morgen den Learner’s Permit ab. Endlich hatten wir es geschafft, nachdem wir schon das Gefuehl hatten, dass sich alles gegen unser Vorhaben verschworen hatte. Aber wir hatten es geschafft! Jetzt waren wir legal!

Endlich konnten wir also unseren Outbacktrip starten. Direkt bei der ersten Moeglichkeit, d.h. auf einem Rastplatz, zeigte ich Simon dann die Bedienung von Kupplung, Gas und Bremse und ernannte mich zum Fahrlehrer. Ganz schoen stressiger Job, glaube ich. Aber mit der Zeit klappte es immer besser und da auf dem einzigen Highway durchs Outback eh nicht viel los ist, erfordert das Fahren auch keine grossartigen Kenntnisse. Auf jeden Fall war es eine Erleichterung mit einem zweiten Fahrer, denn alleine jeden Tag acht Stunden am Steuer zu sitzen, schlaucht ganz schoen.

Unser erster Stop war Coober Pedy. Das liegt ungefaehr auf halbem Wege zwischen Pt Augusta und Alice Springs. Dafuer dass mitten in einer der unwirtlichsten Gegenden der Erde, eine stattliche Anzahl von Leuten wohnt, muss es einen guten Grund geben und der heisst Opale ($$$). Rund um Coober Pedy sieht es ungefaehr so aus, als haette ein uebergrosser Maulwurf gewuetet. In Wirklichkeit sind es aber alles Bohrungen um Opale zu finden. Das besondere an Coober Pedy selbst ist, dass die meisten Leute unter der Erde leben, da es draussen erstens schweineheiss bzw. in Winternaechten saukalt wird und es dort ausserdem vor an Penetranz durch nichts zu ueberbietenden Fliegen nur so wimmelt. Unter der Erde herrschen staendig Temperaturen von 19-24 Grad und es gibt komischerweise keine Fliegen dort, auch wenn die Tueren die ganze Zeit offen stehen. Wir schauten uns kurz eine Untergrundkirche an und fuhren dann ein Stueck auf dem Highway zurueck zum Underground Camping. Dort kriegt man einen ganz normalen Campingplatz, bloss dass er halt unter der Erde liegt. Zum Schlafen einfach nur bombig, denn es ist unter der Erde so still und dunkel und kuehl… optimal halt. Allerdings schallt es gewaltig und wenn jemand spricht oder eventuell einen Furz laesst hoert man es ueberall in der Campinghoehle. Zum Glueck war ausser uns aber nur noch ein aelteres amerikanisches Paeaerchen dort, das schon alle Staaten der USA, Kanadas und Mexikos bereist haben und nun das gleiche mit Australien vorhaben. Spaeter kamen noch ein Australier und eine Deutsche hinzu, die aber in ihrem Auto pennten, und wir tranken ein paar Bierchen zusammen. Am naechsten Tag trafen wir die beiden wieder auf dem Weg zum Uluru oder auch bekannt als Ayers Rock.

Zuvor jedoch dachten wir schon wir koennten ein paar Tage Aufenthalt in Coober Pedy einplanen, denn der Motor vom Auto wurde ploetzlich kochend heiss auf dem weg vom Camping zur Stadt und wir mussten anhalten zum Abkuehlen. Wir fragten bei der Visitor Info nach einer Werkstatt und bekamen eine auf Kuehler spezialisierte genannt. Also hingefahren und der Mechaniker meinte es koennte das Thermostat kaputt sein. Er testete also alles, Thermostat war okay, Wasserpumpe auch. Dann spuelte er das ganze Kuehlsystem mit Hochdruck durch und fuellte Kuehlmittel nach. Es war also einfach nur verstopft gewesen und wir konnten mit zwei Stunden Verspaetung und um bloss 45 Dollar aermer weiterfahren. Der Mechaniker war echt korrekt und erklaerte alles was er tat und der Preis war mehr als in Ordnung. Danach blieb die Nadel der Temperaturanzeige schoen in der Mitte stehen, wo sie hingehoert.

Wir trafen also die beiden vom letzten Abend irgendwo auf der Strecke wieder und fuhren gemeinsam nach Yulara auf den Campingplatz. Yulara ist ein Resort, das eigens fuer die Besuchermassen am Uluru gebaut wurde. Am naechsten Morgen fuhren wir extra frueh los, denn schliesslich wollten wir den Sonnenaufgang am Uluru sehen. Wurde leider nix draus, denn es regnete in Stroemen. Ich meine, die Sonne ging zwar schon auf, aber natuerlich hatte das ganze keinen Spektakeleffekt. Wir entschieden uns um den Uluru herumzulaufen. Das sind gut 10 km und wir wateten durch knoecheltiefes Wasser. Vom Uluru stroemten ueberall kleine Rinnsale. Schon komisch, da ist man mitten in der Wueste in einer Gegend wo man keinen Regen erwarten wuerde und was tut es, es regnet wie aus Eimern. So erstaunlich ist es aber gar nicht, wenn man bedenkt, dass der Uluru bloss knapp 200 km suedlich vom suedlichen Wendekreis liegt und die Gegend darueber anfaengt tropisch zu werden und hier ausserdem gerade Wet Season ist. Man stellt es sich halt nur anders vor, denn man denkt an rote Wueste, wenn man an den Uluru denkt. Wir fuehlten uns also zwar etwas um den Sonnenaufgang betrogen, aber zumindest hatten wir den Uluru anders gesehen, als die meisten Besucher. Wir fuhren anschliessend noch zu Kata Tjuta, was auch The Olgas genannt wird. Weniger bekannt, aber trotzdem imposant. Imposanter sogar als der Uluru, fand ich. Alles in allem sind aber alles nur grosse Felsen in der Wueste, wenn man es von einem westlich-nuechternen Standpunkt betrachtet. Was das alles fuer die Ureinwohner Australiens bedeutet, bekommt man nur in sehr vagen Andeutungen im Cultural Centre am Uluru vermittelt. Keine Frage, etwas magisches hat der Uluru schon, vermutlich, weil er so allein in der Wueste steht, aber das steht in keinem Verhaeltnis mit dem ganzen Buhei, das um ihn veranstaltet wird. Und ausserdem sieht man auf dem Weg zum Uluru mehrere Felsen, die sehr aehnlich aussehen und gaenzlich unbekannt sind. So z.B. Mt Connor. Wir hatten unseren Spass damit zu mutmassen, dass die Aboriginals sicherlich bloss als Ablenkung Uluru als heilig verehren und stattdessen ihre Zeremonien unbehelligt an Mt Connor abhalten.

Es war uebrigens am 26. Oktober 1985, dass der Uluru und das ihn umgebende Gebiet wieder in die Haende der Ureinwohner uebergeben wurde. Es gehoert also ihnen und kann nur deshalb als Nationalpark genutzt werden, weil die Ureinwohner es an den Staat zurueckleasen. Heute gibt es vor allem im Northern Territory, aber auch in den anderen Staaten ueberall riesige Selbstverwaltungsgebiete von Aboriginals, die noch traditionell (d.h. sie benutzen trotzdem auch moderne Technik) leben wollen und koennen. Man braucht sogar eine Erlaubnis, wenn man als nicht dem dort lebenden Stamm Angehoeriger diese Gebiete bereisen will. Ich weiss nicht genau, wie weit die Rechte der Aboriginals in diesen Gebieten reichen, aber es sind anscheinend Staaten im Staate, die zum grossen Teil ihre eigenen Gesetze haben (muss so sein, denn manche Braeuche aus der Aboriginal-Kultur wuerden mit unserer westlichen Moralvorstellung und Gesetzgebung kollidieren) und tatsaechlich ein weitgehend unbehelligtes Leben erlauben. Vielleicht interessiert es aber auch einfach nur keine Sau, was dort abgeht, denn die Gebiete bestehen zum groessten Teil aus Einoede. Die australischen Ureinwohner haben jedoch Techniken dort alles zum Leben zu finden, was sie brauchen, waehrend jeder Westler nach ein paar Stunden verdursten wuerde. Das Konzept mit den Selbstverwaltungsgebieten scheint also ganz gut zu funktionieren. Leider gibt es auch die Schattenseite, die man vor allem in Alice Springs aber auch ganz krass in Darwin, Katherine und Coober Pedy zu sehen bekommt. Dort kommt es regelmaessig zu Schlaegereien unter den Aboriginals (bzw. unter den verschiedenen Staemmen) und man sieht hunderte Aboriginals total besoffen und zerstoert auf der Strasse und in Parks hocken. Bei Schlaegereien kommt dann die Polizei und sperrt ein paar von ihnen in wie Hundekaefige aussehende Aufbauten auf ihren Fahrzeugen ein um sie ein paar Stunden spaeter wieder freizulassen. Was soll man sonst tun? Keine Ahnung wieso genau diese Aboriginals so zerstoert sind, aber es wurden jedenfalls in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, als man z.B. Kinder einfach ihren Familien und Dorfgemeinschaften entrissen hat und versucht hat sie auf die westliche Kultur umzuerziehen. Die meisten dieser Lost Generation wissen nicht wer ihre Eltern oder Familien sind. Wahrscheinlich sind es zum grossen Teil diese Aboriginals, die heute auf der Strasse leben, einen anbetteln und nur Saufen oder sonst was konsumieren. Zerstoert ist fuer diese Menschen das passende Wort, denn sie koennen sich noch nicht mal mehr normal artikulieren, wenn sie um Geld betteln und lallen auch sonst nur rum. Eine traurige Geschichte und man kann nur hoffen, dass mit den naechsten Generationen das Problem mehr und mehr verschwindet, dass also die Kinder sich entweder fuer ein Leben in einer Stammesgemeinschaft entscheiden oder fuer ein Leben in der westlichen Gesellschaft. Man sieht durchaus auch Aboriginals, die sich sehr erfolgreich angepasst haben und ganz normal mit ein paar Kumpels in den Pub oder in Clubs kommen und froehlich aussehen. Von aussen betrachtet sieht das Problem mit den Aboriginals immer sehr einfach zu loesen aus und man tendiert dazu Australier als rassistisch abzustempeln, wenn sie ihre Abneigung gegen Aboriginals aeussern, aber wenn man hier ist merkt man, dass es anscheinend keine Loesung gibt. Die Abneigung kommt daher, dass natuerlich die Aboriginals auf der Strasse die sind, die man am meisten sieht. Die besoffenen, bettelnden Ureinwohner, die vom Staat viel Geld bekommen und das meiste fuer Alkohol ausgeben und die Staedte wie eine riesige Versammlung von Pennern erscheinen lassen. Die anderen Aboriginals sieht man kaum. Wie gesagt nur sehr wenige, die angepasst leben und die anderen leben zurueckgezogen in ihren Gemeinschaften. Jede Diskussion ueber Aboriginals kommt irgendwann an den Punkt, wo man einfach nicht mehr weiterweiss. Was soll man mit diesen zerstoerten Menschen tun? Die einzige Moeglichkeit ist, sie irgendwie versuchen zu uebersehen und das passiert auch. Man laeuft einfach an ihnen vorbei und beachtet sie nicht. Wahrscheinlich ist diese Ratlosigkeit auch der Grund dafuer, dass Australier nur sehr ungern ueber das Problem sprechen und es zu ignorieren scheinen.

