Die Kueste wieder runter
Ich hatte aufgehoert damit, dass unser letztes Wochenende in Home Hill vor der Tuer stand. Noch einmal also feiern mit all den Leuten, die fuer uns in den letzten zwei Monaten so etwas wie eine zweite Familie geworden sind. Ich kann euch sagen, wir haben es richtig krachen lassen! Der Sonntag war also ein richtig verpennter Tag, nachdem fast keiner vor 5 ins Bett gekommen ist. Da wir fuer Montag unseren Tauchgang am Yongala Shipwreck vor der Kueste der Nachbarstadt Ayr gebucht hatten, blieben wir die Nacht auf Montag auch noch in Home Hill. Bezahlt haben wir dafuer nicht, denn es kostet nur 95 Dollar, wenn man fuer eine Woche im Voraus zahlt, jedoch 20 Dollar pro Einzelnacht und unsere Woche war am Sonntag abgelaufen. Also haben wir uns einfach unauffaellig wieder in unsere Betten gelegt und keiner hat’s gemerkt oder es war einfach egal, denn das Hostel war eh nur noch halbvoll bzw. -leer.
Montagmorgen fuhren wir mit Sven also zum Strand von Ayr. Da Ayr etwas im Landesinneren liegt, sind es bis dahin noch mal gut 10 Kilometer. Dann sahen wir das Boot. Ein monstroeses Schlauchboot mit zwei riesigen 250 PS-Aussenbordern. Praedikat: Beeindruckend! Kurzes Briefing, Ausruestung geschnappt und im 4WD runter zum Strand. Dann ging es in einem Affenzahn raus aufs Meer. Gut 40 Minuten brauchten wir bis zum Schiffswrack. Wir legten unsere Ausruestung an und dann waren wir auch schon im Wasser. Da Fabi und ich nur ein Open Water-Tauchzertifikat (bis 18 Meter) haben, musste ein Dive Instructor mit uns runter, denn die Yongala liegt in 14-28 Metern Tiefe. Ausserdem herrscht dort eine starke Stroemung, weshalb man sich beim Abstieg staendig an einem Seil festhalten muss. Was wir dann sahen, uebertraf unsere Erwartungen. Das Wrack ist uebersaet mit Korallen und ein einziger riesiger Fischschwarm aus kleinen Fischchen schwimmt staendig um das Wrack herum. Einfach Wahnsinn durch diesen Schwarm durchzutauchen. Schwaerme von grossen Fischen gibt es natuerlich auch. Ausserdem sahen wir eine Seeschlange und streichelten sie auch. Anschliessend erzaehlte uns unser Dive Instructor, dass wir gerade die viertgiftigste Schlange der Erde gehaendelt haben. Oops! Eine riesengrosse Qualle mit enormen Tentakeln schwamm auch um das Wrack herum. Auf dem Weg zurueck nach oben mussten wir zwei Stopps bei 10 und 5 Metern einlegen. Das ist eine der Besonderheiten eines Tauchgangs tiefer als 18 Meter.