Wir fuhren also von Kata Tjuta wieder zurueck zum Stuart Highway, der Nord-Sued-Verbindung zwischen Port Augusta und Darwin. Kings Canyon liessen wir aus. Irgendwie hatten wir keinen Bock mehr darauf bloss noch ein paar mehr rote Felsen zu umlaufen und dafuer hunderte Kilometer Umweg zu fahren. An der Kreuzung zum Stuart Highway tankten wir wieder, weil dort die Spritpreise noch am humansten waren, denn generell liegen diese im Outback unverschaemt hoch. Okay, immer noch kein Vergleich mit Deutschland, aber wenn man einmal verwoehnt ist, kommen sie einem halt sehr hoch vor. Ich will also das Auto auftanken und wer kommt mir ploetzlich entgegen? Naja, die meisten wissen es ja schon von ihm… Fabi! Krasser Zufall, auch wenn wir wussten, dass wir gerade beide in der Gegend waren, uns aber mangels Handyempfang nicht vernuenftig absprechen konnten. War dann erstmal etwas perplex, als er mir erzaehlte, dass er und Olli sich gerade mit ihrem Mietwagen ueberschlagen haben. Zum Glueck ist aber nichts weiter passiert, ausser, dass das Auto nur noch Schrottwert hat. Also falls mal irgendjemand bei Regen zum Uluru faehrt: Aufpassen mit Aquaplaning! Die Strassen stehen zum Teil komplett unter Wasser, was man von Zuhause ja kaum oder gar nicht kennt. Da die beiden auf den Abschleppwagen warten mussten, verabredeten wir uns fuer spaeter auf ein paar Bier in Alice Springs. Dazu kam es dann erst um halb 12 aber war sehr lustig ein paar Geschichten auszutauschen.

Aus Alice brachen Simon und ich dann am naechsten Nachmittag auf und fuhren zu den Devil’s Marbles. Das sind Steinkugeln in der Wueste. Liegen einfach so da. Natuerlich hat sie keiner dort hingelegt, sondern sie sind wie so ziemlich alle bekannten Felsformationen durch Erosion entstanden. Sieht aber cool aus. Dort campten wir auch, weil wir erst im Dunkeln ankamen. Am naechsten Morgen betrachteten wir also die Teufelsperlen und fuhren weiter. Eigentlich fuhren wir den ganzen Tag bloss und hielten abends irgendwo auf einem Rastplatz kurz vor Katherine und verbrachten dort die Nacht. Jedoch nicht ohne vorher in einem wunderschoenen Pool mit eisblauem Wasser schwimmen gewesen zu sein. Einfach geil und darueber hingen jede Menge Riesenspinnen. Wir hofften einfach, dass sie keine aggresive Abneigung gegen Menschen hegen.

Dann ging es nach Katherine und ich kaufte mir ein Didgeridoo. Ich liess mich ueberzeugen, dass es Qualitaetsunterschiede gibt und gab 250 Oecken aus. Aber das Teil spielt sich echt gut. Damit man einen kontinuierlichen Ton erzeugen kann, muss man das so genannte Circular Breathing lernen. Das heisst, wenn einem die Luft in den Lungen ausgeht, blaest man die restliche Luft in die Backen und spielt mit dieser Luft weiter, waehrend man gleichzeitig durch die Nase einatmet. Klappt bei mir schon ganz gut und ist einfacher als es sich anhoert. Das schwierigste ist mit der Luft in den Backen zumindest ungefaehr den gleichen Ton wie mit der Luft aus der Lunge zu erzeugen. Wir fuhren danach mal wieder den ganzen Tag, denn unser Tagesziel hiess Kakadu Nationalpark, der schon auf der Hoehe von Darwin liegt. Dort campten wir eine Nacht auf einem mitten im Wald gelegenen Campingplatz. Sehr schoen. Leider kann man in der Wet Season nur sehr wenige Plaetze im Kakadu besuchen, da die meisten Gravel Roads wegen Ueberflutung gesperrt sind. Dafuer muss man sich nicht aergern, wenn man kein 4WD hat, denn die Gravel Roads sind auch fuer diese in der Wet Season unbefahrbar. Was gibt es also zu sehen im Kakadu Nationalpark? Auf jeden Fall viele Baeume und Natur. Wir machten ein paar kleinere Walkingstracks. Unter anderem einen, der uns zu einem Fluss fuehrte. Der Weg wurde weiter unten schon etwas nass und stand teilweise unter Wasser und dann standen wir ploetzlich direkt am Fluss. Das Krokodilwarnschild stand halb unter Wasser und wir machten lieber kehrt, denn Krokodile sind schliesslich auch an der Wasserkante zu finden. Keine Ahnung wie gross die Gefahr einer Krokodilattacke wirklich ist, aber ich will es lieber nicht ausprobieren und die Warnschilder stehen ja nicht umsonst ueberall. Komisch nur, dass der Walkingtrack dann nicht gesperrt war, wenn er so nah ans Wasser fuehrt bzw. ins Wasser hinein. Auf jeden Fall sind schon viele Menschen im Kakadu von Krokodilen zum Fruehstueck vernascht worden und ueberall wird mit „Extreme Danger“ gewarnt. Leider mussten wir im Visitor Center lernen, dass wir in der Wet Season wohl kaum Krokodile einfach so sehen koennten (ausser man geht ein paar Runden schwimmen), da das ihre Brutzeit ist und sie sich etwas zurueckziehen, was sie jedoch nicht weniger aggressiv macht. Die einzige Moeglichkeit war fuer 40 Dollar oder so auf eine Fuetterung von einem Boot aus zu gehen. War uns aber etwas zu teuer und auch zu touristisch, hatten wir doch bisher alle australischen Tiere einfach in freier Wildbahn gesehen. Auf dem Weg zum Uluru sahen wir naemlich, das hab ich vergessen zu erwaehnen, sowohl Kamele als auch Emus, die uns einfach frech ueber die Strasse liefen. Und Kaenguruhs und Koalas hatte ich vorher schon gesehen. Also begnuegten wir uns mit ein paar Walks und beeindruckenden Aboriginalmalereien. Irgendwie merkten wir ein bisschen, dass wir in letzter Zeit zu viele tolle Sachen gesehen hatten, denn wir waren ein bisschen muede jedes Mal wieder aus dem Auto zu steigen und irgendeinen Walk zu machen um irgendeine tolle Aussicht zu haben, die meistens gar nicht sooo toll war.

Danach fuhren wir kurz in Richtung Darwin um mal wieder vernuenftiges Essen einzukaufen, hatten wir doch eine Woche lang mehr oder weniger nur von Dosenfutter gelebt. Fuer kuehles Bier haben wir uebrigens ueberall gesorgt, indem wir einfach Eis in den Esky getan haben. Zusammen mit dem Bier natuerlich. Zum Glueck steigen die Preise fuer Eis auch im Outback nicht exorbitant an, fuer Essen und Sprit jedoch schon. Dann fuhren wir den Highway wieder ein Stueck runter in den Litchfield Nationalpark. Der gefiel uns, obwohl weniger bekannt und viel kleiner, sehr viel besser. Wir uebernachteten erneut auf einem Campingplatz mitten im Wald, hatten tolles Essen, kuehles Bier und ausserdem einen Plunge Pool in Fussweite. Ein Traum! Der Plunge Pool ist ein natuerliches Wasserloch mit zwei Wasserfaellen und wir gingen etliche Male schwimmen. Im Litchfield gibt es im Gegensatz zum Kakadu nicht ueberall Krokodile. Spaeter fuhren wir zu den Wangi Falls und machten einen Walk drumherum. Alles in allem fanden wir den Litchfield viel besser als den Kakadu, weil die Sachen leichter zugaenglich sind und vor allem wohl, weil man dort Schwimmen kann. Das ist sehr wichtig, denn das Klima ist echt aetzend heiss und feucht. Nix trocknet vernuenftig und nachts ist es fast die ganze Zeit nur am plaestern. Also packt man jedes Mal Zelt und Schlafsaecke nass ein und das stinkt bekanntlich, vor allem wenn es gleichzeitig 35 Grad hat. Also kommt eine kleine Abkuehlung zu jeder Zeit gerade recht.

Jetzt waren wir also fast am Ende unserer Tour und wir fuhren nach Darwin rein. Dort quartierten wir uns in der Frogshollow Lodge ein und ich erstellte die Flyer fuer den Autoverkauf, denn fuer eine Woche spaeter hatte ich einen Flug nach Perth gebucht. Also 15 Zettel gedruckt und in jedem Hostel ans schwarze Brett gepinnt und vor Woolworths, Macces und anderen Plaetzen, wo Backpacker vorbeikommen aufgehangen. Erstmal meldete sich tagelang gar keiner auf den Flyer und ich lief rum und korrigierte den Preis ein bisschen nach unten. Ich wollte auf jeden Fall Gewinn machen mit der Karre und so fing ich natuerlich hoch an, denn niemand ist so doof und zahlt die angegebenen, teils horrenden, Preise. Hoffe ich jedenfalls! Und heute meldete sich tatsaechlich ein Australier, der sein eigenes Land bereist und kaufte mir die Karre fuer 1.600 Dollar ab. Da ich sie fuer 1.400 gekauft hatte, bin ich absolut zufrieden. Kaufpreis und kleinere Reparaturen hab ich auf jeden Fall wieder raus. Auf dem Zettel stand zwar 2.250 und vorher sogar 2.750, aber was solls. 1.600 Dollar haben oder nicht haben und ein Auto mehrere Wochen in einer Stadt einfach so rumstehen zu lassen, waehrend ich die Westkueste bereise… da wollte ich es lieber los sein. Morgen fliege ich also nach Perth, wo ich mich mit meinen Eltern treffe und wir reise zusammen im Wohnmobil die Westkueste hoch. Soll toll sein dort, nach dem zu urteilen, was alle einem erzaehlen. Nach der Westkueste werde ich wohl noch mal an die Ostkueste fliegen und ein bisschen arbeiten gehen, bevor ich Anfang Juni nach Hause komme. Simon sucht gerade nach Arbeit in Darwin, hat aber bisher noch nix gefunden.

Montag, 6. Februar 2006

Back in OZ

In Melbourne angekommen quartierte ich mich im Coffee Palace im Stadtteil St Kilda ein. St Kilda ist so was wie das Backpackerviertel Melbournes. Strand, Bars und Cafés liegen alle in Fussweite. Bisher macht Melbourne einen ganz netten Eindruck. Vor allem das Beach Volleyball-Turnier der Frauen war einen Blick wert. Aber Stadt ist Stadt und so werde ich wohl in den naechsten Tagen entweder nach Griffith oder Mildura weiterreisen um wieder Fruitpicken zu gehen und nach zwei Monaten ununterbrochenem Reisen das Konto wieder mal zu fuellen statt zu leeren.

Donnerstag, 2. Februar 2006

The Kiwi Experience

Am 9. Januar flog ich schliesslich nach Auckland, die Hauptstadt Neuseelands. Wer hat was gemerkt? Mööp, falsch! Die Hauptstadt ist das viel beschaulichere Wellington und bis vor etwa 150 Jahren war es das winzige Oertchen Russel weit im Norden in der Bay of Islands, von dem wohl noch niemand ausserhalb Neuseelands je etwas gehoert hat. Meine Bustour mit Kiwi Experience hatte ich bereits von Sydney aus gebucht. Bei Kiwi Experience kauft man einen Pass, der einem erlaubt innerhalb von 12 Monaten eine bestimmte Strecke von A nach B zurueck zu legen. Man kann durch das so genannte Hop-on-hop-off-System an bestimmten Punkten auf der Tagesetappe aussteigen und mit einem Bus an einem anderen Tag die Reise fortsetzen. Oder man bleibt einfach laenger an einem Etappenziel. Um einen spaeteren Bus zu buchen, ruft man einfach bei Kiwi an oder geht auf die Website. Sehr flexibel also dieses System. Fuer mich spielte das zwar nicht so die grosse Rolle, da ich eh nicht viel Zeit haben wuerde. Mein Pass war der so genannte Sheep Dog fuer knapp 600 AUD und konnte mich in minimal 16 Tagen von Auckland nach Christchurch bringen. Am Flughafen in Auckland bekam ich ein kleines Voucherheftchen in die Hand gedrueckt, das eine kostenlose Bay of Islands-Tour mit Kiwi offerierte, wenn man einen Pass im Wert von mehr als 400 NZD kauft. Das hatte ich ja schliesslich und so lief ich, im Hostel angekommen, zunaechst zum Kiwi Office um den Voucher in Anspruch zu nehmen. Ging leider nicht direkt mit dem Bus am naechsten Tag – der war ausgebucht – dafuer aber mit dem darauf. Da Kiwi aber auch einen kostenlosen Auckland Day Trip anbietet, buchte ich den fuer den folgenden Tag. Fuer Programm war also gesorgt.

Der Auckland Day Trip war nichts spektogalaeres, aber immerhin wurde uns die Stadt ein wenig gezeigt und wir konnten ein paar Fotos der Skyline knipsen. Am naechsten Morgen hiess es dann frueh aufstehen um den Bus zur Bay of Islands nicht zu verpassen. Der Bus war nur halbvoll und so hatte jeder zwei Sitze fuer sich, was als echter Luxus angesehen werden kann. So hatten die meisten von uns noch ein kleines Schlaefchen, bevor wir zum Fruehstueck anhielten. Die Fahrer bei Kiwi sind gleichzeitig auch die Tourguides und Organisatoren. So wurden wir bald mit dem System bei Kiwi vertraut gemacht, dass man bequem vom Bus aus sein Hostel sowie alle Aktivitaeten im Zielort buchen kann. Dazu schreibt man einfach seinen Namen auf ein Blatt Papier und kreuzt entsprechende Felder an. Ich schrieb mich fuer das Dolphin Swimming ein und buchte auch gleich mein Hostel, das Pipi Patch. Das Gute ist, dass Kiwi einem die Teilnahme an den gewuenschten Aktivitaeten sowie ein Bett im Hostel garantiert. Angekommen in Paihia Bay in der Bay of Islands, wurden wir sofort zum Wharf gebracht um unser Boot zum Dolphin Swimming zu kriegen. Der Motorkatamaran legte ein gutes Tempo vor und nach gut 2 Stunden Suche, fanden wir bzw. die Crew ein paar Bottlenose Dolphins. Die Tiere machten erstmal ein paar Freudenspruenge als wir ankamen. Sie leben zwar in der Wildnis, sind aber wahrscheinlich doch sehr an taegliche Besuche durch Menschen gewoehnt. Also Fotos und Videos aufgenommen und dann kam die gute Nachricht, dass wir auch mit den Delphinen wuerden schwimmen koennen. Das ist naemlich im Gegensatz zur Sichtung nicht garantiert, da es gesetzlich verboten ist mit Delphinen zu schwimmen, wenn sie Junge dabei haben. War aber nicht der Fall und so wurden uns Masken, Schnorchel und Flossen gegeben und die erste von drei Gruppen sprang ins Wasser. Das Wasser war ziemlich kalt und die Delphine verdammt schnell und irgendwie hatten sie wohl grad keinen Bock mit uns zu spielen und schwammen erstmal davon. Immerhin bin ich aber bis auf ein paar Meter an einen herangekommen. Die zweite und dritte Gruppe hatten mehr Glueck und kamen naeher an die Delphine ran. Trotzdem ein schoenes Erlebnis diese Tiere in der Wildnis zu sehen und sie bei ihren Kunststueckchen zu beobachten. Zurueck im Hostel kam ich auf ein Zimmer mit Gary aus England, der auch beim Dolphin Swimming war, sowie einer Amerikanerin und einem hollaendischen Paeaerchen. Fuer abends hatten wir alle das BBQ fuer 10 Dollar angekreuzt und so zogen wir gemeinsam los. Das Essen war super, vor allem weil man sich um nix kuemmern musste. Danach gings dann noch in die Bar und spaeter an den Strand wo wir ueber Gott und die Welt diskutierten. Spaeter gesellte sich noch ein Kiwi (Neuseelaender) hinzu, der mit seinem Sohn gerade auf Urlaub war. Am naechsten Morgen gings wieder nach Auckland zurueck.

Das war also der Vorgeschmack auf meine Kiwi Experience Tour, denn am 13. Januar gings ja erst richtig los. Diesmal war der Bus proppenvoll. Unser Etappenziel hiess Whitianga. Das wird Fitianga ausgesprochen und bedeutet auch irgendwas in der Maori-Sprache. Das ist sowieso sehr auffallend, dass die Kiwis sich offensichtlich echt bemuehen, die Maoris so gut es geht zu integrieren und gleichzeitig ihre Kultur am Leben zu erhalten. So haben verdammt viele Strassen, Staedte und Regionen Maori-Namen oder manchmal auch zwei Namen, den englischen und den maorischen. Die Integration scheint hier also besser zu klappen als mit den Aboriginies in OZ, die man meistens nur trinkend auf der Strasse sieht, weil sie mit der westlichen Kultur nicht klarkommen und sich offensichtlich auch nicht genuegend oder falsch um sie bemueht wird. Das Bild gibt es in Neuseeland nicht. Die gesamte Maori-Kultur wird durch Erzaehlungen sowie verschiedene Arten von Kunst wiedergegeben. So gibt es beispielsweise Holz- und Knochenschnitzereien sowie Tattoos. Die Tattoos werden meist auf die Schulter taetowiert und erzaehlen einem alles moegliche ueber den Traeger und seine Familie – wenn man sie denn lesen koennte. Eine richtige Schriftsprache gab es naemlich nicht, die heutige Schreibweise ist eine Adaption der Maori-Sprache auf die lateinischen Schriftzeichen, was aber offensichtlich gut klappt. So sehen die Tattoos und Wood sowie Bone Carvings fuer uns Westler also bloss sehr kunstvoll aus.

Aber zurueck nach Whitianga. Dort konnte man eines dieser Bone Carvings (sind aus Kuhknochen) selbst herstellen. Wollte ich unbedingt machen und wir wurden angeleitet, wie wir aus einer vorgeschnittenen Grobform ein hochglaenzendes Schmuckstueck machen konnten. Das lief in verschiedenen Schleif-, Schmirgel- und Polierprozessen ab und war eigentlich ganz einfach. Ich entschied mich fuer das Wellendesign. Daraufhin wurde ich erstmal gefragt, ob es mir denn nix ausmacht, wenn das keine Maori-Bedeutung hat. Alles was wie Angelhaken aussieht, hat eine Maori-Bedeutung. War mir aber egal.

Da unsere Gruppe in zwei verschiedenen Hostels untergebracht war, liefen wir spaeter von unserem Hostel, dem Buffalo Peaks, zur Turtle Cove um die anderen zu treffen und uns bei ein paar Bierchen von der Hostelbar besser kennen zu lernen.

Am naechsten Tag ging es nach Rotorua, dem ersten Highlight auf unserer Tour. Dort wollte ich eigentlich White Water Raften, weil dort der hoechste raftbare Wasserfall (7 Meter) ist, liess mich von unserem Driverguide Pumbaa aber ueberzeugen, dass es besser waere das in River Valley zu machen. Also standen fuer den Aufenthalt in Rotorua nur Luging (wer hat davon schon mal was gehoert) und das Tamaki Maori Village auf dem Plan. Also erklaer ich jetzt wohl mal am besten was Luging ist. Sicherlich hat jeder schon mal von Sommerrodeln zumindest gehoert. Luging ist fast das gleiche – man rollt also durch die Schwerkraft angetrieben in einer kleinen Seifenkiste einen Berg hinab – aber man kann dabei nicht nur bremsen, sondern auch lenken. Erstmal also mit der Gondel hinauf auf den Berg und dann zunaechst auf dem Scenic Track wieder runter. Auf den Advanced Track darf man bei der ersten Abfahrt noch nicht. Dafuer dann bei der zweiten und da geht es dann auch ordentlich bergab. Ein Heidenspass! Und wie sich das fuer Bewohner des Landes der unlimitierten Autobahnen gehoert, verwies ich in einem kleinen Rennen Wales und England auf die nachfolgenden Plaetze. Danach wollten ein paar Leute aus dem Bus Zorben. Was ist das nun schon wieder? Zorbing ist quasi die Adaption dieser kleinen Plastikkugeln fuer Hamster, die verhindern, dass sie in alle Ecken kommen oder die Katze sie frisst, auf den Menschen. Mensch kommt also in Plastikball und rollt Huegel hinunter. Kostete aber fast 40 Dollar fuer vielleicht 15 Sekunden Rollen und so verzichtete ich auf diesen Spass.