Dann war der erste Tauchgang vorueber und wir bekamen einen Snack. Der bekam mir anscheinend gar nicht gut, den ploetzlich fuehlte ich mich seekrank. Ich fragte einen der Guides was man dagegen machen kann und bekam zur Antwort: „Nix! Lass es einfach raus!“ Tat ich dann auch – acht Mal! Zum Glueck konnten wir bald wieder ins Wasser fuer den zweiten Tauchgang. Der war nicht minder beeindruckend wie der erste. Ausser den vielen Fischen und der Qualle sahen wir diesmal auch ein paar Riesenschildis. Einfach putzig diese Viecher. Und so langsam! Ein tolles Taucherlebnis, das zurueck an Land mit einem BBQ beendet wurde. Das hatte ich auch bitter noetig, denn in meinem Magen war nichts zurueck gelassen worden. Die drei anderen Taucher waren uebrigens alle Dive Instructor und erklaerten uns fuer verrueckt, dass wir einen der besten Tauchgaenge ueberhaupt schon so frueh machen. Aber wer weiss wie oft man in seinem Leben noch nach Ayr kommt…
Nachmittags sind wir dann nach Airlie Beach aufgebrochen und fuehlten uns auch direkt wieder heimisch in der Stadt, wo wir vor ein paar Monaten schon mal fuer eine Woche waren. Wieder uebernachteten wir im Auto auf demselben Parkplatz. Im Unterschied zu unserem letzten Aufenthalt, als wir dort eine Woche ungestoert von jeglichen City Rangern und mit etlichen anderen Backpacker uebernachten konnten, wurden wir an diesem Morgen unsanft geweckt und gebeten unseren Schlafplatz zu raeumen, sonst muessten wir loehnen – und zwar nicht zu knapp. Die „No Camping“-Schilder hatten wir natuerlich nicht gesehen.
Der eigentliche Zweck unseres Aufenthalts in Airlie war aber, dass wir zwei deutsche Maedels von dort bis Sydney mitnehmen wollten, die auch in Home Hill waren. Haetten wir doch bloss auf all die Leute gehoert, die uns die schlimmste Zeit unseres Lebens mit den beiden prophezeit hatten. Sie haben Recht behalten, es war der Horror und wir haben das ganze nur mit ganz viel Selbstmitleid und kaltem Effizienzstreben (es ist halt billiger, wenn man sich den Sprit mit 4 Leuten teilt) durchgehalten. Keine Ahnung mehr, wie oft wir am Rande davon waren, einfach abzuhauen. Naja, in Sydney wurden wir sie zum Glueck endlich los. Leider erst nach ueber zwei Wochen unendlicher Qualen.
Unser erster Zwischenstopp auf dem Weg nach Sueden war Noosa, wo wir uns fuer zwei Naechte auf dem Campingplatz einbuchten. Auf dem Weg nach Noosa hat Sven dann ungluecklicherweise drei Viertel seines Rechten Aussenspiegels (Ja, in Australien ist das auf der Fahrerseite) verloren, weil ich um ungefaehr 4 Uhr morgens nach einer unglaublich schlechten Nacht (wir mussten, da zu viert, sitzend schlafen) auf irgendeinem Rastplatz einige hundert Kilometer vor Noosa, meinte mal probieren zu muessen, wie es so ist beim Fahren ein kleines Nickerchen zu machen. Der Aussenspiegel wurde also Opfer eines Begrenzungspostens in der Mitte zwischen beiden Fahrbahnen (weiss der Teufel wer die Teile ZWISCHEN zwei Fahrbahnen setzt). Leichtes Gegenlenken kam leider zu spaet, denn ich war einen Bruchteil einer Sekunde vorher durch das Ruetteln der „Audible Lines“ wieder wach geworden. Naja, es haette schlimmer ausgehen koennen und so war es nur der Aussenspiegel. Aber zurueck zum Thema: Noosa war dann nicht nicht so der Knaller und so fuhren denn auch weiter nach Brisbane nach unseren zwei Tagen dort.