Anschliessend wurden wir im Hot Rocks Backpackers einquartiert und schon bald darauf vom Bus zum Maori Village abgeholt. Das Maori Village soll wie der Name vermuten laesst, seinen Gaesten einen Einblick in die Maori-Kultur gewaehren. Zunaechst mussten wir im Waka (das bezieht sich auf jedes Fortbewegungsmittel, in unserem Falle also der Bus) unter lautem Gebruell alle gemeinsam rudern. Dabei tat sich ein Ami als ganz besonders tatkraeftig hervor und so wurde er zum Chief ernannt. Die Chiefs haben die besondere Schluesselposition inne, in einer Zeremonie zu Beginn ihre friedlichen Absichten zu zeigen. Dazu versammelten sich alle Teilnehmer in einem Hof und die 5 Chiefs (fuer jeden Bus einer) in der Mitte. Einer von ihnen wuerde zum Big Chief gewaehlt werden, indem ein Maori-Krieger ihm ein Blatt als Zeichen des Friedens vor die Fuesse legt, welches er aufnehmen muss, betone MUSS. Sonst gibt’s Hackfleisch. Uns wurde zuvor gesagt, dass die Maori-Krieger trotz aller touristischen Show diese Zeremonie sehr ernst nehmen. Daher sollten wir bitte alle in aufrechter Position stehen bleiben, nicht lachen und uns nicht vom Fleck bewegen. Kaum waren wir im Hof versammelt gings auch schon los. Und wie! Grimassenschneidende (die wichtigste Grimasse ist das Herausstrecken der Zunge, was bedeutet, dass sie einen essen wollen; die Maoris waren frueher Kannibalen) und furchterregend geschminkte Krieger kamen aus dem Tor gestuermt und fuehrten unter lautem Gebruell ihren Kriegstanz auf. Die Chiefs mussten das alles in starrer Haltung ueber sich ergehen lassen. Wirklich beeindruckend diese Zeremonie und irgendwie konnte ich danach verstehen, wieso die ersten westlichen Siedler die Maoris zunaechst nur als Wilde ansahen und erstmal die weit ueberlegenen Schusswaffen zogen. Was soll man sonst denken, wenn der Krieger in der Begruessungszeremonie mit dem Speer auf einen losgeht und dabei gefaehrlich nahe kommt? Keiner von uns wagte auch nur zu grinsen, obwohl das Ganze genauso albern wie furchterregend aussah. Ein Asiate wurde dann von dem Maori-Krieger als Big Chief auserwaehlt. Der Arme wagte kaum das Blatt aufzuheben und wich unter deutlichem Zittern erstmal ein paar Schritte zurueck bevor er schliesslich in einer langsamen Bewegung das Blatt aufnahm. Das war also geschafft und wir durften rein, weil wir nun als Freunde anerkannt waren.

In dem Dorf wurden ein paar Szenen von lebenden Maoris dargestellt. Das Fertigen von Roecken aus schilfaehnlichen Blaettern, Taenze, Kampftrainings sowie das Bestellen der Felder waren nur ein paar dieser Dinge. Nach einer Weile wurden wir in das Community House gefuehrt. Wenn man ein Maori-Haus betritt, bedeutet das, man betritt symbolisch den Koerper des Gastgebers. So sind alle Haeuser so gebaut, dass die Dachschraegen die Arme repraesentieren, in dessen Mitte der Kopf eines Ahnen sitzt. Von dort ausgehend repraesentiert der Dachbalken die Wirbelsaeule und die Dachstreben den Brustkorb. In dem Community House wurden uns dann verschiedene Kriegstaenze vorgefuehrt. Wieder gab es viele Grimassen, Zungen und erschreckende Gesichtsverrenkungen zu sehen sowie laute Schreie zu hoeren.

Zum kroenenden Abschluss des Abends wurde die ganze Gruppe in den Speisesaal gebracht. Zum Glueck wurden nicht wir zum Frass freigegeben, sondern wir konnten unsere Loecher im Bauch mit allerlei Delikatessen stopfen. Das war wohl das beste Essen in meiner gesamten Backpackerzeit. Danach gings auch schon wieder zurueck ins Hostel und unser Chief musste noch mal seine Faehigkeiten unter Beweis stellen und ein paar Lieder im Bus anstimmen. Alles in allem ein toller Abend, an dem wir alle viel ueber die Maoris erfahren haben, auch wenn das ganze natuerlich ein bisschen touristisch ist. Etwas sehr interessantes habe ich spaeter noch erfahren. Ich dachte eigentlich, dass die Anfangszeremonie wahrscheinlich nicht ganz so ernst genommen wird, wie die Veranstalter einen glauben machen wollen; dass das ganze also eher dem Zwecke dient den Leuten Angst und das ganze beeindruckender zu machen. Tatsaechlich aber wird sie wohl doch sehr ernst genommen, denn mir erzaehlten zwei Englaender wie sie in den Nachrichten gesehen hatten, dass ein Maori-Krieger einen Chief mit dem Speer ins Gesicht schlug, nachdem dieser gegrinst hatte, und er daraufhin seinen Job verlor. Puenktlich zu unserer Ankunft im Hostel gings auch dort kriegerisch her, als ein ganzes Buendel Leute (vermutlich Pommies) wild aufeinander einschlagend die Treppe der Hostelbar heruntergerollt kam.

Unser Driverguide Pumbaa setzte uns am naechsten Morgen zunaechst beim Thermal Park in Rotorua ab. Dieser Thermal Park ist Schuld daran, dass es in Rotorua manchmal nach faulen Eiern stinkt, denn dort brodelt die Erde. Es gibt dort natuerliche Kochtoepfe, in denen auch heute noch tatsaechlich manchmal gekocht wird, blubbernde Mudpools und wasserspeiende Geysire. Ausserdem durften wir ein paar Wood Carving Meistern bei der Arbeit ueber die Schulter gucken und erfuhren auch detailliert durch eine Live-Demonstration wie die Roecke der Maoris hergestellt werden. Sehr beeindruckt kletterten wir nach etwa zwei Stunden wieder in den Bus. Unser naechstes Ziel war Waitomo. Das heisst uebersetzt Wasserloch und wenn man da war weiss man auch wieso, denn es gibt dort eine Menge unterirdischer Grotten mit Stalagniten, -titen und allem was zu so einer Hoehle dazu gehoert. Das hat sich die neuseelaendische Tourismusindustrie natuerlich zu Nutze gemacht und so werden dort jeden Tag mehrere gefuehrte Touren durch die Hoehlen angeboten. Das Angebot reicht von Erkundungen, die man trockenen Fusses durchfuehren kann, bis zum fuenfstuendigen Black Abyss Black Water Rafting, bei dem man Wasserfaelle erklimmt, von Klippen in die Dunkelheit springt und auf Ringen durch die Hoehlen schwimmt. Haette ich ja schon gerne gemacht, aber man muss ja auch ein bisschen aufs Bankkonto schauen und zwei teure Aktivitaeten an einem Ort waren mir dann doch etwas zu viel, denn ich hatte mich fuer das Quad Biking eingetragen. Das stellte sich als alles andere als ein Fehler heraus. Das ganze fand kurz nach unserer Ankunft in Waitomo noch am gleichen Tag statt. Zum Glueck hatten wir noch Zeit genug unsere Waesche zu waschen und zu trocknen. Damit das etwas billiger kommt, teilte ich mir Maschine und Trockner mit Muki aus Duesseldorf. Ja, auch mit Duesseldorfern kann man teilen!

Aber zurueck zu dem etwas spannenderen Quad Biking. Ein alter Herr kam uns abholen. Pumbaa hatte uns schon gesagt, dass er zwar an die 60 ist, im Herzen aber 16 geblieben ist. Und das stimmte auch. Ohne grosses Drumherum bekamen wir, einmal auf der Farm angekommen, Helme, Stiefel und Anzuege und los gings. Gar nicht so einfach so ein Quad zu lenken, denn man muss sich anders als beim Motorrad oder Fahrrad in der Kurve nach aussen statt nach innen lehnen und das widerspricht wohl so sehr dem gesunden Menschenverstand, dass man es die ersten paar Male einfach immer falsch macht. Das Ergebnis ist, dass man automatisch in die falsche Richtung lenkt. Nach ein paar Minuten hattens dann aber alle raus und wir preschten wie die kleinen Jungen ueber huegelige Schafsweiden und enge Schotterpisten. Einfach phantastisch! Wo Schafsweiden sind, sind natuerlich auch Schafe nicht weit und so jagten wir ein paar der armen kleinen Wollknaeuel ueber die Wiesen. Ein paar Fotostops legten wir natuerlich ein, nicht nur um Fotos von uns auf den Quads zu machen, sondern auch von der wunderschoenen Natur rundherum. Das war, soviel kann ich schon jetzt verraten, definitiv die beste Aktivitaet in ganz Neuseeland. Die Quads toppten einfach alles, was noch kommen sollte.

Abends grillte Pumbaa fuer alle das Fleisch, das wir auf unserem Weg nach Waitomo im Supermarkt gekauft hatten. In Waitomo selber gibt es naemlich fast nix! Das Dorf hat grad mal 50 Einwohner. Unser Bus uebrigens ebenfalls, also verdoppelten wir die Einwohnerzahl mal eben. Nach dem BBQ gings weiter in den oertlichen Pub (egal wie klein der Ort, ein Pub ist immer dort).

Am naechsten Morgen mussten all jene, die das Black Water Rafting machen wollten, sehr frueh aufstehen :P. Ich hatte also noch ein wenig Zeit zum Schlafen, bevor ich hektisch meine ganzen Klamotten in den Rucksack stopfen und zum Bus hechten musste. Das sollte in den naechsten Wochen zur fast taeglichen Gewohnheit werden. Wir acht, die nicht den Hoehlentrip machten, wurden zu einem kleinen Walk gezwungen. Der fuehrte uns zum Ausgang der Hoehle und so sahen wir die Leute vom Black Labyrinth Trip blinzelnd wie die Maulwuerfe aus der Hoehle krabbeln. Im Black Water Rafting Café kriegte jeder, der auf einem Trip war, einen Muffin und Cappuccino umsonst. War ich zwar nicht, aber da ich uebelsten Kohldampf schob, behauptete ich es trotzdem einfach mal. Und das klappte auch. Die Bedienung in dem Café war zwar uebelst langsam – geschlagene 20 Minuten wartete ich auf meinen Cappuccino und einige andere mehr als eine halbe Stunde auf eine Tasse Tee – dafuer war der Cappuccino aber auch verdammt gut.

Um 13 Uhr brachen wir auf nach Taupo. Dort kann man sich zum guenstigsten Preis in ganz NZ freiwillig aus einem Flugzeug stuerzen. Skydiving stand also auf dem Programm, allerdings erst am naechsten Tag, denn den wuerden wir ausnahmsweise mal nicht im Bus verbringen. Da Taupo einen tollen Crater Lake hat, ging ich mit Roman aus Schweden hinunter zum See auf einen kurzen Tauchgang. Wirklich nur kurz, denn das Wasser ist alles andere als warm. Trotzdem eine nette Erfrischung. Abends fand im Hostel mal wieder ein BBQ statt und gut gestaerkt suchten wir uns eine nette Bar in der Stadt. Skydiving ist eine gute Therapie gegen Hangover, dachten wir uns, und so wurde es eine lange Nacht.

Um halb 12 wurden wir, alle noch ein bisschen verschlafen, abgeholt und zum Flugplatz gebracht. Die meisten waren doch etwas aufgeregt, ich nur ein bisschen, da ich ja schon in Mission Beach einen Sprung gewagt hatte. Diesmal war das ganze viel kommerzieller aufgezogen. Alle halbe Stunde etwa kommen knapp zehn Leute dort an, um zu springen. Die Maschine war entsprechend gross und fasste neben dem Pilot sieben Tandems sowie drei Kameramaenner, 18 Leute also. Ich sollte mit Damian springen. Also rein in den Jumpersuit, die Ausruestung angelegt und ab in die Kabine. Das ganze wurde begleitet von einer Kamerafrau, denn in Taupo kriegt man ein kostenloses Video, das einen auf dem Weg zum Flugzeug und bei der Landung zeigt. Will man ein Video, das einen beim Springen zeigt, muss man das doppelte abdruecken, denn schliesslich muss man fuer eine weitere Person zahlen, die mit einem springt und die Kamera fuehrt. War mir dann doch etwas zu teuer. Der Start verlief reibungslos und fuer etwa 20 Minuten konnten wir einfach die Aussicht geniessen bis wir schliesslich die Absprunghoehe von 12.000 Fuss erreichten. Ein Tandem nach dem anderen (manche mit, manche ohne Kameramann) sprang ab. Dann war ich an der Reihe. Wahnsinn diese Beschleunigung. In ungefaehr drei Sekunden erreicht man Tempo 200. Noch schnell ein paar Flips gemacht, bei denen sich einem der Magen umdreht und dann fuer 45 Sekunden den freien Fall geniessen. Das Rauschen der Luft um einen herum ist ohrenbetaeubend, dass man sein eigenes Wort nicht hoeren kann, und doch kommt es einem unglaublich still vor. Die Rundumsicht ist atemberaubend. Unter mir der Lake Taupo, rundherum Waelder und Berge. Alles versuche ich in mir aufzunehmen, bevor Damian bei 5.000 Fuss die Reissleine zieht. Das zeigt direkte Wirkung und mit einem harten Ruck werden wir abgebremst. Nach ein paar Minuten Gleitflug landen wir auf dem Flugplatz wo wir keine halbe Stunde zuvor gestartet waren. Die Kamerafrau nimmt noch schnell ein Gruppenfoto von uns auf und dann werden wir in den Fernsehraum gefuehrt, wo wir begleitet von heiterem Lachen unsere DVD anschauen. Den Rest des Tages verbrachten wir einfach faul am See.

Von Taupo fuhren wir am naechsten Tag nach River Valley zur River Valley Lodge. Der Name trifft den Nagel auf den Kopf, denn ausser einer Lodge am River im Valley gibt es dort nichts. Paradiesisch! Die Dorm Rooms hatten auch ihren eigenen Charme, denn statt Einzel- oder Stockbetten gibt es dort einfach zwei uebereinander angeordnete Liegeflaechen aus acht direkt aneinander liegenden Matratzen. Das Beste war jedoch eine Plattform an einem Seilzug, der ueber den Fluss fuehrte. So konnte man sich also entweder in die Mitte des Flusses oder bis auf die andere Seite zu den Felsen ziehen und ins eiskalte Wasser springen. Zu Abend gab es einen Roast Dinner, der uns gut fuellte. Gut gesaettigt starteten wir den Ring of Fire, ein Saufspiel bei dem jede Karte eine andere Bedeutung hat. Roligt! Danach zockten wir noch ein paar Runden Arschloch und Shithead.

Fruehes Aufstehen war am naechsten Morgen angesagt, denn ich hatte mich fuer das White Water Rafting eingetragen. Der Fluss im River Valley ist ein Grade 5 River, was die hoechste Stufe unter den raftbaren Fluessen darstellt. Danach kommt nur noch Grade 6, was fuer mit-an-Sicherheit-grenzender-Wahrscheinlichkeit-toedlich steht. Niagara-Faelle oder so was also. In einem Uralt-Bus fuhren den Fluss 12 km aufwaerts. Dabei wurden wir eine gute Viertelstunde von einer riesigen Schafsherde aufgehalten, die zwischen zwei Weiden wechselte. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung paddelten wir erstmal gemaechlich los. Die starken Grade 4 und Grade 5 Rapids sollten erst spaeter kommen. Unter lautem Gejohle ging es dann die Stromschnellen herab. Irgendwie hatten wir ein paar Probleme mit rechts und links und machten unseren Guide fast verrueckt, indem wir uns bei den entsprechenden Kommandos jedes Mal in die falsche Richtung lehnten. Trotzdem sind wir angekommen ohne unser Boot auf den Kopf zu drehen. An einer Stelle konnten wir von einem Felsen in den Fluss springen. Ein Heidenspass! Die Natur rundherum ist einfach beeindruckend. Links und rechts vom Fluss erhebt sich die Schlucht um etwa 100 Meter. Alles unberuehrte Natur, da viel zu steil um irgendetwas sinnvolles dort zu betreiben. Noch nicht einmal Kuehe koennten dort aufrecht stehen. Nach etwa zweieinhalb Stunden legten wir direkt vor der Lodge wieder an. Schnell in die heisse Dusche und dann in den Bus, der uns nach Wellington bringen sollte.

Wellington ist, obwohl wie wir nun wissen die Hauptstadt, viel kleiner als Auckland. Gerade einmal 200.000 Einwohner im Vergleich zu 1,5 Millionen. Auckland gilt als das wirtschaftliche Zentrum Neuseelands, Wellington als das kulturelle. Eine schoene Stadt jedenfalls und sehr kompakt. Abends ging ich mit Steve aus England und Roman zum Asiaten essen. Spaeter trafen sich alle in der Hostelbar und wir zogen schon bald weiter in die Stadt, denn in einer der Bars gab es ein Cocktailspecial. Cocktails fuer 4 Dollar.

Der naechste Morgen begann eigentlich erst nachmittags. Denn dann schleppten Simon und ich uns aus dem Hostel zum Te Papa Museum. Vor vier Uhr waren wir nicht da. Leider viel zu spaet wie wir feststellten, denn das Museum schloss schon um 18 Uhr und wir hatten mal gerade ein Stockwerk von dreien sehen koennen. Der Eintritt ist uebrigens umsonst, dafuer kosten ein paar Ausstellungen extra. Wir sahen uns jedoch nur den kostenlosen Teil an. Sehr interessant jedenfalls und gut aufbereitete Informationen ueber die Entstehungsgeschichte der Erde und speziell Neuseelands. Wir erfuhren also eine Menge ueber vulkanische Aktivitaeten und wieso Neuseeland so oft von schweren Erdbeben heimgesucht wird. Abends kletterten wir auf den Mt Victoria, der eine tolle Aussicht auf die Stadt bietet und gingen ausnahmsweise mal frueh ins Bett.

Da Neuseeland ja bekanntlich in eine Nord- und eine Suedinsel gespalten ist, mussten wir am naechsten Tag auf die Faehre. Die bringt einen von Wellington nach Picton. Allerdings verdammt langsam. Drei Stunden dauerte die Ueberfahrt von nur 40 Kilometern. Wir vertrieben uns die Zeit mit Shithead und dem Loeffelspiel. In Picton angekommen, bekamen wir einen anderen Bus, denn die werden nicht mit auf die Faehre genommen. Der Tag fuehrte uns bis nach Nelson, wo wir im Prince Albert unterkamen, das ein kostenloses Wine Tasting fuer uns durchfuehrte. Und was fuer ein Auto stand vor dem Prince Albert? Ein altes Moefchen mit einem riesigen FC Koeln-Aufkleber auf der Motorhaube. Davon musste ich natuerlich ein Foto machen. Spaeter suchten wir uns eine nette Bar. Von der ersten Bar waren wir etwas gelangweilt, also zog ich mit Nick, Alexa und Alexa aus England weiter und wir fanden eine wahre Perle von Pub. Dort konnte man gemuetlich auf der Couch sitzen, der Live-Musik lauschen und dabei mit den Locals ein paar Runden Jenga spielen. Ein Pub mit Gesellschaftsspielen: Eine tolle Sache!

Das naechste Ziel war Westport. Dort gab es nix aufregendes zu tun und ausnahmsweise auch mal kein BBQ oder Roast Dinner. Also kochten wir zur Abwechslung mal selbst. Da im Hostel jede Menge Gewuerze zur freien Verfuegung standen machten wir eine Curry-Chicken-Reispfanne. Spaeter liessen wir den Abend bei irgendeinem dramatischen Drama und Austin Powers II im TV Room ausklingen.

Naechster Stopp war Mahinapua. Vorher jedoch mussten wir in Greymouth fuer die naechsten Tage einkaufen, denn in die Gegend an der Westkueste wo es uns hin verschlagen sollte, gibt es keine Supermaerkte oder jedenfalls nur sehr kleine und teure. Ausserdem stoppten wir bei Salvation Army, einem Second Hand Shop fuer allerlei Kram, hauptsaechlich Kleidung. Warum? Nun, in Mahinapua sollten wir uns alle verkleiden. Das kann man dort ruhig tun, da einen eh keiner sieht, so abgelegen ist es. Spottbillig kauften wir uns also unsere Kostueme und hatten schon bei der Auswahl jede Menge Spass. Ich beschloss fuer einen Abend das Geschlecht zu wechseln und Kellnerin zu spielen. Die passende McDonalds-Kappe fand ich sogar auch noch.