In Brisbane wohnten wir im Homestead ein wenig ausserhalb vom Zentrum. Einfach deshalb weil es billiger war und auch gar nicht mal schlecht. Man haette vom Toilettenboden essen koennen, so sauber war der. Versucht haben wir es dennoch nicht. Nachteil von diesem Hostel war nur, dass wir spaetestens um 11 Uhr das Gelaende raeumen mussten, da wohl irgendwelche Nachbarn staendig wegen Ruhestoerung Stress gemacht haben und versuchen das Hostel zu schliessen. Ergebnis war dann, dass alle direkt vor der Einfahrt zum Hostel auf der Strasse sassen. Denn damit hatte das Hostel ja nix mehr mit uns zu tun und koennte nicht belangt werden. Was total schrecklich klingt, entpuppte sich als gar nicht mal so schlecht, weil dadurch irgendwie alle versuchten das beste aus der Situation zu machen. Also ging die Party halt auf der Strasse weiter und spaeter in einem Nachbarhaus, wo gerade eine Hausparty im Gange war und so wurden wir Backpacker einfach hereingebeten. War wohl vorher etwas zu leer auf der Hausparty. In der Kueche, die auf dem Weg zum Klo lag, fand grad irgendeine Diskussion kommunistischer Ideen zwischen ein paar baertigen Marxisten statt, wie ich auf meinem Toilettengang feststellte. Das Haus war genial gebaut, da die Gerage komplett offen war zum Wohnzimmer. Wohngarage sozusagen. Ein paar Tage spaeter war dann im Nachbarhaus auf der anderen Seite vom Hostel eine weitere Hausparty, die aber nicht so der Knaller war. Also verdufteten wir schon bald. Brisbane an sich war eigentlich nur eine weitere Grossstadt und erinnerte uns sehr an Sydney, nur in klein. Erstaunlich war, dass es tagelang wie aus Eimern goss. Damit hatten wir nun nicht gerechnet.
Als letztes Etappenziel auf unserem Weg nach Sydney stand Byron Bay, das Backpacker-Mekka der Ostkueste, welches wir auf unserem Weg nach Norden ja komplett ausgelassen hatten, auf dem Plan. Dort ankommen sollten wir mit einiger Verspaetung, denn Sven liess uns das erste Mal nach 10.000 weitgehend reibungslosen Kilometern ernsthaft im Stich. Nach nur wenigen Kilometern Fahrt erlitt sein Herz mitten auf einer viel befahrenen Kreuzung Brisbanes einen Stillstand. Wiederbelebungsversuche durch einen direkt herbeigeschafften Devilibrator (Jumpstarter) blieben ergebnislos. Die Karre sprang nicht mehr an. Nachdem wir alle Werkstaetten in der Umgebung abgeklappert hatten (waren alle so beschaeftigt, dass wir ein paar Tage haetten warten muessen), blieb uns nichts anderes uebrig als den RACQ (ADAC) zu rufen. Allein das Kommen und Gucken kostete schon mal 88 Oecken, denn wir waren leider zu geizig gewesen, um uns eine Mitgliedschaft zu holen. Schuld am Herzaussetzer war der Distributor, erzaehlte uns Mechaniker I. Der Coil (fragt mich nicht was das ist) sei es nicht, der sei neu. Er rief uns dann ein weiteres RACQ-Fahrzeug von der Rapid Parts Abteilung mit dem passenden Ersatzteil. Der Wechsel sollte 300 Dollar kosten. Mechaniker II von Rapid Parts kam auch schon bald und meinte es koennte sowohl der Coil wie auch der Distributor sein. Koenne man nicht so genau sagen. Er bot uns an, erstmal den Coil zu wechseln und zu sehen was passiert. Wenns daran nicht laege, wuerd er ihn wieder ausbauen und einen neuen Dizzy einsetzen. Der Coil war ausserdem billiger, also sagten wir JA. Zwei Minuten spaeter erwachte Svens Herz zu neuem Leben und zwar besser als je zuvor. Die Sache war also klar, es lag am Coil! Problem geloest, gezahlt und ab nach Byron.