Das Hostel in Mahinapua war ein einzeln stehender Pub mit Wohnkabinen drumherum. Das ganze direkt am wunderschoenen Strand gelegen. Der Besitzer war ein achtzigjaehriger Almoehi. Als erstes liehen wir uns also den Fussball aus und liefen runter zum Strand. In gemischten Teams spielten wir eine Runde gepflegten Beach Soccer. Verdammt, ist das anstrengend die ganze Zeit durch den Sand zu rennen! Die Wellen am Strand waren moerderisch. Trotzdem wagte ich mich ins Wasser und fand mich eine Welle spaeter am Strand wieder. Zurueck im Hostel war Margot, Friseurin aus Holland, gerade dabei Aussie-Barbara die Haare zu schneiden. Da meine sich schon etwas sehr verfilzten, ergriff ich die Gelegenheit sozusagen beim Schopfe und liess mir meine auch etwas kuerzen. Aber wirklich nur minimal. Ein Bier fuer einen professionellen Haarschnitt. Ich denke das ist ein guter Preis. Dann wurde es ernst und wir legten unsere Kostueme an. Simon wollte sich mumifizieren lassen, also halfen wir ihm in sein Klopapier-Kostuem. Ich zwaengte mich in Rock, Top und hochhackige Schuhe (wie koennen Frauen darin nur dauerhaft laufen?). Dann ging die Party los. Zunaechst mit ein paar Trinkspielchen und natuerlich jeder Menge Fotos von den verschiedensten Kostuemen. Ein wirklich aufregender und langer Abend. Definitiv der beste auf der gesamten Tour!

Dann ging es ins Gebirge. Franz Josef hiess unser naechstes Etappenziel. Das liegt am Fusse des gleichnamigen Gletschers und da wollten wir hinauf. Die meisten von uns hatten sich fuer den achtstuendigen Ganztagestrip eingeschrieben. Der Abend davor verlief also entsprechend ruhig und wir staerkten uns mit jeder Menge Pfannekuchen. Mjam!

Im Buero des Veranstalters bekamen wir unsere Ausruestung, die da besteht aus: Windbreaker, Handschuhen und Muetze, dicken Socken sowie Stiefeln mit den passenden Spikes, auch Talons genannt. Dann wurden wir im Bus zum Parkplatz am Gletscher gekarrt. Vom Parkplatz waren es noch mal zweieinhalb Kilometer Fussmarsch bis zum Fusse des Gletschers. Auf dem Weg dorthin erzaehlte unser Guide uns allerlei ueber die Eigenschaften und Entstehung von Gletschern und warum diese in Neuseeland etwas besonderes sind. Neuseeland liegt naemlich eigentlich viel zu nah am Aequator, als dass es dort Gletscher geben koennte. Nimmt man die Nordhalbkugel zum Vergleich liegt es etwa auf der Hoehe Spaniens. Wie kommen nun also Gletscher nach NZ? Das Geheimnis liegt in dem hohen Niederschlag, der im Winter in unglaublichen Massen als Schnee zu Boden geht und sich deshalb den ganzen Sommer ueber halten kann. Dann zogen wir unsere Talons an und es ging an den Aufstieg. Ein weiterer Guide hatte bereits Stufen fuer den ersten Teil unseres Aufstiegs vorbereitet. Das muss jeden Tag aufs neue gemacht werden, da der Gletscher sich mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Tag fortbewegt. Das Gesicht des Gletschers aendert sich also staendig. Der Aufstieg war verdammt steil und brachte uns nach etwa 45 Minuten auf das erste Plateau. Von dort schlug unser Guide uns den Weg je nach Bedingungen spontan in das Eis. Durch steile Eisschluchten, enge Gaenge und gefaehrlich nah an tiefen Eisspalten vorbei schlugen wir uns weiter nach oben durch. Der Gletscher sieht vor allem im unteren Teil nicht sehr aesthetisch, sondern dreckig, aus, da auch viel Geroell mit nach unten transportiert wird. Weiter oben wird das Eis immer weisser und haerter. Die besten Stellen sind natuerlich die mit blauem Eis. Aesthetischer Hoehepunkt unseres Trips war eine gut 20 Meter lange Hoehle aus stahlblauem Eis, durch die wir so gerade hindurch passten. Ruckzuck war die Zeit auch schon um und es ging wieder an den Abstieg. Eine Stunde spaeter standen wir wieder am Fusse des Gletschers. Zur Feier des Tages gingen wir abends in die Blue Ice Bar. Es wurde eine sehr spaete Nacht.

Der naechste Morgen war richtig hart. Wir brachen auf in Richtung Wanaka. Mein Abendessen kam von Subway und nach einmal kurz Planschen im See, fanden sich fast alle vor der Glotze wieder und schauten das In-House-Movie. Das war Wanaka.

Naechstes Ziel war Queenstown, die Stadt, in der man alle Aktivitaeten, die man bisher in NZ gemacht hat, noch mal machen koennte. Allerdings zum doppelten Preis. Ausserdem ist es die Partystadt No. 1 in NZ. Wir kamen fuer teure 25 Dollar pro Nacht in der Discovery Lodge unter, die fuer die meisten von uns fuer vier Tage das Zuhause sein sollte. Die erste Partynacht startete in der World Bar, wurde in der Altitude Bar fortgesetzt und endete schliesslich in der World Bar. Da es Freitag war, war es rammelvoll. Gut so! Wir kamen sogar in den Genuss von einer Stunde Freibier. Dazu mussten wir nur den Namen unseres Fahrers, also Pumbaa, an der Theke nennen.

Am zweiten Abend verabschiedete ich mich schon etwas frueher, denn ich hatte mich fuer den naechsten Tag, den 29. Januar, fuer den Milford Sound Daytrip eingeschrieben. Der startete bereits um 6.45. Mit ein paar anderen verschlafenen Figuren wackelte ich also zum Pick-Up-Point. Was ist also Milford Sound? Milford Sound muesste eigentlich Milford Fiord heissen, denn ein Sound ist ein vom Meer am Ende der Eiszeit ueberflutetes Flussbett, ein Fiord dagegen ein vom Meer am Ende der Eiszeit ueberfluteter Gletscher. Und Milford war nun mal ein Gletscher. Das Wort Fiord kannte man in der englischen Sprache zur Zeit der Namensgebung jedoch noch nicht und so heisst der ehemalige Gletscher immer noch Sound. Ueber Te Anau fuhren wir gut sechs Stunden bis Milford Sound. Natuerlich nicht in einem durch, sondern es wurde etwa alle zehn Minuten ein Fotostopp eingelegt. Die Natur schon auf dem Weg dorthin ist einfach atemberaubend. Schroffe Klippen mit Wasserfaellen, schneebedeckte Gipfel und Fluesse mit einer Faerbung zwischen kristallklar und eisblau. Das Wetter war, wie ueberhaupt fast die gesamte Zeit in NZ, blendend. Besser konnte man es sich nicht wuenschen. Dann kamen wir am Fiord an, bekamen unsere Tickets fuer die Faehre und schipperten gut zwei Stunden in der engen Schlucht herum. Die hoechsten Berge seitlich des Fiords treffe fast im 90-Grad-Winkel aus einer Meile Hoehe aufs Wasser. Ein paar Seerobben sonnten sich gerade auf einem Felsen und posierten gerne fuer die Kameras. Unberuehrte Natur, wie man sie wohl nur noch an wenigen Orten der Erde vorfindet. In Milford Sound gibt es naemlich ausser dem kleinen Hafen und dem Flugplatz nichts. Kein Dorf, keine Bewohner, nix! Und die Berge direkt am Fiord sind eh viel zu steil um dort Zweibeiner hinaufzuschicken. Wir liessen uns sagen, dass Milford bei stroemendem Regen genauso beeindruckend ist wie bei strahlendem Sonnenschein. Dann naemlich kommen tosende Wassermassen in Form von tausenden Wasserfaellen die Klippen hinuntergeschossen. Nach der Bootstour fuhren wir fast in einem durch bis nach Queenstown zurueck.

Fuer den naechsten Tag hatten Simon und ich uns vorgenommen uns Mountainbikes zu leihen. Fuer 25 Dollar war man fuer 4 Stunden dabei. Wir waehlten eine Strecke am See entlang. Das erste Stueck war langweilig, dann aber wurde der Pfad schmaler und schmaler, fuehrte ueber Steine, an steilen Abhaengen und nah an Baeumen vorbei. Da es ein heisser Tag war, sprangen wir zweimal in den eiskalten See um ein bisschen Abkuehlung zu bekommen. Anschliessend goennten wir uns wieder mal einen Sandwich von Subway.

Endziel zumindest meiner Reise war Christchurch. Dort kamen wir am 31. Januar an. Christchurch ist mit 400.000 Einwohnern die bevolkerungsreichste und gleichzeitig auch die zurzeit am schnellsten wachsende Stadt der Suedinsel. Wenn man dort ist, weiss man warum. Ein wirklich schoenes Staedtchen mit netten Bars und einem tollen Zentrum. Die allerletzte Abschiedsparty stand also an, bevor die meisten entweder woanders hinfloegen, wie ich nach Melbourne, oder ein paar wenige weiterreisten nach Auckland. Am 2. Februar endete mein Neuseeland-Abenteuer und nachmittags machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Goodbye New Zealand!

Montag, 9. Januar 2006

Silvester in Sydney

Am Morgen des 28. Dezembers kamen wir in Sydney an. Bis auf ein paar Stunden war Fabi fast die ganze Zeit gefahren, da australische Strassen irgendwie einen unglaublich einschlaefernden Effekt auf mich haben und ich nicht noch einen Aussenspiegel riskieren wollte. Dann ging die Hostelsuche in Kings Cross los, denn wir hatten uns vorher um nix gekuemmert und es stand ja Silvester vor der Tuer. Das heisst in Sydney eigentlich, dass alles ausgebucht ist. Wir glaubten einfach an unser Glueck und ausserdem wussten wir, dass wir bei ein paar Freunden aus Home Hill auf einem Campingplatz uebernachten koennten, Gesetz dem Falle wir faenden nichts. Ein Hostel hatte ein freies Bett vom 30. Dezember an. Also reservierte ich das schon mal und bat die Hostelbesitzerin sofort anzurufen, falls noch ein zweites frei wuerde. Der Campingplatz war also fuer die naechsten zwei Tage erstmal unser Zuhause. War ganz nett dort, aber die Anbindung an die Stadt war ausgesprochen miserabel und wir wollten an Silvester unbedingt im Zentrum sein. In Fußweite zum Geschehen sozusagen. Am 30. kam dann auch der erhoffte Anruf, dass ein zweites Bett im Hostel frei geworden war und so zogen wir beide in die Stadt um. Damit hatten wir wohl ziemliches Glueck, denn etliche Leute fanden nix mehr. Noch viel groesseres Glueck war, dass wir fuer eine Nacht im Hostel bloss 20 Dollar zahlen mussten, da naemlich fast alle Hostels die Preise saftig erhoeht hatten. Unter 30 bekam man eigentlich nix und einige Hostels wollten gar 50 oder 60 Dollar die Nacht. Naja, Angebot und Nachfrage und so, ne… Die Besitzer von unserem fanden diese Politik einfach bloed. Sehr sympathisch, daher hier die empfehlende Erwaehnung vom Traveller’s Rest. Gutes Hostel und sehr familiaer gefuehrt!

Traveller’s Rest wurde deshalb auch mein Zuhause bis zum 9. Januar, denn an dem Tag sollte ich nach Auckland, Neuseeland fliegen. Urspruenglich gebucht hatte ich den 19. Dezember, entschied dann jedoch Neujahr in Sydney nicht zu verpassen, da einfach jeder, den wir irgendwo kennen gelernt hatten, da sein wuerde. Man kann es manchmal gar nicht glauben, dass man die Leute alle wieder trifft. Schliesslich ist Sydney eine Grossstadt mit 4 Millionen Einwohnern und speziell an Silvester mit wahrscheinlich noch mal so vielen Touris, aber trotzdem laufen einem staendig bekannte Gesichter ueber den Weg. Am Abend vor Silvester waren wir auf einer Geburtstagsparty eingeladen, denn Franzi wurde 21 Jahre alt. An Silvester! Unglaublich! Bombig! Wicked!

An Silvester trafen wir uns mit fast allen von der Party im Hyde Park wieder, um zu besprechen, wo wir feiern wollten. Natuerlich wollten wir eine gute Sicht auf das Feuerwerk haben. Die Wahl ist gar nicht so einfach, wenn staendig irgendwelche neuen Geruechte die Runde machen, dass es an diesem und jenem Aussichtspunkt bereits hoffnungslos ueberlaufen ist. Die meisten Leute wollten nach Macquarie’s Point, denn von dort hat man die beste Sicht auf Opera House und Harbour Bridge. Dorthin konnte man jedoch keinen Alkohol hin mitnehmen und wir hatten uns bereits kraeftig eingedeckt. Also entschied sich ein Grossteil von uns fuer Embarkation Park, einen deutlich kleineren Park hinter Macquarie’s Point. Dort lungerten wir dann ab etwa 15 Uhr nachmittags rum und warteten und warteten und warteten… Was sich langweilig anhoert war eigentlich ganz spassig, da unglaublich viele bekannte Gesichter dort waren. Unter anderem trafen wir drei bekannte aus Home Hill wieder. Naemlich Dominik, Julian und Mathias aus Koeln. Das erste Feuerwerk gab’s bereits um 21 Uhr. Das ist zum einen dem Fakt zu verdanken, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder an Silvester vor Mitternacht ins Bett stecken. So sehen die Kleinen also auch ein Feuerwerk. Zum anderen ist der australische Nationalstolz daran Schuld, denn nur durch diesen kleinen Trick schafft es Sydney die weltweit erste Stadt mit Feuerwerk zu sein. Sonst koennte einem ja Tongo Bongo Island oder Auckland die Schau stehlen. Das Feuerwerk in Sydney war zwar ganz nett, aber halt irgendwie auch nur ein Feuerwerk wie jedes andere. Ob nun die Harbour Bridge oder der Dom im Hintergrund zu sehen ist, macht eigentlich nicht so den ganz grossen Unterschied. Finde ich! Spass gemacht hats allemal. Leider musste ich am naechsten Morgen feststellen, das ich mein Handy im Suff verloren hab. Die polizeiliche Suche ergab auch nix. Weg is weg! Also kaufte ich mir ein neues – das billigste. Mit dem kann man sogar wirklich nur telefonieren und SMS schreiben.

Nach Silvester trafen wir auch Alex und Marcus wieder, die ganz am Anfang vor inzwischen gut 5 Monaten zusammen mit uns angekommen waren. Also setzten wir uns zusammen fuer ein paar stille Bierchen und ein paar Runden Pool. Am 4. Januar brach Fabi mit ein paar Leuten nach Melbourne auf. Die verbleibenden Tage verbrachte ich meist mit den Leuten aus meinem Hostel. Wir schafften es sogar ein Fussballspiel zu organisieren – und das in Australien, wo nur ein verschwindend kleiner Anteil der Bevoelkerung diesen Sport praktiziert. Aber schliesslich waren die meisten ja aus Deutschland, Frankreich oder Belgien. Sydney ist eine verdammt schoene Stadt, hat aber den Nachteil, dass man einfach viel zu viel Geld ausgibt und hinterher gar nicht so genau weiss, wo es geblieben ist.

Dienstag, 27. Dezember 2005

Die Kueste wieder runter

Ich hatte aufgehoert damit, dass unser letztes Wochenende in Home Hill vor der Tuer stand. Noch einmal also feiern mit all den Leuten, die fuer uns in den letzten zwei Monaten so etwas wie eine zweite Familie geworden sind. Ich kann euch sagen, wir haben es richtig krachen lassen! Der Sonntag war also ein richtig verpennter Tag, nachdem fast keiner vor 5 ins Bett gekommen ist. Da wir fuer Montag unseren Tauchgang am Yongala Shipwreck vor der Kueste der Nachbarstadt Ayr gebucht hatten, blieben wir die Nacht auf Montag auch noch in Home Hill. Bezahlt haben wir dafuer nicht, denn es kostet nur 95 Dollar, wenn man fuer eine Woche im Voraus zahlt, jedoch 20 Dollar pro Einzelnacht und unsere Woche war am Sonntag abgelaufen. Also haben wir uns einfach unauffaellig wieder in unsere Betten gelegt und keiner hat’s gemerkt oder es war einfach egal, denn das Hostel war eh nur noch halbvoll bzw. -leer.

Montagmorgen fuhren wir mit Sven also zum Strand von Ayr. Da Ayr etwas im Landesinneren liegt, sind es bis dahin noch mal gut 10 Kilometer. Dann sahen wir das Boot. Ein monstroeses Schlauchboot mit zwei riesigen 250 PS-Aussenbordern. Praedikat: Beeindruckend! Kurzes Briefing, Ausruestung geschnappt und im 4WD runter zum Strand. Dann ging es in einem Affenzahn raus aufs Meer. Gut 40 Minuten brauchten wir bis zum Schiffswrack. Wir legten unsere Ausruestung an und dann waren wir auch schon im Wasser. Da Fabi und ich nur ein Open Water-Tauchzertifikat (bis 18 Meter) haben, musste ein Dive Instructor mit uns runter, denn die Yongala liegt in 14-28 Metern Tiefe. Ausserdem herrscht dort eine starke Stroemung, weshalb man sich beim Abstieg staendig an einem Seil festhalten muss. Was wir dann sahen, uebertraf unsere Erwartungen. Das Wrack ist uebersaet mit Korallen und ein einziger riesiger Fischschwarm aus kleinen Fischchen schwimmt staendig um das Wrack herum. Einfach Wahnsinn durch diesen Schwarm durchzutauchen. Schwaerme von grossen Fischen gibt es natuerlich auch. Ausserdem sahen wir eine Seeschlange und streichelten sie auch. Anschliessend erzaehlte uns unser Dive Instructor, dass wir gerade die viertgiftigste Schlange der Erde gehaendelt haben. Oops! Eine riesengrosse Qualle mit enormen Tentakeln schwamm auch um das Wrack herum. Auf dem Weg zurueck nach oben mussten wir zwei Stopps bei 10 und 5 Metern einlegen. Das ist eine der Besonderheiten eines Tauchgangs tiefer als 18 Meter.

Dann war der erste Tauchgang vorueber und wir bekamen einen Snack. Der bekam mir anscheinend gar nicht gut, den ploetzlich fuehlte ich mich seekrank. Ich fragte einen der Guides was man dagegen machen kann und bekam zur Antwort: „Nix! Lass es einfach raus!“ Tat ich dann auch – acht Mal! Zum Glueck konnten wir bald wieder ins Wasser fuer den zweiten Tauchgang. Der war nicht minder beeindruckend wie der erste. Ausser den vielen Fischen und der Qualle sahen wir diesmal auch ein paar Riesenschildis. Einfach putzig diese Viecher. Und so langsam! Ein tolles Taucherlebnis, das zurueck an Land mit einem BBQ beendet wurde. Das hatte ich auch bitter noetig, denn in meinem Magen war nichts zurueck gelassen worden. Die drei anderen Taucher waren uebrigens alle Dive Instructor und erklaerten uns fuer verrueckt, dass wir einen der besten Tauchgaenge ueberhaupt schon so frueh machen. Aber wer weiss wie oft man in seinem Leben noch nach Ayr kommt…

Nachmittags sind wir dann nach Airlie Beach aufgebrochen und fuehlten uns auch direkt wieder heimisch in der Stadt, wo wir vor ein paar Monaten schon mal fuer eine Woche waren. Wieder uebernachteten wir im Auto auf demselben Parkplatz. Im Unterschied zu unserem letzten Aufenthalt, als wir dort eine Woche ungestoert von jeglichen City Rangern und mit etlichen anderen Backpacker uebernachten konnten, wurden wir an diesem Morgen unsanft geweckt und gebeten unseren Schlafplatz zu raeumen, sonst muessten wir loehnen – und zwar nicht zu knapp. Die „No Camping“-Schilder hatten wir natuerlich nicht gesehen.

Der eigentliche Zweck unseres Aufenthalts in Airlie war aber, dass wir zwei deutsche Maedels von dort bis Sydney mitnehmen wollten, die auch in Home Hill waren. Haetten wir doch bloss auf all die Leute gehoert, die uns die schlimmste Zeit unseres Lebens mit den beiden prophezeit hatten. Sie haben Recht behalten, es war der Horror und wir haben das ganze nur mit ganz viel Selbstmitleid und kaltem Effizienzstreben (es ist halt billiger, wenn man sich den Sprit mit 4 Leuten teilt) durchgehalten. Keine Ahnung mehr, wie oft wir am Rande davon waren, einfach abzuhauen. Naja, in Sydney wurden wir sie zum Glueck endlich los. Leider erst nach ueber zwei Wochen unendlicher Qualen.