Wir wussten, dass es dort voll sein wuerde, denn es war ja Weihnachten. Leider nahm der Campingplatz, auf dem wir bleiben wollten, keine Reservierungen an und so kam es, dass wir fuer die erste Nacht keinen Schlafplatz hatten und mal wieder im Auto auf der Strasse pennen mussten. Morgens um halb 7 wurden wir auch hier wieder unsanft durch einen Ranger geweckt. War aber halb so wild, da wir eh um die Zeit aufstehen wollten, um direkt morgens einen frei gewordenen Zeltplatz zu ergattern. Klappte denn auch wie gewuenscht und wir bauten unser Zelt auf. Auf einem kleinen Cruise durch die Stadt bekamen diesmal WIR fast einen Herzinfarkt, denn Svens Herz stoppte erneut. War ein bisschen ausserhalb und so riefen wir mal wieder den ADAC, der hier jetzt NRMA heisst, weil wir in New South Wales und nicht mehr in Queensland waren. Also noch mal fuers Kommen loehnen (auch der Tarif ist hier anders, diesmal erleichterte man uns um 77 Dollar). Sven musste abgeschleppt werden und zur naechsten Werkstatt gebracht werden. Mit ein bisschen Galgenhumor dachten wir uns, dass man ja alles mal mitgemacht haben muss. Bis nachmittags wuerde Sven wieder fit sein. War denn auch so und mit einem neuen Dizzy schlug sein Herz wieder.
Der Campingplatz auf dem wir in Byron waren, ist eigentlich eher ein Hostel, auf dessen Gelaende man auch campen kann. Heisst uebrigens Arts Factory Lodge und liegt zwar ein bisschen ausserhalb vom Stadtzentrum, was aber kein Problem darstellt, da nachts bis 4 Uhr morgens alle 5 Minuten ein Bus von der Stadt zum Hostel und zurueck verkehrt. Die Arts Factory ist ein Musterbeispiel fuer die Organisation von Aktivitaeten wie Volleyball oder Pool Competitions, etc. pp. Die Stimmung im Hostel und in Byron ist durch die nahgelegene Hippie-Hochburg Nimbin ein bisschen alternativ. Was das genau heisst, kann sich jeder selbst ausmalen. Byron ist ein prima Pflaster zum Ausgehen und faul am Strand liegen. Und natuerlich zum Surfen! Wir wollten es natuerlich auch mal ausprobieren und dachten uns es waere vielleicht besser einen kleinen eintaegigen Surfkurs zu belegen um die Technik vermittelt zu bekommen. Vier Stunden fuer 40 Dollar war das guenstigste Angebot. Niemals den guenstigsten Surfkurs in Byron nehmen! Der Surflehrer war ein absoluter Freak. Verwirrt bis zum geht nicht mehr und ein Gerard Depardieu-Verschnitt. Sah genauso so aus und bewegte sich auch so. Das Surfen klappte zwar direkt im ersten Anlauf, was aber nichts heisst, da die Boards RIESIG waren (9 Feet oder 3 Meter lang). Naja, die Technik wie man sich aufschwingt und steht zeigte er uns zwar, aber nach ungefaehr einer Stunde im Wasser verschwand er und wir plantschten die naechsten zwei Stunden allein dort rum. Spass gemacht hats trotzdem. Der groesste Spass blieb aber Gerard zuzuschauen.
Weihnachten in Byron war irgendwie komisch. Trotz allergroesster Muehe kommt bei ueber 30 Grad (auch nachts) einfach nicht so die Weihnachtsstimmung auf. So sassen wir den Abend zusammen und lauschten den Klaengen von Bongos und Didgeridoos.
Am letzten Tag in Byron trafen wir dann Eduardo aus Brasilien wieder, der gerade mit zwei Maedels aus Amiland aus Surfer’s Paradise kam. Da sie als erstes nach Nimbin wollte, aenderten wir unsere Plaene kurzfristig und kamen auch noch mit, bevor wir abends nach Sydney aufbrachen. Eigentlich wollten wir ja nicht noch mal nach Nimbin, da uns das Oertchen, das wir vor ein paar Monaten auf unserem Weg nach Norden schon einmal besucht hatten, nicht so zuesagt hatte. Aber irgendwie hatten wir auch keinen Bock auf Strand und so reisten wir also ein zweites Mal in der Zeit zurueck nach ’69. Diesmal fanden wir die Stadt viel einladender vor. Die Strassen waren voll mit Touris und Hippies und es herrschte eine freundliche Stimmung. Nach ein paar Stuendchen gings wieder zurueck. Noch schnell unser Essen aus dem Hostelkuehlschrank geschnappt und dann gings ab in Richtung Sydney. Wir wollten deshalb bei Nacht fahren, da es einfach kuehler ist und man so ausserdem eine Uebernachtung im Hostel spart. In irgendeiner Stadt auf dem Weg nahmen wir einen kleinen Mitternachtssnack. Ich kaufte mir den ekeligsten Hot Dog, der je hergestellt wurde.
Montagmorgen fuhren wir mit Sven also zum Strand von Ayr. Da Ayr etwas im Landesinneren liegt, sind es bis dahin noch mal gut 10 Kilometer. Dann sahen wir das Boot. Ein monstroeses Schlauchboot mit zwei riesigen 250 PS-Aussenbordern. Praedikat: Beeindruckend! Kurzes Briefing, Ausruestung geschnappt und im 4WD runter zum Strand. Dann ging es in einem Affenzahn raus aufs Meer. Gut 40 Minuten brauchten wir bis zum Schiffswrack. Wir legten unsere Ausruestung an und dann waren wir auch schon im Wasser. Da Fabi und ich nur ein Open Water-Tauchzertifikat (bis 18 Meter) haben, musste ein Dive Instructor mit uns runter, denn die Yongala liegt in 14-28 Metern Tiefe. Ausserdem herrscht dort eine starke Stroemung, weshalb man sich beim Abstieg staendig an einem Seil festhalten muss. Was wir dann sahen, uebertraf unsere Erwartungen. Das Wrack ist uebersaet mit Korallen und ein einziger riesiger Fischschwarm aus kleinen Fischchen schwimmt staendig um das Wrack herum. Einfach Wahnsinn durch diesen Schwarm durchzutauchen. Schwaerme von grossen Fischen gibt es natuerlich auch. Ausserdem sahen wir eine Seeschlange und streichelten sie auch. Anschliessend erzaehlte uns unser Dive Instructor, dass wir gerade die viertgiftigste Schlange der Erde gehaendelt haben. Oops! Eine riesengrosse Qualle mit enormen Tentakeln schwamm auch um das Wrack herum. Auf dem Weg zurueck nach oben mussten wir zwei Stopps bei 10 und 5 Metern einlegen. Das ist eine der Besonderheiten eines Tauchgangs tiefer als 18 Meter.
Dann war der erste Tauchgang vorueber und wir bekamen einen Snack. Der bekam mir anscheinend gar nicht gut, den ploetzlich fuehlte ich mich seekrank. Ich fragte einen der Guides was man dagegen machen kann und bekam zur Antwort: „Nix! Lass es einfach raus!“ Tat ich dann auch – acht Mal! Zum Glueck konnten wir bald wieder ins Wasser fuer den zweiten Tauchgang. Der war nicht minder beeindruckend wie der erste. Ausser den vielen Fischen und der Qualle sahen wir diesmal auch ein paar Riesenschildis. Einfach putzig diese Viecher. Und so langsam! Ein tolles Taucherlebnis, das zurueck an Land mit einem BBQ beendet wurde. Das hatte ich auch bitter noetig, denn in meinem Magen war nichts zurueck gelassen worden. Die drei anderen Taucher waren uebrigens alle Dive Instructor und erklaerten uns fuer verrueckt, dass wir einen der besten Tauchgaenge ueberhaupt schon so frueh machen. Aber wer weiss wie oft man in seinem Leben noch nach Ayr kommt…
Nachmittags sind wir dann nach Airlie Beach aufgebrochen und fuehlten uns auch direkt wieder heimisch in der Stadt, wo wir vor ein paar Monaten schon mal fuer eine Woche waren. Wieder uebernachteten wir im Auto auf demselben Parkplatz. Im Unterschied zu unserem letzten Aufenthalt, als wir dort eine Woche ungestoert von jeglichen City Rangern und mit etlichen anderen Backpacker uebernachten konnten, wurden wir an diesem Morgen unsanft geweckt und gebeten unseren Schlafplatz zu raeumen, sonst muessten wir loehnen – und zwar nicht zu knapp. Die „No Camping“-Schilder hatten wir natuerlich nicht gesehen.