Unser erster Zwischenstopp auf dem Weg nach Sueden war Noosa, wo wir uns fuer zwei Naechte auf dem Campingplatz einbuchten. Auf dem Weg nach Noosa hat Sven dann ungluecklicherweise drei Viertel seines Rechten Aussenspiegels (Ja, in Australien ist das auf der Fahrerseite) verloren, weil ich um ungefaehr 4 Uhr morgens nach einer unglaublich schlechten Nacht (wir mussten, da zu viert, sitzend schlafen) auf irgendeinem Rastplatz einige hundert Kilometer vor Noosa, meinte mal probieren zu muessen, wie es so ist beim Fahren ein kleines Nickerchen zu machen. Der Aussenspiegel wurde also Opfer eines Begrenzungspostens in der Mitte zwischen beiden Fahrbahnen (weiss der Teufel wer die Teile ZWISCHEN zwei Fahrbahnen setzt). Leichtes Gegenlenken kam leider zu spaet, denn ich war einen Bruchteil einer Sekunde vorher durch das Ruetteln der „Audible Lines“ wieder wach geworden. Naja, es haette schlimmer ausgehen koennen und so war es nur der Aussenspiegel. Aber zurueck zum Thema: Noosa war dann nicht nicht so der Knaller und so fuhren denn auch weiter nach Brisbane nach unseren zwei Tagen dort.

In Brisbane wohnten wir im Homestead ein wenig ausserhalb vom Zentrum. Einfach deshalb weil es billiger war und auch gar nicht mal schlecht. Man haette vom Toilettenboden essen koennen, so sauber war der. Versucht haben wir es dennoch nicht. Nachteil von diesem Hostel war nur, dass wir spaetestens um 11 Uhr das Gelaende raeumen mussten, da wohl irgendwelche Nachbarn staendig wegen Ruhestoerung Stress gemacht haben und versuchen das Hostel zu schliessen. Ergebnis war dann, dass alle direkt vor der Einfahrt zum Hostel auf der Strasse sassen. Denn damit hatte das Hostel ja nix mehr mit uns zu tun und koennte nicht belangt werden. Was total schrecklich klingt, entpuppte sich als gar nicht mal so schlecht, weil dadurch irgendwie alle versuchten das beste aus der Situation zu machen. Also ging die Party halt auf der Strasse weiter und spaeter in einem Nachbarhaus, wo gerade eine Hausparty im Gange war und so wurden wir Backpacker einfach hereingebeten. War wohl vorher etwas zu leer auf der Hausparty. In der Kueche, die auf dem Weg zum Klo lag, fand grad irgendeine Diskussion kommunistischer Ideen zwischen ein paar baertigen Marxisten statt, wie ich auf meinem Toilettengang feststellte. Das Haus war genial gebaut, da die Gerage komplett offen war zum Wohnzimmer. Wohngarage sozusagen. Ein paar Tage spaeter war dann im Nachbarhaus auf der anderen Seite vom Hostel eine weitere Hausparty, die aber nicht so der Knaller war. Also verdufteten wir schon bald. Brisbane an sich war eigentlich nur eine weitere Grossstadt und erinnerte uns sehr an Sydney, nur in klein. Erstaunlich war, dass es tagelang wie aus Eimern goss. Damit hatten wir nun nicht gerechnet.

Als letztes Etappenziel auf unserem Weg nach Sydney stand Byron Bay, das Backpacker-Mekka der Ostkueste, welches wir auf unserem Weg nach Norden ja komplett ausgelassen hatten, auf dem Plan. Dort ankommen sollten wir mit einiger Verspaetung, denn Sven liess uns das erste Mal nach 10.000 weitgehend reibungslosen Kilometern ernsthaft im Stich. Nach nur wenigen Kilometern Fahrt erlitt sein Herz mitten auf einer viel befahrenen Kreuzung Brisbanes einen Stillstand. Wiederbelebungsversuche durch einen direkt herbeigeschafften Devilibrator (Jumpstarter) blieben ergebnislos. Die Karre sprang nicht mehr an. Nachdem wir alle Werkstaetten in der Umgebung abgeklappert hatten (waren alle so beschaeftigt, dass wir ein paar Tage haetten warten muessen), blieb uns nichts anderes uebrig als den RACQ (ADAC) zu rufen. Allein das Kommen und Gucken kostete schon mal 88 Oecken, denn wir waren leider zu geizig gewesen, um uns eine Mitgliedschaft zu holen. Schuld am Herzaussetzer war der Distributor, erzaehlte uns Mechaniker I. Der Coil (fragt mich nicht was das ist) sei es nicht, der sei neu. Er rief uns dann ein weiteres RACQ-Fahrzeug von der Rapid Parts Abteilung mit dem passenden Ersatzteil. Der Wechsel sollte 300 Dollar kosten. Mechaniker II von Rapid Parts kam auch schon bald und meinte es koennte sowohl der Coil wie auch der Distributor sein. Koenne man nicht so genau sagen. Er bot uns an, erstmal den Coil zu wechseln und zu sehen was passiert. Wenns daran nicht laege, wuerd er ihn wieder ausbauen und einen neuen Dizzy einsetzen. Der Coil war ausserdem billiger, also sagten wir JA. Zwei Minuten spaeter erwachte Svens Herz zu neuem Leben und zwar besser als je zuvor. Die Sache war also klar, es lag am Coil! Problem geloest, gezahlt und ab nach Byron.

Wir wussten, dass es dort voll sein wuerde, denn es war ja Weihnachten. Leider nahm der Campingplatz, auf dem wir bleiben wollten, keine Reservierungen an und so kam es, dass wir fuer die erste Nacht keinen Schlafplatz hatten und mal wieder im Auto auf der Strasse pennen mussten. Morgens um halb 7 wurden wir auch hier wieder unsanft durch einen Ranger geweckt. War aber halb so wild, da wir eh um die Zeit aufstehen wollten, um direkt morgens einen frei gewordenen Zeltplatz zu ergattern. Klappte denn auch wie gewuenscht und wir bauten unser Zelt auf. Auf einem kleinen Cruise durch die Stadt bekamen diesmal WIR fast einen Herzinfarkt, denn Svens Herz stoppte erneut. War ein bisschen ausserhalb und so riefen wir mal wieder den ADAC, der hier jetzt NRMA heisst, weil wir in New South Wales und nicht mehr in Queensland waren. Also noch mal fuers Kommen loehnen (auch der Tarif ist hier anders, diesmal erleichterte man uns um 77 Dollar). Sven musste abgeschleppt werden und zur naechsten Werkstatt gebracht werden. Mit ein bisschen Galgenhumor dachten wir uns, dass man ja alles mal mitgemacht haben muss. Bis nachmittags wuerde Sven wieder fit sein. War denn auch so und mit einem neuen Dizzy schlug sein Herz wieder.

Der Campingplatz auf dem wir in Byron waren, ist eigentlich eher ein Hostel, auf dessen Gelaende man auch campen kann. Heisst uebrigens Arts Factory Lodge und liegt zwar ein bisschen ausserhalb vom Stadtzentrum, was aber kein Problem darstellt, da nachts bis 4 Uhr morgens alle 5 Minuten ein Bus von der Stadt zum Hostel und zurueck verkehrt. Die Arts Factory ist ein Musterbeispiel fuer die Organisation von Aktivitaeten wie Volleyball oder Pool Competitions, etc. pp. Die Stimmung im Hostel und in Byron ist durch die nahgelegene Hippie-Hochburg Nimbin ein bisschen alternativ. Was das genau heisst, kann sich jeder selbst ausmalen. Byron ist ein prima Pflaster zum Ausgehen und faul am Strand liegen. Und natuerlich zum Surfen! Wir wollten es natuerlich auch mal ausprobieren und dachten uns es waere vielleicht besser einen kleinen eintaegigen Surfkurs zu belegen um die Technik vermittelt zu bekommen. Vier Stunden fuer 40 Dollar war das guenstigste Angebot. Niemals den guenstigsten Surfkurs in Byron nehmen! Der Surflehrer war ein absoluter Freak. Verwirrt bis zum geht nicht mehr und ein Gerard Depardieu-Verschnitt. Sah genauso so aus und bewegte sich auch so. Das Surfen klappte zwar direkt im ersten Anlauf, was aber nichts heisst, da die Boards RIESIG waren (9 Feet oder 3 Meter lang). Naja, die Technik wie man sich aufschwingt und steht zeigte er uns zwar, aber nach ungefaehr einer Stunde im Wasser verschwand er und wir plantschten die naechsten zwei Stunden allein dort rum. Spass gemacht hats trotzdem. Der groesste Spass blieb aber Gerard zuzuschauen.

Weihnachten in Byron war irgendwie komisch. Trotz allergroesster Muehe kommt bei ueber 30 Grad (auch nachts) einfach nicht so die Weihnachtsstimmung auf. So sassen wir den Abend zusammen und lauschten den Klaengen von Bongos und Didgeridoos.

Am letzten Tag in Byron trafen wir dann Eduardo aus Brasilien wieder, der gerade mit zwei Maedels aus Amiland aus Surfer’s Paradise kam. Da sie als erstes nach Nimbin wollte, aenderten wir unsere Plaene kurzfristig und kamen auch noch mit, bevor wir abends nach Sydney aufbrachen. Eigentlich wollten wir ja nicht noch mal nach Nimbin, da uns das Oertchen, das wir vor ein paar Monaten auf unserem Weg nach Norden schon einmal besucht hatten, nicht so zuesagt hatte. Aber irgendwie hatten wir auch keinen Bock auf Strand und so reisten wir also ein zweites Mal in der Zeit zurueck nach ’69. Diesmal fanden wir die Stadt viel einladender vor. Die Strassen waren voll mit Touris und Hippies und es herrschte eine freundliche Stimmung. Nach ein paar Stuendchen gings wieder zurueck. Noch schnell unser Essen aus dem Hostelkuehlschrank geschnappt und dann gings ab in Richtung Sydney. Wir wollten deshalb bei Nacht fahren, da es einfach kuehler ist und man so ausserdem eine Uebernachtung im Hostel spart. In irgendeiner Stadt auf dem Weg nahmen wir einen kleinen Mitternachtssnack. Ich kaufte mir den ekeligsten Hot Dog, der je hergestellt wurde.

David Down Under

August 2005 - Mai 2006
Kangaroo Road Sign
Neun Monate Work & Travel in Australien und Neuseeland. Alle, die an meinen Erlebnissen teilhaben wollen, finden hier kurze Berichte und Fotos über meine Reise ans andere Ende der Welt.

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