Der eigentliche Zweck unseres Aufenthalts in Airlie war aber, dass wir zwei deutsche Maedels von dort bis Sydney mitnehmen wollten, die auch in Home Hill waren. Haetten wir doch bloss auf all die Leute gehoert, die uns die schlimmste Zeit unseres Lebens mit den beiden prophezeit hatten. Sie haben Recht behalten, es war der Horror und wir haben das ganze nur mit ganz viel Selbstmitleid und kaltem Effizienzstreben (es ist halt billiger, wenn man sich den Sprit mit 4 Leuten teilt) durchgehalten. Keine Ahnung mehr, wie oft wir am Rande davon waren, einfach abzuhauen. Naja, in Sydney wurden wir sie zum Glueck endlich los. Leider erst nach ueber zwei Wochen unendlicher Qualen.
Unser erster Zwischenstopp auf dem Weg nach Sueden war Noosa, wo wir uns fuer zwei Naechte auf dem Campingplatz einbuchten. Auf dem Weg nach Noosa hat Sven dann ungluecklicherweise drei Viertel seines Rechten Aussenspiegels (Ja, in Australien ist das auf der Fahrerseite) verloren, weil ich um ungefaehr 4 Uhr morgens nach einer unglaublich schlechten Nacht (wir mussten, da zu viert, sitzend schlafen) auf irgendeinem Rastplatz einige hundert Kilometer vor Noosa, meinte mal probieren zu muessen, wie es so ist beim Fahren ein kleines Nickerchen zu machen. Der Aussenspiegel wurde also Opfer eines Begrenzungspostens in der Mitte zwischen beiden Fahrbahnen (weiss der Teufel wer die Teile ZWISCHEN zwei Fahrbahnen setzt). Leichtes Gegenlenken kam leider zu spaet, denn ich war einen Bruchteil einer Sekunde vorher durch das Ruetteln der „Audible Lines“ wieder wach geworden. Naja, es haette schlimmer ausgehen koennen und so war es nur der Aussenspiegel. Aber zurueck zum Thema: Noosa war dann nicht nicht so der Knaller und so fuhren denn auch weiter nach Brisbane nach unseren zwei Tagen dort.
In Brisbane wohnten wir im Homestead ein wenig ausserhalb vom Zentrum. Einfach deshalb weil es billiger war und auch gar nicht mal schlecht. Man haette vom Toilettenboden essen koennen, so sauber war der. Versucht haben wir es dennoch nicht. Nachteil von diesem Hostel war nur, dass wir spaetestens um 11 Uhr das Gelaende raeumen mussten, da wohl irgendwelche Nachbarn staendig wegen Ruhestoerung Stress gemacht haben und versuchen das Hostel zu schliessen. Ergebnis war dann, dass alle direkt vor der Einfahrt zum Hostel auf der Strasse sassen. Denn damit hatte das Hostel ja nix mehr mit uns zu tun und koennte nicht belangt werden. Was total schrecklich klingt, entpuppte sich als gar nicht mal so schlecht, weil dadurch irgendwie alle versuchten das beste aus der Situation zu machen. Also ging die Party halt auf der Strasse weiter und spaeter in einem Nachbarhaus, wo gerade eine Hausparty im Gange war und so wurden wir Backpacker einfach hereingebeten. War wohl vorher etwas zu leer auf der Hausparty. In der Kueche, die auf dem Weg zum Klo lag, fand grad irgendeine Diskussion kommunistischer Ideen zwischen ein paar baertigen Marxisten statt, wie ich auf meinem Toilettengang feststellte. Das Haus war genial gebaut, da die Gerage komplett offen war zum Wohnzimmer. Wohngarage sozusagen. Ein paar Tage spaeter war dann im Nachbarhaus auf der anderen Seite vom Hostel eine weitere Hausparty, die aber nicht so der Knaller war. Also verdufteten wir schon bald. Brisbane an sich war eigentlich nur eine weitere Grossstadt und erinnerte uns sehr an Sydney, nur in klein. Erstaunlich war, dass es tagelang wie aus Eimern goss. Damit hatten wir nun nicht gerechnet.
Als letztes Etappenziel auf unserem Weg nach Sydney stand Byron Bay, das Backpacker-Mekka der Ostkueste, welches wir auf unserem Weg nach Norden ja komplett ausgelassen hatten, auf dem Plan. Dort ankommen sollten wir mit einiger Verspaetung, denn Sven liess uns das erste Mal nach 10.000 weitgehend reibungslosen Kilometern ernsthaft im Stich. Nach nur wenigen Kilometern Fahrt erlitt sein Herz mitten auf einer viel befahrenen Kreuzung Brisbanes einen Stillstand. Wiederbelebungsversuche durch einen direkt herbeigeschafften Devilibrator (Jumpstarter) blieben ergebnislos. Die Karre sprang nicht mehr an. Nachdem wir alle Werkstaetten in der Umgebung abgeklappert hatten (waren alle so beschaeftigt, dass wir ein paar Tage haetten warten muessen), blieb uns nichts anderes uebrig als den RACQ (ADAC) zu rufen. Allein das Kommen und Gucken kostete schon mal 88 Oecken, denn wir waren leider zu geizig gewesen, um uns eine Mitgliedschaft zu holen. Schuld am Herzaussetzer war der Distributor, erzaehlte uns Mechaniker I. Der Coil (fragt mich nicht was das ist) sei es nicht, der sei neu. Er rief uns dann ein weiteres RACQ-Fahrzeug von der Rapid Parts Abteilung mit dem passenden Ersatzteil. Der Wechsel sollte 300 Dollar kosten. Mechaniker II von Rapid Parts kam auch schon bald und meinte es koennte sowohl der Coil wie auch der Distributor sein. Koenne man nicht so genau sagen. Er bot uns an, erstmal den Coil zu wechseln und zu sehen was passiert. Wenns daran nicht laege, wuerd er ihn wieder ausbauen und einen neuen Dizzy einsetzen. Der Coil war ausserdem billiger, also sagten wir JA. Zwei Minuten spaeter erwachte Svens Herz zu neuem Leben und zwar besser als je zuvor. Die Sache war also klar, es lag am Coil! Problem geloest, gezahlt und ab nach Byron.
Wir wussten, dass es dort voll sein wuerde, denn es war ja Weihnachten. Leider nahm der Campingplatz, auf dem wir bleiben wollten, keine Reservierungen an und so kam es, dass wir fuer die erste Nacht keinen Schlafplatz hatten und mal wieder im Auto auf der Strasse pennen mussten. Morgens um halb 7 wurden wir auch hier wieder unsanft durch einen Ranger geweckt. War aber halb so wild, da wir eh um die Zeit aufstehen wollten, um direkt morgens einen frei gewordenen Zeltplatz zu ergattern. Klappte denn auch wie gewuenscht und wir bauten unser Zelt auf. Auf einem kleinen Cruise durch die Stadt bekamen diesmal WIR fast einen Herzinfarkt, denn Svens Herz stoppte erneut. War ein bisschen ausserhalb und so riefen wir mal wieder den ADAC, der hier jetzt NRMA heisst, weil wir in New South Wales und nicht mehr in Queensland waren. Also noch mal fuers Kommen loehnen (auch der Tarif ist hier anders, diesmal erleichterte man uns um 77 Dollar). Sven musste abgeschleppt werden und zur naechsten Werkstatt gebracht werden. Mit ein bisschen Galgenhumor dachten wir uns, dass man ja alles mal mitgemacht haben muss. Bis nachmittags wuerde Sven wieder fit sein. War denn auch so und mit einem neuen Dizzy schlug sein Herz wieder.
Der Campingplatz auf dem wir in Byron waren, ist eigentlich eher ein Hostel, auf dessen Gelaende man auch campen kann. Heisst uebrigens Arts Factory Lodge und liegt zwar ein bisschen ausserhalb vom Stadtzentrum, was aber kein Problem darstellt, da nachts bis 4 Uhr morgens alle 5 Minuten ein Bus von der Stadt zum Hostel und zurueck verkehrt. Die Arts Factory ist ein Musterbeispiel fuer die Organisation von Aktivitaeten wie Volleyball oder Pool Competitions, etc. pp. Die Stimmung im Hostel und in Byron ist durch die nahgelegene Hippie-Hochburg Nimbin ein bisschen alternativ. Was das genau heisst, kann sich jeder selbst ausmalen. Byron ist ein prima Pflaster zum Ausgehen und faul am Strand liegen. Und natuerlich zum Surfen! Wir wollten es natuerlich auch mal ausprobieren und dachten uns es waere vielleicht besser einen kleinen eintaegigen Surfkurs zu belegen um die Technik vermittelt zu bekommen. Vier Stunden fuer 40 Dollar war das guenstigste Angebot. Niemals den guenstigsten Surfkurs in Byron nehmen! Der Surflehrer war ein absoluter Freak. Verwirrt bis zum geht nicht mehr und ein Gerard Depardieu-Verschnitt. Sah genauso so aus und bewegte sich auch so. Das Surfen klappte zwar direkt im ersten Anlauf, was aber nichts heisst, da die Boards RIESIG waren (9 Feet oder 3 Meter lang). Naja, die Technik wie man sich aufschwingt und steht zeigte er uns zwar, aber nach ungefaehr einer Stunde im Wasser verschwand er und wir plantschten die naechsten zwei Stunden allein dort rum. Spass gemacht hats trotzdem. Der groesste Spass blieb aber Gerard zuzuschauen.
Weihnachten in Byron war irgendwie komisch. Trotz allergroesster Muehe kommt bei ueber 30 Grad (auch nachts) einfach nicht so die Weihnachtsstimmung auf. So sassen wir den Abend zusammen und lauschten den Klaengen von Bongos und Didgeridoos.
Am letzten Tag in Byron trafen wir dann Eduardo aus Brasilien wieder, der gerade mit zwei Maedels aus Amiland aus Surfer’s Paradise kam. Da sie als erstes nach Nimbin wollte, aenderten wir unsere Plaene kurzfristig und kamen auch noch mit, bevor wir abends nach Sydney aufbrachen. Eigentlich wollten wir ja nicht noch mal nach Nimbin, da uns das Oertchen, das wir vor ein paar Monaten auf unserem Weg nach Norden schon einmal besucht hatten, nicht so zuesagt hatte. Aber irgendwie hatten wir auch keinen Bock auf Strand und so reisten wir also ein zweites Mal in der Zeit zurueck nach ’69. Diesmal fanden wir die Stadt viel einladender vor. Die Strassen waren voll mit Touris und Hippies und es herrschte eine freundliche Stimmung. Nach ein paar Stuendchen gings wieder zurueck. Noch schnell unser Essen aus dem Hostelkuehlschrank geschnappt und dann gings ab in Richtung Sydney. Wir wollten deshalb bei Nacht fahren, da es einfach kuehler ist und man so ausserdem eine Uebernachtung im Hostel spart. In irgendeiner Stadt auf dem Weg nahmen wir einen kleinen Mitternachtssnack. Ich kaufte mir den ekeligsten Hot Dog, der je hergestellt wurde.
DavidN - Di, 27. Dez, 14:30
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